Das Geschäft mit Digital Signage nimmt wieder Fahrt auf
Das Digital-Signage-Geschäft hat schwierige Zeiten hinter sich. Lieferprobleme und abgebrochene oder verschobene Projekte aufgrund der Pandemie oder der drohenden Energiemangellage plagten den Markt. Obwohl es jetzt wieder bergauf gehen soll, sind die Hersteller gefordert.
Samsung, LG und PPDS heissen die Top-3-Digital-Signage-Display-Hersteller 2022 in der EMEA-Region. Dabei führt Samsung das Ranking mit einem Marktanteil von 34 Prozent an. An zweiter Stelle folgt LG mit 14 Prozent und auf dem dritten Rang PPDS mit 7 Prozent Marktanteil. Wie dem Invidis Jahrbuch 2022 zu entnehmen ist, hatten die genannten Hersteller auch schon ein Jahr zuvor die Marktführerschaft inne. Der viertwichtigste Displayhersteller in der Region ist laut Invidis Sharp NEC.
Während Hersteller, Distis und Integratoren im Jahr 2021 noch mit der Verfügbarkeit von Displays haderten, sei das 2022 kein Thema mehr gewesen. "Ganz im Gegenteil: Distributoren und Integratoren haben ihre Lagerbestände aufgestockt und können die Displays nicht schnell genug an die Kunden ausliefern", heisst es. Mediaplayer waren im vergangenen Jahr laut Invidis jedoch schwieriger zu beschaffen. Zudem verzögerten fehlende Materialien den Bau und die Renovierung von Geschäften und damit auch Digital-Signage-Projekte.
Das Consulting-Unternehmen beobachtet zudem, dass immer mehr Hersteller ihre Produktion aus China in andere Länder wie Vietnam, die Türkei oder Mittel- und Osteuropa verlagern. Bei vielen der grossen Hersteller ist die Produktion für den B2B-Markt jedoch nicht das Hauptgeschäft. Professional Displays machten in der Regel weniger als 10 Prozent der produzierten Bildschirme aus, da ein Grossteil der Produktionskapazität für TV-Geräte und andere Displays aus der Kategorie Unterhaltungselektronik genutzt wird.
In der DACH-Region ist der Digital-Signage-Markt laut Invidis um 40 Prozent gewachsen. Im Jahrbuch 2022 wirft das Unternehmen auch einen Blick auf die grössten Integratoren. Unter den Top 3 befinden sich mit Cancom, der Heinekingmedia Group und Radio P.O.S. zwar nur Firmen aus Deutschland, auf dem vierten Platz folgt mit der 2021 durch Swisscom übernommenen Firma JLS Digital jedoch ein Schweizer Integrator. Unter den 20 grössten Unternehmen in der DACH-Region sind sonst aber keine Schweizer Integratoren gelistet.
Im Jahrbuch 2022 führt Invidis zudem auf, wie viele Digital-out-of-Home-Displays in der Schweiz in Betrieb sind. Stand Juni 2022 waren es landesweit 14 345 Displays. Bei den meisten dieser Bildschirme – 6216 um genau zu sein – handelt es sich um Passenger-TV-Systeme, die im öffentlichen Verkehr zum Einsatz kommen. Mit 3891 Displays hat der Retail (ohne Shoppingcenter) am zweitmeisten Digital-out-of-Home-Displays, gefolgt von Bildschirmen in Schweizer Bahnhöfen (2500 Displays). Mehr dazu entnehmen Sie der Grafik:
Besserung nach schwierigen Zeiten
Die aktuelle Wirtschaftslage und Themen wie Energieknappheit und Nachhaltigkeit beeinflussen auch das Digital-Signage-Geschäft. Nachdem die Kundschaft im Winter im Zuge der Energieknappheit und der Sparmassnahmen Projekte verschoben habe, stelle Sharp NEC jetzt eine gegenläufige Entwicklung fest: Das Geschäft nehme wieder Fahrt auf und die Anfragen nähmen wieder zu, erklären Georg Blunschi, Regional Sales Manager Switzerland, und Nils Karsten, Business Segment Lead Retail bei Sharp NEC Display Solutions. Auch Daniel Périsset, Head of IT Division bei Samsung Schweiz, beobachtet eine ähnliche Entwicklung. Der Ausblick auf die zweite Jahreshälfte stimme ihn positiv. "Wir erwarten, dass sich eine Erholung abzeichnet, die jedoch noch nicht ganz dem Niveau vor oder auch gleich nach der Pandemie entspricht", sagt er.
Laut den Experten von Sharp NEC ist Nachhaltigkeit momentan einer der wichtigsten Treiber auf dem Markt. Hersteller seien gefordert, Produkte zu entwickeln, die möglichst wenig Strom verbrauchen, beziehungsweise den Verbrauch idealerweise selbstständig – über entsprechende Sensorik – optimieren. Auch das Thema Wartung spielt hier eine Rolle. "Ein guter Service ist das A und O, wenn man nach dem Grundsatz 'Reparieren statt Verschrotten' agiert", heisst es vonseiten Sharp NEC. Nicht nur die Wünsche der Kundschaft und der Wille der Hersteller zu mehr Nachhaltigkeit treiben die Entwicklungen in diesem Bereich voran, auch neue gesetzliche Bestimmungen in Europa sorgen dafür, dass Optimierungen bezüglich Stromverbrauch und eine umweltschonende Ressourcenplanung in Angriff genommen werden, wie Daniel Périsset erklärt.
Daniel Périsset, Head of IT Division bei Samsung Schweiz. (Source: Netzmedien)
Darauf angesprochen, welches momentan die grössten Herausforderungen für Hersteller sind, antwortet Périsset: "Die momentane Wirtschaftslage wirkt sich auch auf zusätzliche Investitionen aus. Nicht zwingend notwendige Anschaffungen werden eher aufgeschoben, was auch die Beschaffung von IT-Infrastruktur betrifft." Georg Blunschi und Nils Karsten sind sich indes einig, dass die Entwicklung von Produkten, die möglichst wenig Strom verbrauchen, Hersteller am meisten fordert. "Nach wie vor wächst der Digital-Signage-Markt jährlich um mehr als 8 Prozent, immer mehr Kunden wechseln von analog zu digital. Aber mit dem vorhandenen Strom gilt es nach wie vor, sparsam umzugehen", heisst es.
Zudem gestalte sich das Forecasting aktuell schwierig. Aufgrund vieler äusserer Umstände dauerten Projekte immer länger. Komme es dann zur Umsetzung, müsse alles sehr schnell gehen und die Ware innerhalb kürzester Zeit verfügbar sein. "Das ist besonders in Sachen Planung und Logistik eine Challenge, bei der wir auf verlässliche Forecasts vom Kunden angewiesen sind", erklären die Experten von Sharp NEC. Mike Huber, Sales Manager Schweiz bei PPDS, sieht aber auch eine Chance: "Neue Technologien werden von Kunden gesucht, mit solchen können Hersteller Mehrwerte bieten", sagt er.
Georg Blunschi, Regional Sales Manager Switzerland, und Nils Karsten, Business Segment Lead Retail bei Sharp NEC Display Solutions. (v.l., Source: zVg)
Sensorik, Interaktivität und Cloud-Anbindung
Zu den aktuellen technischen Trends zählen laut Huber Mini- und Micro-LED-Lösungen, die weniger Strom verbrauchen und gleichzeitig eine bessere Bildqualität liefern. Zudem sei bei Digital-Signage-Lösungen eine möglichst flexible Einbindung in bestehende Systeme gefragt. Daniel Périsset von Samsung zeigt sich davon überzeugt, dass die Digitalisierung des Signage-Geschäfts noch nicht abgeschlossen ist. "Entsprechend liegt der Fokus weiterhin auf lösungsorientierten Ansätzen, wie zum Beispiel die verstärkte Cloud-Anbindung von Produkten.» Eine steigende Nachfrage sieht er zudem bei Self-Order-Kiosks – dies auch als Auswirkung der Pandemie, wie er sagt. Ergänzend beobachtet man bei Sharp NEC, dass Sensorik und Interaktivität bei Digital-Signage-Lösungen eine immer grössere Rolle spielen. Unternehmen, Einzelhändler und DooH seien aktuell dabei, Signage-Content messbar zu machen, sodass sie aus diesen Daten Statistiken erstellen und die Nutzung optimieren können.
Mike Huber, Sales Manager Schweiz bei PPDS. (Source: Netzmedien)
Was die Zukunft bringt, ist laut Mike Huber von PPDS aufgrund der nach wie vor anhaltenden globalen Unsicherheiten schwer zu sagen. "Eine gesteigerte Nachfrage kann bereits im zweiten Halbjahr eintreten, wenn sich die Rahmenbedingungen stabilisieren. Verschiedene Marktforscher erwarten aber einen grösseren Aufschwung erst 2024", erklärt er. Bei Sharp NEC zeigt man sich zuversichtlich: "Auch kurz- bis mittelfristig wird der Digital-Signage-Markt weiter wachsen. Kunden ersetzen zunehmend Printwerbung durch Digital Signage, weil diese Lösung flexibler und letztlich auch kostengünstiger ist, wenn man nicht nur die Anschaffungskosten, sondern den Total Cost of Ownership (TCO) über den gesamten Produktlebenszyklus hinweg betrachtet."
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