ISE 2024: MMTS zmörgelet mit Blackman in Barcelona
Der Berufsverband MMTS hat an der ISE 2024 in Barcelona sein drittes Branchenfrühstück veranstaltet. ISE-Managing-Director Mike Blackman sprach über die Zukunft der Messe, während der Verband über den Berufsnachwuchs informierte.
Wenn die ISE in Barcelona ihre Tore öffnet, ist Multimedia Tec Swiss (MMTS) natürlich auch wieder vor Ort. In diesem Jahr veranstaltete der Schweizer Berufsverband zum dritten Mal seinen Frühstücksevent im Rahmen der Leitmesse im Bereich Pro-AV und Digital Signage.
141 Personen hatten sich dafür angemeldet. "Das sind 22 mehr als im vergangenen Jahr", sagte MMTS-Vizepräsident Markus Haller, als er die Gäste begrüsste. Seitdem sind auch 31 neue Verbandsmitglieder hinzugekommen.
Grösser, aber nicht länger
Bei der Begrüssung dabei war auch Mike Blackman, Managing Director der ISE. Im Gespräch mit Haller erwähnte Blackman auch den Bau der neuen Halle 0. Diesen Neubau hatte Blackman bereits an der Eröffnungs-Pressekonferenz angekündigt. Gegenüber dem MMTS enthüllte er aber noch ein paar zusätzliche Details. Demnach wird die ISE erstmals in 2027 die neue Halle besetzen. Der Bau soll Ende 2026 abgeschlossen sein.
ISE-Managing-Director Mike Blackman am MMTS-Event in Barcelona. (Source: Netzmedien)
"Und wenn auch diese Halle voll ist?", fragte Blackman rhetorisch. "Das wäre doch ein schönes Problem", scherzte er. Die ISE sei die zweitgrösste Messe in Barcelona. "Nur der Mobile World Congress ist im Moment noch grösser", sagte er lächelnd. "Barcelona will uns behalten und wir wollen hier bleiben."
Damit sprach Blackman auch das Gerücht an, dass die ISE wieder nach Amsterdam zurückkehren wolle. Das sei aber gar nicht mehr möglich. "Es gibt nur noch 6 Messezentren in Europa, die gross genug sind für die ISE", sagte Blackman. Die alte Heimat in Amsterdam, das RAI, gehört nicht dazu. "Und wir wissen, dass die Besucherinnen und Besucher das Wetter hier in Barcelona besser mögen, deshalb bleiben wir hier", scherzte Blackman.
Die Messe aufgrund des Besucherandrangs um einen Tag zu verlängern, sei aktuell noch kein Thema. Eine 5-tägige Messe sei sehr lang für die Aussteller, die schliesslich ja auch noch ihr Alltagsgeschäft nebenbei bestreiten müssen. Und trotzdem: In 4 Tagen könne man nicht die ganze Messe sehen. Sollte die Branche es wünschen, werde die ISE eine Verlängerung um einen weiteren Tag prüfen.
Die Anforderungen von 3-D-Audio
Teil des Frühstücksprogramms war auch ein Fachreferat von Robert Schulze, Project Manager Audio bei Hartmann, Mathias und Partner. In seinem Vortrag brachte er dem Publikum das Thema 3-D-Audio näher. In Laborumgebungen sei das einfach, aber in der realen Welt teilweise kaum umsetzbar, weil da Faktoren wie die Bausubstanz, der Denkmalschutz und weitere mitmischen würden.
Robert Schulze, Project Manager Audio bei Hartmann, Mathias und Partner. (Source: Netzmedien)
Ein wichtiger Bestandteil von 3-D-Audio sei das Raumgefühl. Menschliche Ohren können identifizieren, woher ein Geräusch kommt. Das könne man auch künstlich abbilden. Dafür müsse man unter anderem die Nachhallzeiten manipulieren. Einerseits mechanisch mit Absorbern, Vorhängen und zusätzlichen Räumen. Und andererseits auch mit virtueller Akustik über Lautsprecher.
Um die Fähigkeit des menschlichen Gehörs auszunutzen, Geräuschquellen zu unterscheiden - Stichwort: binaurales Hören - müsse man diesen Effekt mit Laufzeit, Pegel und Phase nachbilden. Für eine reine Effektbeschallung seien Kunden aber möglicherweise nicht bereit, zusätzlich Geld zu investieren. Die Technologie sei jedoch sinnvoll in Mehrzweckräumen ohne feste Bühnenpositionen.
Die grösste Schere beim Planungsprozess sieht Schulze zwischen den technischen und den ästhetischen Anforderungen - da eine derartige Installation viele Lautsprecher erfordere. Eine eierlegende Wollmilchsau gibt es gemäss Schulze hier nicht. Deshalb müsse man wirklich jedes Mal die exakte Anwendung prüfen und das Projekt entsprechend planen und gestalten.
Schnuppern in VR
Der Verband selbst hatte auch einiges zu berichten. So stellte Co-Geschäftsführer Roger Duss etwa das neue Angebot für ein virtuelles Berufsmarketing vor. Um auch einer jüngeren Generation "unseren tollen Beruf besser zu vermitteln", sagte Duss.
Roger Duss, Co-Geschäftsführer von MMTS. (Source: Netzmedien)
Um einen Einblick in die Tätigkeit der Branche zu geben, können Interessierte in einer VR-Umgebung dies nun selbst ausprobieren. Aktuell bietet der MMTS drei Module an: CE, Kommunikationsnetzunternehmen und Pro-AV. Bei letzterem lerne man etwa, wie man eine LED-Wand in ein Auditorium einbaut. Sämtliche Module sind auf Deutsch und Französisch erhältlich. Weitere sind in Entwicklung und in Planung.
Der Verband hat vier VR-Brillen, die man beispielsweise für Schnnuppertage oder Kundenanlässe mieten kann. Will ein Verbandsmitglied eine Brille für Berufsmarketing mieten, übernimmt der Verband die Kosten (Nicht-Mitglieder zahlen 150 Franken). Für einen Kunden- oder Firmenanlass kostet die Miete pro Bestellung 150 Franken (beziehungsweise 300 für Nicht-Mitglieder).
Der MMTS bietet auch die Option an, eine eigene VR-Brille mit dem Funktionspaket zu erwerben. Dies würde einmalig 1200 Franken kosten und zusätzlich noch jährliche Hostingkosten von 200 Franken.
Neuer Bildungsplan ab August
Über das Thema Bildung sprach anschliessend auch MMTS-Präsident Christoph Widler. "Ab August 2024 werden Multimediaelektroniker und -elektronikerinnen (MME) nämlich nach dem neuen Bildungsplan ausgebildet", sagte er.
Christoph Widler, Präsident des MMTS-Verbands. (Source: Netzmedien)
"Wir haben alle Hürden überwunden und alle Freigaben der Ämter erhalten und müssen nun nur noch die Inhalte des ersten und zweiten Lehrjahres finalisieren", sagte Widler. "Also bildet MMEs aus mit dem revidierten Beruf."
Die Totalrevision hatte der Verband bereits 2022 angekündigt. In diesem Jahr treten die Änderungen in Kraft. Alte Themen wie Analog- oder Satellitentechnik sollen künftig weniger Bedeutung haben in der Ausbildung. Dafür stärke die neue Ausbildung Themen wie Netzwerktechnik, Streaming und Broadcasting. Auf der Website bietet der Verband verschiedene Informationsmaterialien und -videos dazu an.
Kurse für Quereinsteiger und Party bis in die Morgenstunden
Das nächste grosse Projekt ist die höhere Berufsbildung. Diese soll ab 2028 oder 2029 bereit stehen. Die höhere Berufsbildung ist die Anschlusslösung für die neuen Lernenden, die bis dann ihre Ausbildung abgeschlossen haben werden.
Der Quereinsteigerkurs wird hier angerechnet, sagte Widler. Auf dieses Thema ging Markus Haller im Anschluss noch näher ein. Um dem Fachkräftemangel entgegen zu wirken sei es wichtig, auch Berufstätige aus anderen Branchen anzuziehen.
Die Idee eines Kurses mit Zertifikat für Quereinsteiger hatte der Verband bereits im vergangenen Jahr. Nun ist er soweit. "Ab Herbst 2024 bieten wir allen die Möglichkeit, sich für den ersten Quereinsteigerkurs anzumelden", sagte Haller. Die Ausbildung, die im Herbst beginnt, dauert 5 bis 10 Tage und startet mit den AV-Grundkenntnissen. Im nächsten Jahr sollen noch Quereinsteigerkurse für Kommunikationsnetze, CE und Pro-AV hinzukommen.
Markus Haller, Vizepräsident des MMTS-Verbands. (Source: Netzmedien)
Zum Abschluss hatte Haller ebenfalls noch eine feierliche Mitteilung zu machen. Die ISE ist nämlich nicht das einzige "Geburtstagskind": Der MMTS feiert in diesem Jahr sein 100-Jahr-Jubiläum.
Aus dem Anlass werde die diesjährige Generalversammlung am 25. Mai "an einer speziellen Location mit einem speziellen Programm" stattfinden. Zum Jubiläum gehört auch "ein tolles Fest bis in die frühen Morgenstunden", sagte Haller. Deshalb finde die GV ausnahmsweise an einem Samstag statt - das sei besser zum ausschlafen, sagte Haller.
Die ISE findet in diesem Jahr vom 30. Januar bis zum 2. Februar statt. Die aktuellen Meldungen zur ISE und auch die Berichterstattung von der Messe finden Sie hier im Onlinedossier zur ISE.