UBS glaubt an Plastik, Mastercard ans Smartphone
Die IG Schweizer Kartenanbieter hat zu einem Roundtable geladen. Thema: Die Zukunft des bargeldlosen Zahlens. Am Anlass referierten ein UBS-Mann und der Geschäftsführer von Mastercard Schweiz. Nicht immer waren sie einer Meinung.
Nicht erst seit Apple seinen Bezahldienst Apple Pay angekündigt hat, geht in der Payment-Branche die Angst vor möglichen neuen Konkurrenten mit disruptiven Geschäftsmodellen um. Die etablierten Marktteilnehmer, insbesondere Kreditkartenherausgeber, müssen damit rechnen, dass ihnen Internet- und Technologieunternehmen wie Google, Facebook, Apple oder Samsung in Zukunft den Markt streitig machen. Paypal machte ja bereits vor, wie man mit alternativen Payment-Modellen den Onlinehandel erobern kann. Doch disruptive Payment-Apps waren eigentlich nicht das Thema am Medien-Roundtable, zu dem die IG Schweizer Kartenanbieter, cashless.ch, eingeladen hatten.
Dennoch wurde Constantin Bregulla, Managing Director Card & POS Solutions bei der Grossbank UBS, die selbst auch Kartenherausgeberin ist, in seinem Vortrag nicht müde, zu wiederholen, dass es bis jetzt kein disruptives, mobiles Geschäftsmodell für alternative Payment-Lösungen gebe. Bis 2020 sei auch keines in Sicht, welches das Kreditkartengeschäft ernsthaft in Bedrängnis bringen werde.
NFC vor flächendeckender Akzeptanz
Auch an E-Wallets glaubt Bregulla nicht. "Solche Initiativen sind immer wieder gescheitert." Prominente Beispiele seien Google Wallet oder das Square Wallet. "Wenn ich sehe, was die Leute alles in ihren Portemonnaies mit sich herumtragen, wundert es mich auch nicht, dass diese Projekte gescheitert sind."
Der Grund für das Scheitern ist laut Bregulla auch, dass es "nicht so einfach ist, zu kopieren, was Visa, Mastercard und Maestro geschaffen haben". "Eine Payment-Lösung global aufzubauen, ist eine Herkulesaufgabe." Die Kunden würden zudem verlangen, dass eine neue Lösung mindestens gleich gut oder besser sei als bereits bestehende Lösungen. An einen Boom beim Mobile-Payment will Bregulla auch nicht glauben.
Dass die beiden Marktleader im Smartphone-Geschäft, Apple und Samsung, praktisch alle ihre Geräte mit NFC-Technologie ausstatten, dürfte NFC allerdings zu flächendeckender Akzeptanz verhelfen. Die Nutzung einer App an der Migroskasse statt dem Zücken der physischen Karte wäre dann nur noch ein kleiner Schritt.
In-App-Zahlungen als Treiber für Mobile Payment
Im Zusammenhang mit NFC gesteht Bregulla Apple Pay zwar zu, dass dieses "einen Boost für NFC bringen könnte und das sei auch gut so. "Ob es aber nachhaltig ein Erfolg wird, da bin ich mir nicht sicher." Dafür muss es seiner Ansicht noch "einige Verbesserungen" geben.
Deshalb glaubt Bregulla nicht daran, dass die Leute ihre Plastikkarte gegen eine App eintauschen. Ganz im Gegensatz zu Guido Müller, welcher der Ansicht ist, dass sich der Mobile-Boom sehr wohl auf das Geschäft der Kartenherausgeber auswirken wird. In seinem Referat nannte er genau den Mobile-Trend, der das Konsumentenverhalten weithin prägen werde. In-App-Zahlungen seien der Treiber für Mobile Payment und genau das sei auch die Revolution bei Apple-Pay. "Die Kartenanbieter würden gut daran tun, die positive Entwicklung beim kontaktlosen und mobilen Bezahlen zu antizipieren. Es kann plötzlich sehr schnell gehen."
Bei Mastercard "planen wir für eine Welt, in welcher jedes mobile beziehungsweise vernetzte Gerät potenziell ein 'Commerce Device' ist. Konsumenten werden ihre Geräte entweder gegen einen Kartenleser 'tappen', durch einen Klick in einer Händler-Applikation eine Zahlung auslösen – im Browser oder In-App – oder etwa durch neue Lösungen wie Masterpass mit dem Kassensystem des Händlers interagieren."
Bargeld-Zahlungen werden seltener
Übrigens: Zahlen via NFC dürfte sich an den rund 100'000 in der Schweiz aktiven Kartenterminals wohl in den nächsten Jahren tatsächlich durchsetzen: "Alle ab 2016 ausgelieferten Terminals sollen von Anfang an NFC-fähig sein. Bis 2020 werden auch alle weiteren Terminals gegen NFC-fähige Terminals ausgetauscht sein", sagte Mastercard-Schweiz-Chef Guido Müller am Medienroundtable.
"Durch die steigende Nutzung von kontaktlosem und mobilem Bezahlen werden Schweizer zudem immer seltener mit Bargeld bezahlen. Das ist die Erfahrung aus zahlreichen anderen Märkten", erklärte Müller. Darin waren sich Bregulla und Müller dann wieder einig.