Cornwall - das Lithiumparadies Grossbritanniens
Lithium ist ein wichtiger Rohstoff für die Herstellung von Batterien und Akkus, die unter anderem in Elektrofahrzeugen verwendet werden. Die Lithiumvorkommen in Cornwall lösen deswegen einen neuen Bergbauboom in der Region aus.
In Cornwall betreibt man seit tausenden Jahren Bergbau. In den Minen vor Ort bauen Bergbauunternehmen derzeit vor allem Kaolin ab, das für die Herstellung von Porzellan zum Einsatz kommt. Die Konzerne wollen aber nicht nur an das Kaolin im Boden von Cornwall, denn in den Minen ist auch Lithium zu finden. Lithium ist unter anderem für die Elektrifizierung des Verkehrs unerlässlich, da es ein wichtiger Bestandteil von Akkus und Batterien ist.
Kein Einsatz giftiger Chemikalien
In Zusammenarbeit mit British Lithium will der französische Bergbaukonzern Imerys in den Hügeln hinter Saint Austell, einer Ortschaft in Cornwall, eine Lithiumverarbeitungsanlage errichten. Wie "SRF" schreibt, investierte British Lithium 12 Millionen Euro in eine Testanlage, um ein neues Verfahren zur Lithiumgewinnung zu entwickeln. Dieses soll elektromagnetisch funktionieren und ohne giftige Chemikalien auskommen, wie der Geschäftsführer von British Lithium, Andrew Smith, gegenüber "SRF" sagt. Damit wolle der Geschäftsführer Bedenken von Umweltgruppen zuvorkommen. In Südamerika zum Beispiel nutzen die Konzerne chemische Verfahren zum Abbau des Lithiums, die grosse Umweltschäden verursachen.
In Saint Austell liegen derzeit stillgelegte Kaolingruben, welche Imerys und British Lithium für die Gewinnung von Lithium wiederbeleben wollen. "Unsere Lithium-Produktionsanlage wird zwischen 12 und 14 Fussballfelder gross sein", sagt Andrew Smith gegenüber "SRF". Laut ihm sollen bis zu 700 Millionen Euro in die Anlage investiert werden. Gemeinsam wollen British Lithium und Imerys genug Lithium für bis zu 500’000 Elektroautos abbauen, wie "BBC" schreibt. Die Mine soll bis zu 30 Jahre lang in Betrieb sein und rund 300 neue Stellen in Saint Austell schaffen. Zur Entwicklung der Pläne für die Produktionsanlage führen die Konzerne bereits seit 2017 Testbohrungen durch.
Skepsis bei Umweltgruppen
Die Pläne der Bergbaukonzerne kommen in der Lokalpolitik gut an. "Der Lithiumabbau ist ein logischer Schritt", sagt Regionalrätin Loveday Jenkin gegenüber "SRF". Ein Wermutstropfen fällt der Regionalrätin jedoch ein. "Am besten wäre es aber, wenn das Lithium in Cornwall zu Batterien verarbeitet würde, statt es weit weg zu verfrachten und später in teuren Autos wieder zurückkaufen zu müssen."
Etwas kritischer sieht Nichola Andersen vom Klimanetzwerk Cornwall die Situation. "Wir wissen noch zu wenig darüber, wo das Gestein deponiert werden soll und welche Auswirkungen dies auf die Umwelt haben wird." Das Klimanetzwerk Cornwall verlangt eine transparente Information der lokalen Bevölkerung über die Auswirkungen des Lithiumabbaus. British Lithiums Firmenchef plane derweil, Informationsnachmittage in den nächsten Wochen durchzuführen. Zudem verspricht er, dass die Lithiumfabriken mit erneuerbarem Strom betrieben würden. "Da wir keine giftigen Chemikalien einsetzen, können wir das übrig gebliebene Gestein vor Ort deponieren." Die so nach dem Abbau wieder aufgefüllten Gruben wolle British Lithium renaturieren.
Das in Cornwall gewonnene Lithium wird übrigens nicht in Elektroautos von Apple zum Einsatz kommen, da der US-Konzern sein E-Auto-Projekt Titan abbricht. Mehr dazu lesen Sie hier.