Mystery-Shopping: Heimnetzwerk-Experte gesucht
Heimnetzwerke mit NAS kommen immer mehr in Mode. Wie Fachhandel und Discounter zu diesem Thema beraten, hat CEtoday in Begleitung von Mysteryshopperin Astrid T. überprüft. Eines vorweg: Weder bei Digitec oder Saturn, noch bei EP- oder Interfunk-Fachhändlern fanden sie die Beratung auf Expertenniveau.
Astrid T. und ihre Freundin tauschen sich gerne bei Kaffee und Kuchen über das aktuelle Tagesgeschehen und die neusten Errungenschaften in ihren Haushalten aus. Beim letzten Treffen erzählte Astrid von ihrem neuen Sonos-Multi-Room-System, das sie sich vor einem Monat beschaffte. Damit könne sie gleichzeitig in verschiedenen Zimmern Musik hören. Ihre Freundin war hellauf begeistert und wollte wissen, ob es auch möglich sei, statt Musik zum Beispiel Filme in einer Datenbank zentral zu verwalten und auf die verschiedensten Ausgabegeräte zu streamen. Schliesslich würden ihre Kinder über eine enorme Anzahl an aktuellen Filmen verfügen, während der Ehemann eine gut gepflegte Sammlung mit Klassikern unterhielte.
Kein Problem, sagte sich Astrid, das würde sie für ihre Freundin in Erfahrung bringen. Nach drei Runden Mysteryshopping mit CEtoday war sie selbst ja schon halb Expertin. Ihre Freundin brauchte in ihrer Viereinhalbzimmerwohnung ein Heimnetzwerk mit passendem NAS fürs Speichern von Musik, Fotos und Filmen. Auch ein schneller Internetanschluss müsste noch her, damit auch der Zugang zu Online-Videotheken sichergestellt wäre. Zur Vermeidung von Kabelsalat empfahl Astrid T. ihrer Freundin zudem WLAN für die Vernetzung der verschiedenen Endgeräte.
So machte sich Astrid im Auftrag ihrer Freundin auf Shoppingtour. Viel mehr als 1000 Franken dürfte die Ausstattung für die Heimvernetzung aber nicht kosten. In Begleitung von CEtoday besuchte Astrid also Digitec, Saturn, EP- und Interfunk-Fachhändler.
Digitec empfiehlt den Gang zum Fachmann
Bei Digitec angekommen, zog Astrid eine Nummer und wartete, bis sie an der Reihe war. Dieses Prozedere kannte sie bereits von der örtlichen Poststelle. Als sie aufgerufen wurde, erklärte sie dem Verkäufer ihren Wunsch, worauf dieser sie sogleich an einen erfahrenen Mitarbeiter verweisen wollte, der aber nicht aufzufinden war. Also versuchte er sich trotzdem in der Heimnetzwerk-Beratung und empfahl W-LAN-Router von Netgear, Zyxel oder AVM Fritz ab 140 Franken. Damit könne man nichts falsch machen.
Plötzlich stand der Filialleiter hinter dem Verkäufer und schaute ihm über die Schultern. Als er sich in das Verkaufsgespräch einmischte, überliess ihm der Verkäufer dankbar die weitere Beratung. Trotz vollem Laden nahm sich der Filialleiter rund eine Viertelstunde Zeit und erkundigte sich, wo und wie das Heimnetzwerk eingesetzt werden solle. Er warnte davor, wie schwierig eine eigene Installation des Heimnetzwerkes sein könne. Deshalb sei der Gang zum Fachmann nicht verkehrt. Er empfahl ein NAS-Gerät von Synology ab 220 Franken. Astrid habe die Wahl zwischen einem Gerät mit oder ohne eingebaute Festplatte. Am besten würde sie deshalb auf der Synology-Homepage nach ihrem Wunschgerät suchen, lautete sein Rat. Dazu komme noch ein Powerline-Adapter für die Übertragung auf das NAS-Gerät ab zirka 50 Franken. Falls sie sich entschieden habe, könne sie die Geräte gleich online auf Digitec.ch bestellen. Mit den gesammelten Informationen verliess Astrid das Geschäft. Sie hätte sich gewünscht, der Verkäufer hätte ihr die Geräte persönlich erklären können, statt auf die Webseite des Herstellers zu verweisen. Sie machte sich auf den Weg zu ihrer nächsten Station: Saturn.
Auf Onlinerecherche geschickt
Dort angekommen wartete Astrid rund 15 Minuten auf Beratung. Zwar waren nicht viele Kunden anwesend, die wenigen Verkäufer wurden aber regelrecht belagert. Als schliesslich ein Verkäufer frei war, nahm sich dieser gut zehn Minuten Zeit für eine Beratung. Während dieser Zeit erkundigte er sich nach den Bedürfnissen, interessierte sich aber nicht für den Einsatzort, weshalb er auch auf die Frage nach einem Powerline-Adapter nicht einging. Für den Internetanschluss gebe es etliche Modems mit integriertem Router. Hier habe sie die freie Wahl ab zirka 100 Franken. Der Verkäufer erklärte, was NAS-Systeme böten, verwies stattdessen aber auf eine externe Festplatte von Qnap mit Cloud-Funktion für rund 480 Franken. Diese biete dieselben Funktionen wie ein NAS-Gerät. Plötzlich drängte der Verkäufer zum Abschluss und verwies auf die Media-Markt-Webseite, als Astrid noch Fragen stellte. Dort könne sie die Geräte vergleichen. Enttäuscht verliess Astrid das Geschäft, wieder wurde sie auf Onlinerecherche geschickt. Sie hoffte auf ausführlichere Beratung beim Fachhändler.
Abwesende Experten beim Fachhändler
Beim EP-Fachhändler musste jemand Zeit für eine kompetente Beratung haben, dachte sich Astrid. Die Chancen dafür waren gut, Kunden waren keine im Laden. Der Verkäufer erklärte, für Heimnetzwerke gebe es verschiedene Geräte von unterschiedlichen Herstellern, weshalb sie ein Fachmann beraten sollte. Ihr interner Fachmann für Heimnetzwerke sei aber zurzeit nicht anwesend, er werde sich aber per E-Mail mit einer Preisofferte melden. Bis zum Redaktionsschluss vier Tage nach dem Besuch hatte Astrid allerdings noch keine Antwort erhalten. Für genügend Bandbreite empfahl der Verkäufer ein Abo von UPC Cablecom. Das Modem mit integriertem Router würde der Telko bereitstellen. Er zeigte in einer UPC-Cablecom-Broschüre auf, wie schnell die Verbindung im Vergleich zum Angebot der Swisscom sei und verwies als Zusatzverkauf auf das Paket mit Digital-TV und Telefonanschluss. Schliesslich profitiere Astrid von einem günstigeren Angebot, falls sie sich für das Kombipaket entscheide. Astrid bedankte sich für die knapp fünfminütige Beratung und versuchte ihr Glück bei einem weiteren EP-Fachhändler. Irgendwo musste doch ein Experte für Heimnetzwerke zu finden sein.
Doch auch beim zweiten EP-Fachhändler war kein Experte anwesend. Eine Verkäuferin verwies Astrid an eine Mitarbeiterin offenbar mit mehr Erfahrung. Als Astrid ihr Anliegen äusserte, erklärte die Frau, dass sie dafür eine interne Expertin hätten, die aber zurzeit leider nicht anwesend sei. Für die Installation eines Heimnetzwerks sei es zudem am Besten, wenn ein Installateur vorbeikomme und den Einsatzort inspiziere. Das wäre aber frühestens in einer Woche möglich. Astrid erklärte, dass die Wohnung ihrer Freundin viereinhalb Zimmer gross sei und eine gewöhnliche Architektur biete. Deshalb sei ein Besuch vom Installateur nicht nötig. Eine schriftliche Offerte per E-Mail genüge. Auch hier wollte man ihr eine Offerte nachreichen. Nach fünf Minuten verliess Astrid das Geschäft. Bis zum Redaktionsschluss vier Tage nach dem Besuch hatte Astrid allerdings noch keine Antwort erhalten. Etwas entnervt nahm Astrid ihr letztes Ziel ins Visier.
Keine Geräte auf Lager
Beim Interfunk-Fachhändler angekommen staunte Astrid erst einmal über den gerammelt vollen Laden. Dennoch fand in der Audio-Abteilung ein Verkäufer rund zwanzig Minuten Zeit für eine Beratung. Nachdem Astrid ihren Wunsch geäussert hatte, erkundigte sich der Verkäufer nach dem Einsatzort. Modem und Router würden sie nicht verkaufen, sagte er, dafür müsse sie zu Swisscom oder UPC Cablecom. Das verwunderte Astrid, schliesslich klebte am Schaufenster Werbung von UPC Cablecom. Ein NAS-Gerät hätten sie auch nicht an Lager und auch keines in der Ausstellung. Ihr Lehrling hätte diesen Sommer aber über NAS-Geräte seine Abschlussarbeit geschrieben. Diese Arbeit zeigte der Verkäufer Astrid. Offenbar hatte der Lehrling Ahnung davon.
In seiner Arbeit verglich er zwei NAS-Geräte und listete die jeweiligen Vor- und Nachteile auf. Das NAS, das in dem Vergleich besser abschnitt war ein Modell von Synology und sollte 320 Franken kosten. Der Verkäufer zeigte das NAS-Gerät, das für das Ladengeschäft im Einsatz ist. Dazu benötige Astrid ein Abspielgerät. Er empfahl als Zusatzverkauf das Multi-Room-System von Sonos, das er ausführlich erklärte. Als Astrid die Kostenfrage stellte, erwähnte er nochmals die Vorteile des Sonos-Systems. Falls sich Astrid für einen Kauf entscheiden sollte, müsste der Fachhändler das NAS-Gerät beim Lieferanten bestellen. Deshalb solle Astrid ihren Kauf telefonisch zusichern.
Astrids Fazit der Heimnetzwerk-Beratung fällt negativ aus. Während die Kunden nach Heimnetzwerken verlangen, sind zumindest die besuchten Händler noch nicht im Vernetzungsgeschäft angekommen. Auch scheint an der Verkaufsfront das nötige Expertenwissen in der Breite noch zu fehlen. Bei Saturn empfahl der Verkäufer Eigenrecherche statt kompetente Beratung zu bieten. Der Filialleiter von Digitec verwies auf den Fachhandel. Doch auch dort fand Astrid keine Beratung mit Expertenformat. So auf die Schnelle zu einem brauchbaren Heimnetzwerk zu kommen, scheint schwieriger als erwartet. Was würde sie ihrer Freundin nun empfehlen? Vielleicht macht Astrid noch einen Versuch. Aber dann wohl beim Telefoninstallateur.