Freunde und Feedback – so entstehen erfolgreiche Apps
Am Winner Talk im Nachgang zur Award Night von Best of Swiss Apps haben zwei Gewinnerteams verraten, wie sie ihre App-Projekte angepackt haben. Eine gute Beziehung zwischen Auftragnehmer und Auftraggeber war ebenso Teil ihrer Erfolgsrezepte wie der ständige Austausch mit der Anwendercommunity.
In den Zürcher Räumlichkeiten von Merkle Switzerland ist am 29. November der Winner Talk über die Bühne gegangen. Der Anlass findet traditionsgemäss im Nachgang zur Verleihung der Best of Swiss Apps Awards statt. Der Event sei der "Deep Dive", für den an der Award Night keine Zeit blieb, erklärte Giancarlo Palmisani, Leiter Verbandsdienstleistungen beim Wirtschaftsverband Swico, zur Eröffnung. Die Entwicklerteams ausgezeichneter Apps sollten die Gelegenheit erhalten, über das Entstehen ihrer Projekte zu berichten und Fragen des Publikums zu beantworten. Mark Burow, Head of Creative Experiences bei Merkle DACH, fügte in seinem Vortrag zu neuen Technologien hinzu, die App Stores seien der Ort, in dem heute echte Innovation für Smartphones passiere, während sich hardwaremässig bei modernen Handys nicht mehr viel tue.
Mark Burow (l.), Head of Creative Experiences bei Merkle DACH, und Giancarlo Palmisani, Leiter Verbandsdienstleistungen beim Wirtschaftsverband Swico. (Source: Netzmedien)
Gute Beziehungen helfen
Alexander Bernauer ist Co-Gründer und CTO des Start-ups Splint Invest. Dessen App heimste einen Gold-Award in der Kategorie Customer Experience ein, plus eine Silber-Auszeichnung in der Kategorie User Experience & Usability. Die Teilnahme an den Best of Swiss Apps Awards wurde durch ein Förderprogramm des Swico ermöglicht. Mit der App sollen möglichst alle Menschen in wertvolle Güter investieren können, darunter Luxusuhren, Handtaschen, Whiskey-Fässer und sogar Lego, erklärte Bernauer. Gerade für weniger vermögende oder weniger versierte Personen war dieser Markt bislang nicht zugänglich. Splint Invest soll dies ändern, indem es grosse Investitionen in kleinere Anteile auftrennt und beim App-Design auf Übersichtlichkeit und einfache Bedienung achtet – "ohne dabei falsche Sicherheit vorzugaukeln", wie Bernauer hinzufügte.
Das Konzept kam an, wie der Referent anhand von Nutzerzahlen zeigte. Aus Business-Sicht habe man mit der App den Nerv der Zeit getroffen. Verstärkt wurde der Erfolg durch diverse Marketing-Massnahmen. Aus operativer Sicht gehört Zusammenarbeit zu den wichtigsten Erfolgsfaktoren: "Product Management und Engineering sind ein Team", sagte Bernauer – so werde Streit verhindert. Auch Entwicklung und Betrieb laufe im Team, und zwar im Sinne der DevOps-Mentalität. Für die Entwicklung setzt Splint Invest auf eine Firma in Litauen. "Auch wenn es Auftragnehmer sind: Für mich sind es Mitarbeitende", hob Bernauer hervor. Als weitere wichtige Faktoren nannte er den Aufbau eines guten Incident Managements sowie eine gesunde Fehlerkultur.
Alexander Bernauer, Co-Gründer und CTO des Start-ups Splint Invest. (Source: Netzmedien)
User sind von Anfang an dabei
Das zweite Entwicklerteam, das über seine Erfahrungen berichtete, war jenes hinter dem diesjährigen Master of Swiss Apps, der Mobility-Carsharing-App. Die Mobility Genossenschaft löste damit ihre alte App ab, die zunehmend schlechte Reviews erhielt, wie ein von Jelena Costa, Productmanager Digital Customer Experience bei Mobility, eingespieltes Video zeigte. Das Entwicklerteam, in welchem sowohl Mobility als auch Auftragnehmer Adnovum vertreten war, hatte das Ziel, "eine super tolle App für die Kunden zu bauen", sagte Costa. Die App sollte aber auch wirtschaftlich einschenken: Insbesondere wollte man unter-30-jährige Personen ansprechen und als neue Kunden gewinnen.
Bei Best of Swiss Apps heimste Mobility Carsharing abgesehen vom Mastertitel auch Gold in den Kategorien Design sowie User Experience & Usability plus Silber in Functionality ein. Bei der Entwicklung setzte das Team von Anfang an auf die User. Angefangen bei "Freunden und Familie", weitete es den Kreis der Testpersonen Schritt für Schritt aus. Die Testpersonen lieferten laufend Feedback, anhand welchem Mobility und Adnovum die implementierten Funktionen verbesserten. Die Herausforderung dabei sei gewesen, zwar neue Features zu planen ("für einen vollen Back Log zu sorgen"), aber dennoch flexibel zu bleiben und auf Rückmeldungen zu reagieren, sagte Costa.
Acacio Martins, Senior Software Engineer von Adnovum, und Jelena Costa, Productmanager Digital Customer Experience bei Mobility. (Source: Netzmedien)
In ihrem Referat betonten sie und Adnovum-Vertreter Acacio Martins die Wichtigkeit der Kommunikation: Diese war nicht nur im Projektteam zentral, um sich etwa auf ein MVP zu einigen. Auch die Nutzerinnen und Nutzer habe man von der neuen App überzeugen müssen. "Es war nicht immer leicht", blickte Costa zurück, "Aber wir suchten stets den Dialog und versuchten, gemeinsam Impairments aus dem Weg zu schaffen."
Mehr zum Entwicklungsprozess der Mobility Carsharing App erfahren sie in den ausführlichen Netzwoche-Interview mit Auftragnehmer und Auftraggeber. Lars Kläger, Leiter Commerce bei Mobility, erzählt, wie es zum Relaunch kam, mit welchen Herausforderungen das Projekt zu kämpfen hatte und was die Zukunft der App noch bereithält. Und Thomas Heynen, Managing Director Growth Markets von Adnovum, spricht über die Herausforderungen, Erfolge und Lektionen aus dem Projekt. Wenn Sie lieber zuhören statt lesen, finden Sie hier den Podcast mit den Stimmen zu den diesjährigen Best of Swiss Apps Awards.