Nachgefragt: Das sagt Euronics-Präsident Thomas Kellenberger

Update vom 27.10.2023: Im Interview spricht Euronics-Verwaltungsratspräsident Thomas Kellenberger über die Absetzung des bisherigen Euronics-CEOs Norbert Lüthi und sagt, was es für den Nachfolger zu tun gebe:

Welche Gründe haben zum Entschluss des Verwaltungsrates von Euronics Schweiz geführt, den langjährigen Geschäftsführer Norbert Lüthi zu ersetzen?
Thomas Kellenberger: Unsere Branche ist im Moment einem starken Wandel ausgesetzt. Der Verwaltungsrat sieht Euronics Schweiz auch in Zukunft als erfolgreichen und starken Partner für die Fachhändler in der Schweiz. Mit diesem Wechsel in der Geschäftsleitung bringen wir das zum Ausdruck und haben die Weichen für die Zukunft gestellt.

Wie haben die Mitarbeitenden von Euronics Schweiz auf die Entlassung von Norbert Lüthi reagiert?
Die Mitarbeitenden haben die Mitteilung offen aufgenommen. Sie freuen sich auf die Zusammenarbeit mit Peter Meyer. Das Team ist sehr motiviert, die Herausforderungen der Zukunft zu meistern. Es herrscht eine Aufbruchstimmung mit dem Ziel, noch vermehrt für die Händler an der Front da zu sein und sie zu unterstützen, damit sie erfolgreich im Markt sein können.

Als Sie 2022 zum VR-Präsidenten gewählt wurden, sprachen Sie von einer gewissen Unzufriedenheit unter den Euronics-Mitgliedern. Wie ist die Stimmung unter den Mitgliedern aktuell?
Trotz der schwierigen Marktsituation in den letzten Wochen stelle ich eine gute Stimmung fest. Die Händler freuen sich auf das bevorstehende Weihnachtsgeschäft. Sie sind überzeugt, dass sie in den kommenden Wochen mit vermehrten Aktivitäten gute Geschäfte machen werden. Die Euronics-Zentrale und alle Mitarbeitenden unterstützen sie dabei mit aller Kraft.

Die CE-Branche hatte nach einem kurzen, coronabedingten Aufschwung in den letzten Jahren mit deutlichen Umsatzeinbussen zu kämpfen. Wie spürt Euronics diese Entwicklung und wie steht es heute ums Geschäft?
Natürlich sind auch wir von der Umsatzerosion betroffen. Unsere Händler schaffen es jedoch erstaunlich gut, mit neuen Geschäftsfeldern und vor allem professionellen Dienstleistungen ihre Deckungsbeiträge zu erwirtschaften. Da hilft uns sicher die internationale Marke Euronics, die wir in Zukunft in der Schweiz noch mehr stärken möchten.

Norbert Lüthi war seit 1999 bei Euronics Schweiz bzw. der ehemaligen Interfunk AG tätig und seit 2005 ihr CEO. Mit seinem Abgang geht auch eine Ära zu Ende. Welche Fähigkeiten muss der neue Geschäftsführer mitbringen, um das Steuer bei Euronics Schweiz herumzureissen?
Wir bedanken uns bei Herrn Lüthi für seine langjährige, erfolgreiche Arbeit. Der Neue muss sicher stark in der Kommunikation sein und auch begeisterungsfähig. Es ist natürlich auch kein Nachteil, wenn er gewisse Branchenkenntnisse mitbringt, eine Bedingung ist es jedoch nicht.

Sie haben mit Peter Meyer einen Interims-CEO engagiert. Welche Aufgaben stehen im Zentrum seiner Arbeit?
Peter Meyer verschafft sich zurzeit einen ersten Überblick. Er wird auch zeitnah erste Gespräche mit unseren Mitgliedern und Partnern führen. So wie der Verwaltungsrat ist auch Peter Meyer von einer erfolgreichen Zukunft des qualifizierten Fachhandels in der Schweiz überzeugt. Als Vollblutunternehmer in unserer Branche kennt er die Bedürfnisse unserer Mitglieder bestens. Er weiss, welche Massnahmen für eine erfolgversprechende Zukunft nötig sind. Er wird seine ganze Kraft für die erfolgreiche Zukunft der Euronics Schweiz AG einsetzen. Lassen wir ihn wirken; er wird gerne nach seinen ersten 100 Tagen im Amt erste Rückschlüsse ziehen und seine Sicht der Dinge darlegen.

Originalmeldung vom 25.10.2023:

Die Einkaufsgruppe Euronics Schweiz hat in einem Schreiben an Mitglieder und Partner bekanntgegeben, dass sie sich mit einer neuen Geschäftsführung für die weitere wirtschaftliche Entwicklung rüsten will. Wie das Unternehmen schreibt, löst es im Zuge dessen das Arbeitsverhältnis mit dem bisherigen Geschäftsführer, Norbert Lüthi, per 30. April 2024 auf. Lüthi sei aufgrund einer vertraglichen Vereinbarung allerdings bereits seit dem 24. Oktober freigestellt und nicht mehr im Unternehmen tätig, heisst es weiter.

In der Mitteilung lobt das Verwaltungsratspräsidium um Thomas Kellenberger "den grossen, langjährigen Einsatz" Lüthis zu Gunsten von Euronics Schweiz und wünscht ihm für die Zukunft "beruflich und privat alles Gute". Lüthi war seit 1999 bei Euronics Schweiz beziehungsweise dessen Vorgängerorganisation Interfunk tätig und seit 2005 ihr Geschäftsführer.

Norbert Lüthi ist nicht mehr Geschäftsführer von Euronics Schweiz. (Source: zVg)

"Nicht glücklich mit Geschäftsentwicklung"

Im April 2022 erklärte Kellenberger anlässlich der CE-Messe Home 22, dass "weitere personelle Rochaden nicht im Vordergrund" stünden. Auch die Position von Euronics-Schweiz-CEO Norbert Lüthi stand demnach damals nicht zur Diskussion. "Mit seiner Leistung waren und sind wir zufrieden", sagte Kellenberger. Er selbst wurde damals in einer Kampfwahl zum VR-Präsidenten von Euronics Schweiz ernannt. Als Grund für den Wechsel an der Spitze des Verwaltungsrates nannte er "eine zunehmende Unzufriedenheit unter den stimmberechtigten Euronics-Schweiz-Mitgliedern".

Man sei mit der Entwicklung des Geschäftes der Euronics Schweiz AG nicht glücklich gewesen und "ausserdem haben wir eine klare strategische Ausrichtung vermisst". Diese Kritik richtete sich damals aber nicht an Lüthi als Geschäftsführer, sondern an das abgewählte VR-Präsidium um Franco König.

Peter Meyer übernimmt die Geschäftsführung von Euronics Schweiz interimistisch. (Source: zVg)

Interimsgeschäftsführer Peter Meyer

Bis ein Nachfolger für den nun gechassten Norbert Lüthi gefunden ist, übernimmt laut dem Schreiben Peter Meyer die Geschäftsführung von Euronics Schweiz interimistisch. Der Innerschweizer Meyer sei in der Branche gut bekannt und vernetzt. Ausserdem war er früher bereits als Verwaltungsrat von Euronics Schweiz tätig. Der Verwaltungsrat gibt sich in der Mitteilung an die Mitglieder und Partner überzeugt, dass Meyer die ideale Besetzung für die Übergangszeit ist.