Emmanuel Serot Almeras im Interview

Was die Zusammenführung von WMF und der Groupe SEB für den Schweizer Markt bedeutet

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Emmanuel Serot Almeras ist seit November 2023 General Manager von Groupe SEB DACH. Im Interview spricht er über die ­Integration der verschiedenen Unternehmenskulturen von WMF und Groupe SEB, Herausforderungen im Direktvertrieb und ­Expansionsstrategien in den Bereichen Kaffeevollautomaten und Outdoor BBQ.

Emmanuel Serot Almeras, General Manager, Groupe SEB DACH. (Source: zVg)
Emmanuel Serot Almeras, General Manager, Groupe SEB DACH. (Source: zVg)

Wie zufrieden sind Sie mit der bisherigen Entwicklung von Groupe SEB DACH, seit Sie die Region im November 2023 offiziell übernommen haben?

Emmanuel Serot Almeras: Ich bin sehr zufrieden. Wir haben in Marktanteilen zugelegt und sind in wichtigen Kategorien wie Töpfen und Pfannen, Kaffeevollautomaten und Heissluftfritteusen gewachsen. Besonders stolz bin ich auf den Zusammenhalt und die Energie, die wir in die Organisation gebracht haben. Unsere Teams, also WMF und Groupe SEB, arbeiten nun enger zusammen und unsere Handelspartner schätzen die vielfältigen Lösungen, die wir anbieten.

Vor Ihrer Amtszeit gab es anscheinend einige Unzufrieden­heiten. Was hat sich geändert?

Ich kann nur die Zeit seit meinem Eintritt beurteilen, aber klar ist, dass wir jetzt stärker sind, weil wir enger zusammenarbeiten. Früher gab es für WMF und Groupe SEB zwei getrennte Organisationen, jetzt haben wir eine einheitliche Struktur, die es uns ermöglicht, Best Practices zu teilen und zu nutzen. Durch die Zusammenführung sind wir heute viel schlagkräftiger.

Wie schwierig war es, die unterschiedlichen Unternehmenskulturen zu integrieren, insbesondere die deutsche Kultur von WMF und die französische Kultur von Groupe SEB?

Es war definitiv eine Herausforderung. Kulturen zu integrieren ist ein fortlaufender Prozess, der nicht über Nacht geschieht. Wir haben eine Vision entwickelt und arbeiten kontinuierlich daran, das Team um diese Vision herum zu engagieren. Kommunikation ist dabei entscheidend. Wir veranstalten viele Townhalls und verschicken regelmässig Newsletter, um alle auf dem Laufenden zu halten. Es geht auch darum, Erfolge zu teilen, gemeinsam zu feiern und die Teams zu motivieren. Inzwischen sehen wir, dass die Teams enger zusammengewachsen sind und voneinander lernen.

Was sind die grössten Herausforderungen in Ihrer Rolle als General Manager der DACH-Region?

Eine der grössten Herausforderungen ist das Management des kontinuierlichen Wandels und der Transformation. Wir möchten das Unternehmertum und die Agilität beibehalten, die mit unserer neuen Organisation einhergehen. Es ist wichtig, dass die Mitarbeitenden nie in eine Komfortzone geraten, sondern immer wieder neue Ansätze und Initiativen entwickeln. Anerkennung und Motivation spielen dabei eine zentrale Rolle.

Wie würden Sie Ihren Führungsstil beschreiben?

Mein Führungsstil basiert auf Leidenschaft, Teamgeist und der Entwicklung von Mitarbeitenden. Ich glaube fest daran, dass wir im Team stärker sind und gemeinsam bessere Entscheidungen treffen. Ich investiere auch viel Zeit in die Rekrutierung unserer Mitarbeitenden.

Sind Sie ein Micro-Manager?

Das sollten Sie am besten meine Teams fragen (lacht). Ich versuche, die Vision klar zu setzen und dann die Verantwortung zu delegieren. Vertrauen ist ein wesentlicher Bestandteil meines Führungsstils, aber Vision und Prozesse müssen klar sein, damit die Teams erfolgreich arbeiten können. 

Lassen Sie uns über den Vertrieb sprechen. An der Presse­konferenz hier bei WMF in Geislingen haben wir gehört, dass Sie den Direct-to-Consumer-Kanal als tragende Säule Ihrer Vertriebsstrategie sehen. Wie reagieren Ihre Handelspartner auf die Stärkung des Direktvertriebs?

Unsere Priorität ist eine Multi-Channel-Strategie. Wir möchten unseren Kunden die Möglichkeit geben, unsere Produkte überall zu finden, sei es online, offline oder direkt bei uns. Der Direktvertrieb ist ein wichtiger Bestandteil davon. Durch exklusive Angebote und Services können wir unseren Kunden ein besonderes Einkaufserlebnis bieten. Der Direktvertrieb ermöglicht es uns auch, wertvolle Daten und Einblicke zu gewinnen, die wir mit unseren Handelspartnern teilen können. Das schätzen sie sehr, da diese Insights ihnen helfen, ihre eigenen Strategien zu verbessern. Das Ziel ist, eine kohärente und wertschöpfende Strategie über alle Kanäle hinweg umzusetzen. 

Wie wettbewerbsfähig sind Ihre eigenen Kanäle im Vergleich zu den indirekten Vertriebskanälen?

Wir verfolgen eine kohärente kommerzielle Strategie. Die Preise in unseren eigenen Kanälen sind nicht darauf ausgelegt, die indirekten Kanäle zu unterbieten. Stattdessen bieten wir exklusive Angebote, Services und Inhalte, die die Einkaufserfahrung bereichern. Es geht darum, den Kunden einen Mehrwert zu bieten, der über den Preis hinausgeht.

Groupe SEB möchte in den Outdoor-BBQ-Bereich mit Premium-­Grills unter der Marke WMF vordringen. Welche Strategie steckt dahinter und wie soll dieses Vorhaben ­angesichts der Konkurrenz durch Weber, Outdoorchef, Campinggaz etc. gelingen?

Auch für den BBQ-Bereich haben wir eine klare Vision: Neben der Marke Tefal, mit der wir die Marktführerschaft für Indoor-Grillen innehaben, werden wir WMF als Premium-Outdoor-Grill-Marke aufbauen. Der BBQ-Markt ist ein grosser und attraktiver Markt. Immer mehr Konsumentinnen und Konsumenten greifen inzwischen zu Gas- oder Elektrogrills, und genau hier haben wir als Groupe SEB schon einiges an Produkten zu bieten. Zwar gibt es Platzhirsche, aber Neuentwicklungen gibt es immer seltener. Genau hierin, in marktdurchdringenden Innovationen, liegt schon immer eine grosse Stärke der Groupe SEB. So werden wir unsere bereits starke Position mit weiteren Innovationen ausbauen. Ein Beispiel dafür sind die WMF-Neuheiten, die für den Frühling 2025 geplant sind.  

WMF wollen Sie ausserdem als Marktführer im Bereich Premium-Kaffeevollautomaten etablieren. Wie realistisch ist dies im sehr reifen Kaffeevollautomaten-Markt in der Schweiz mit den Marktführern DeLonghi und Jura?

Unsere Branche ist immer wieder von beachtlichem Wandel geprägt. Akkustaubsauger, Saugroboter, Kontaktgrills und zuletzt auch Heissluftfritteusen sind Kategorien, in denen Innovationen zu drastischen Markt- und Marktanteilsveränderungen geführt haben. Ähnliches kann auch auf dem Markt der Kaffeevollautomaten geschehen, wenn ein neuer Player in den Markt eintritt. Wir werden mit unseren Innovationen und unserer Pre­miummarke alles daransetzen, der neue Platzhirsch zu werden.

Bleiben wir beim Schweizer Markt: Wie zufrieden sind Sie mit der aktuellen Performance von Groupe SEB in der Schweiz?

Ich bin sehr zufrieden mit der bisherigen Performance und dem Engagement des Teams. Wir haben eine führende Position in bestimmten Kategorien erreicht und sehen noch grosses Potenzial für weiteres Wachstum. Die Zusammenarbeit zwischen den Teams in der Schweiz, Deutschland und Frankreich ist ein entscheidender Faktor für unseren Erfolg.

Welche Ziele haben Sie für den Schweizer Markt?

Wir wollen unsere starken Produktkategorien weiter ausbauen und in neuen Kategorien wie Bodenpflege und vollautomatischen Kaffeemaschinen Marktführer werden. Ausserdem möchten wir unsere Position im Bereich der vernetzten Küche stärken und das Segment Outdoor-BBQ als neues Geschäftsfeld etablieren. Unsere Vorgehensweise basiert auf einer starken Zusammenarbeit mit unseren Handelspartnern und der kontinuierlichen Verbesserung der Kundenerfahrung sowohl online als auch offline.

Sie haben nun WMF und Groupe SEB in der DACH-Region in eine Organisation integriert. Welche Auswirkungen hat das auf die Art und Weise, wie Sie die Schweizer Markt­organisation führen?

Es geht mir nicht darum, die Autonomie zu reduzieren, sondern vielmehr darum, die Synergien zu maximieren. Wir haben starke Teams in der Schweiz, die von den Ressourcen und dem Know-how des gesamten DACH-Raums profitieren können. Es ist wichtig, dass die Teams eng zusammenarbeiten und Best Practices austauschen, um erfolgreich zu sein. Diesem Grundgedanken folgt auch Jose Duque, der nach vielen weiteren Positionen innerhalb der Groupe SEB seit August in seiner neuen Rolle als Country Manager in der Schweiz tätig ist. Mit seiner umfangreichen Erfahrung und seinem frischen Blick wird er zweifelsohne eine wertvolle Bereicherung für die Neuorganisation sein und massgeblich zur definierten Zielerreichung beitragen.


Persönlich
Emmanuel Serot Almeras ist seit November 2023 als General Manager für die Vertriebs- und Vermarktungsaktivitäten aller Consumer-Marken der Groupe SEB im DACH-Raum verantwortlich. 
Serot Almeras arbeitet mit einer Unterbrechung von drei Jahren in unterschiedlichen Managementfunktionen seit rund 20 Jahren für Groupe SEB. Von 2016 bis 2019 war er General Manager für den türkischen Markt, danach verantwortete er als Senior Vice President die Region Eurasien, später Nord- und Osteuropa, bis er schliesslich die DACH-Region übernahm. 
Serot Almeras hat Betriebswirtschaft studiert und verfügt über 29 Jahre ­internationale Erfahrung in verschiedenen Management-, Marketing- und Vertriebsfunktionen in Kanada, Frankreich, Indien, der Türkei und den USA.

Webcode
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