Ein Screen so gross wie 2 Fussballfelder

Weshalb man beim Besuch in "The Sphere" lieber tiefer in die Tasche greift

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von Coen Kaat und msc

Seit September 2023 leuchtet eine gigantische LED-Kugel in Las Vegas: die neue Eventlocation "The Sphere". Das beeindruckende Gebäude kommt jedoch auch mit hohen Ticketpreisen. Obwohl diese nur bedingt gerechtfertigt sind, sollte man sich trotzdem nicht für die günstigsten Ticketklassen entscheiden.

Die neue Eventlocation The Sphere ist direkt beim Hotel The Venetian angesiedelt - eine Brücke verbindet die beiden Gebäude. (Source: Netzmedien)
Die neue Eventlocation The Sphere ist direkt beim Hotel The Venetian angesiedelt - eine Brücke verbindet die beiden Gebäude. (Source: Netzmedien)

112 Meter hoch, 157 Meter breit - das kugelförmige Gebäude wäre so oder so schon ein Blickfang. Dass die 54'000 Quadratmeter grosse Aussenfassade mit Millionen von LEDs bestückt ist, sorgt aber dafür, dass bestimmt niemand in Las Vegas "The Sphere" übersieht. Das ganze Gebäude ist quasi ein kugelförmiges LED-Display. Tatsächlich kann man die neue Eventlocation bereits aus dem Flugzeug erspähen, wenn man in der "Sin City" landet. Das spektakulärste an der LED-Kugel sieht man jedoch nicht von aussen: die eigentliche Eventlocation im Inneren. 

Eingeweiht wurde The Sphere Ende September mit einem Konzert der britischen Band U2 (lesen Sie hier mehr dazu). U2 ist unterdessen weitergezogen, das heisst aber nicht, dass die LED-Kugel nun leer steht. Mehrmals täglich findet die sogenannte "The Sphere Experience" statt. Wer sich diese ansehen will, muss aber einen ordentlichen Batzen liegen lassen. Die Tickets beginnen bei 69 US-Dollar (ohne Gebühren und Verpflegung im Innern) und reichen bis 249 Dollar. 

Die Aussenseite des Gebäudes ist ebenfalls mit LEDs überzogen. (Source: Netzmedien)

Die Aussenseite des Gebäudes ist ebenfalls mit LEDs überzogen. (Source: Netzmedien)

Das lange Warten in Atrium

Was man für das Geld erhält? Der Betreiber (Madison Square Garden Entertainment) bezeichnet es als ein "zweiteiliges multisensorisches Erlebnis von etwa zwei Stunden Dauer". Konkret heisst das, dass man die ganze erste Stunde im Atrium auf den Beginn der Filmvorführung (der zweite Teil der Experience) wartet. Die Lobby hat zwar durchaus ein paar Attraktionen zu bieten. Fünf animatronische Roboter erklären etwa verschiedene Themen wie künstliche Intelligenz oder das Metaverse. Das Niveau dieser Erklärungen deutet darauf hin, dass sich das Ganze aber wohl eher an Kinder richtet - oder an Personen, die wirklich keine Erfahrung mit IT und Technik haben.

Im Atrium kann man sich verpflegen, Robotern zuhören oder sich selbst scannen lassen. (Source: Netzmedien)

Im Atrium kann man sich verpflegen, Robotern zuhören oder sich selbst scannen lassen. (Source: Netzmedien)

Ferner kann man auch einen digitalen Avatar von sich selbst erstellen lassen. Sofern man genügend Geduld mitbringt: Eine Handvoll Scanner waren dafür im Atrium verteilt - The Sphere bietet aber Tausenden Menschen Platz. Entsprechend lang waren die Schlangen vor den Scannern. Mehrere Stände bieten kostenpflichtige Verpflegungen und Getränke an. Diese stillen vielleicht den Hunger, aber den Gaumen erfreuen sie wohl kaum. Zwar gibt dieser Wartebereich, der sich über rund ein halbes Dutzend Stockwerke erstreckt, optisch einiges her. Aber sich hier eine ganze Stunde zu amüsieren, kann zu einer Herausforderung werden - jedenfalls sofern man eine erwachsene Person ist, über ein Grundverständnis von KI und Co. verfügt und keine Kinder mitbringt. 

Der Wow-Effekt in der Kugel

Die zweite Hälfte der Experience macht die anfängliche leichte Enttäuschung jedoch definitiv wieder wett. Der Saal, in dem die Filmvorführung stattfindet, ist beeindruckend. 17’600 Personen können hier sitzen; wenn alle stehen, fasst das Auditorium gemäss dem Betreiber sogar 20'000 Personen. Gegenüber den Sitzen erstreckt sich das ebenfalls sphärisch gekrümmte LED-Display. Der Screen ist rund 195 Meter breit und 76 Meter hoch. Mit einer Auflösung von 16k auf 16k ist es nach Angaben des Betreibers der LED-Bildschirm mit der höchsten Auflösung der Welt. Da sich das gekrümmte Display über den Köpfen des Publikums erstreckt und auch seitlich an den Zuschauern vorbei geht, taucht man gefühlt in das Bild ein. So kann man den Kopf drehen und wenden und dabei trotzdem weiterhin direkt auf das gestochen scharfe Bild des Screens blicken.

Hier spielt aber das Portemonnaie wieder eine wichtige Rolle. Denn ein grosser Teil dieser Immersion geht verloren, wenn man am Rand des Auditoriums sitzt. Wer das meiste aus seinen Tickets herausholen will, sollte wohl die mittleren Preisklassen anpeilen. 

Die Filmauswahl ist zwar (noch) etwas beschränkt. Schliesslich kann nicht einfach jeder Film auf einem sphärischen Screen sinnvoll dargestellt werden. Aktuell läuft lediglich "Postcard from Earth" des renommierten Regisseurs Darren Aronofsky. Dabei handelt es sich um ein Porträt der Erde mit zahlreichen beeindruckenden Naturaufnahmen, die das kugelförmige Format des Displays voll ausreizen - verpackt in einer Science-Fiction-Rahmenhandlung. Diese Story bleibt einem vielleicht nicht in Erinnerung, die Bilder dafür umso mehr, wenn man sie auf einem Screen betrachtet, das ungefähr so gross ist wie zwei Fussballfelder. 

Fazit

Extra für The Sphere nach Las Vegas zu reisen, lohnt sich wohl kaum. Aber wer vor Ort ist,  sich für ein gigantisch grosses LED-Display begeistern kann und nicht all sein Geld bereits verspielt hat, sollte sich die Event-Kugel mal ansehen. Zwei volle Stunden muss man dafür nicht zwingend einplanen, da das Atrium nicht so lange unterhält. Die Filmvorführung allerdings umso mehr: Einen Film in so hoher Auflösung auf so einem grossen Screen zu sehen, ist schon etwas Besonderes. Das Ganze hat jedoch auch seinen Preis: Um in den vollen immersiven Genuss zu kommen, muss man tiefer in die Tasche greifen und sich nicht für die billigsten Sitzplätze entscheiden.

Die neue Eventlocation ist direkt beim Hotel The Venetian angesiedelt. (Source: Netzmedien)

The Sphere leuchtet Tag und Nacht ... (Source: Netzmedien)

... und morgens grüsst sie Frühaufsteher freundlich. (Source: Netzmedien)

... und morgens grüsst sie Frühaufsteher freundlich. (Source: Netzmedien)

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