Swiss Payment Monitor

Mobile Payment vs. Bargeld: So bezahlt die Schweiz

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von Joël Orizet und tme

Mobiles Bezahlen nimmt weiter Fahrt auf in der Schweiz. Jede zehnte Zahlung erfolgt inzwischen per Twint. Bargeld kommt indes seltener zum Einsatz - gewinnt aber in der Bevölkerung an Zuspruch.

(Source: martin-dm / iStock.com)
(Source: martin-dm / iStock.com)

Schweizerinnen und Schweizer setzen mehr und mehr auf Mobile Payment. Zahlungen mit mobilen Geräten wie Smartphones, Tablets oder Smartwatches machen mittlerweile 21 Prozent aller Transaktionen hierzulande aus, wie aus dem Swiss Payment Monitor der ZHAW und der Universität St. Gallen hervorgeht. 

Mobile Payment belegt somit den dritten Platz der verwendeten Zahlungsmittel. Dies umfasst einerseits Zahlungen direkt über das Bankkonto etwa mit Twint, andererseits aber auch Zahlungen mit in einer App hinterlegten Kredit- oder Debitkarte wie bei Apple Pay oder Samsung Pay. 

Onlinefähige Debitkarten kommen häufiger zum Einsatz

Das am häufigsten genutzte Zahlungsmittel bleibt die physische Debitkarte mit einem Anteil von 29 Prozent an allen Transaktionen. An zweiter Stelle folgt das Bargeld mit einem Anteil von 28 Prozent. 

Debitkarten seien im vergangenen Halbjahr häufiger genutzt worden, stellen die Studienautoren fest. Das liegt unter anderem daran, dass die neuen Debitkarten auch als hinterlegte Zahlungsmittel bei mobilen Transaktionen zum Einsatz kommen. "Die neue Generation von Debitkarten ist onlinefähig und offenbart neue Einsatzmöglichkeiten, was die Attraktivität der Debitkarte erhöht und mobiles Bezahlen fördert", sagt Tobias Trütsch, Zahlungsökonom der Universität St. Gallen. 

Tobias Trütsch, Zahlungsökonom der Universität St. Gallen.

Tobias Trütsch, Zahlungsökonom der Universität St. Gallen. (Source: es.unisg.ch)

Twint wächst im Präsenzgeschäft

Twint ist das meistgenutzte mobile Zahlungsmittel in der Schweiz. Die Bezahl-App der Schweizer Banken kommt inzwischen bei jeder zehnten Zahlung zum Einsatz. "Twint spielt im Präsenzgeschäft, welches 86 Prozent aller Zahlungen ausmacht, eine immer wichtigere Rolle", sagt ZHAW-Zahlungsmittelexperte Marcel Stadelmann. "Mit einem Anstieg von 4 Prozent auf 7 Prozent gemessen an der Anzahl Transaktionen weist Twint beim Bezahlen vor Ort ein starkes Wachstum auf."

Marcel Stadelmann, Verhaltensökonom an der ZHAW School of Management and Law. (Source: zhaw.ch)

Marcel Stadelmann, Verhaltensökonom an der ZHAW School of Management and Law. (Source: zhaw.ch)

Im Distanzgeschäft ist Twint mit einem Anteil von 33 Prozent gemessen an der Anzahl Transaktionen mittlerweile auf Platz eins, gefolgt von der Kreditkarte als Abrechnungsprodukt (27 Prozent) und der Rechnung (21 Prozent). 

Bezüglich der Umsatzanteile bleibt Twint im Distanzgeschäft mit 20 Prozent aber weiterhin deutlich hinter der Rechnung (49 Prozent) und der Kreditkarte als Abrechnungsprodukt (24 Prozent) zurück.

Twint ist das meistgenutzte mobile Zahlungsmittel in der Schweiz.

Twint ist das mit Abstand meistgenutzte mobile Zahlungsmittel in der Schweiz. (Source: Swiss Payment Monitor 2/2023; ZHAW / Universität St. Gallen)

Bargeld kommt seltener zum Zug, gewinnt aber an Zuspruch

Die Nutzung von Bargeld geht den Ergebnissen zufolge wieder leicht zurück (-1,1 Prozentpunkte), nachdem sie sich im Jahr 2022 stabilisiert hatte. Die Schweizer Bevölkerung bezahlt also tendenziell weniger in Cash - sie hält jedoch mehr am Bargeld fest als auch schon.  

Der Anteil der Befürworterinnen und Befürworter sowie der Besitz von Bargeld würden zunehmen, geht aus der Befragung hervor. Seit der ersten Erhebung der Studie im Jahr 2018 lehnen mehr Personen denn je eine Abschaffung von Bargeld ab. Zudem würden erstmals mehr Personen regelmässig Bargeld im Portemonnaie mit sich führen - der entsprechende Bevölkerungsanteil war in den vergangenen Jahren kontinuierlich gesunken. 

Bargeld kommt in der Schweiz tendenziell seltener zum Einsatz - mobiles Bezahlen liegt hingegen im Trend.

Bargeld kommt in der Schweiz tendenziell seltener zum Einsatz - mobiles Bezahlen liegt hingegen im Trend. (Source: Swiss Payment Monitor 2/2023; ZHAW / Universität St. Gallen)

Ein Fünftel der Schweizer Bevölkerung habe schon mal Bargeld an einer Ladenkasse bezogen. Als Gründe dafür nennen die Befragten insbesondere Bequemlichkeit, Zeitersparnis und die Gebührenfreiheit. "Oftmals ist für die Befragten aber auch kein entsprechender Bancomat oder Bankschalter in der unmittelbaren Umgebung verfügbar, insbesondere in ländlichen Gebieten", erklärt Tobias Trütsch. "Die Bedeutung alternativer Bargeldbezugsmöglichkeiten wird vor dem Hintergrund abnehmender Geldautomaten und Bankfilialen weiter zunehmen."

Der Befund, dass der Trend in Richtung bargeldloses Bezahlen geht - Bargeld aber dennoch an Zuspruch gewinnt -, deckt sich übrigens mit den Ergebnissen einer Befragung, die das Marktforschungsinstitut Demoscope im Auftrag der Schweizerischen Nationalbank im vergangenen Herbst durchgeführt hat. Lesen Sie hier mehr dazu

Über die Studie

Der Swiss Payment Monitor der ZHAW und der Universität St. Gallen ist eine langfristige Studienreihe und erscheint halbjährlich mit dem Ziel, die Entwicklungen im Zahlungsverhalten der Schweizer Bevölkerung zeitnah abzubilden. Finanziert wird die Studie durch die beiden Forschungseinrichtungen, die Swiss Payment Association (die Branchenorganisation aller grossen Schweizer Herausgeber von Kreditkarten) sowie durch die Zahlungsdienstleister Nets und Worldline.

Die Studie basiert auf Umfragedaten einer Online- und Tagebucherhebung sowie auf öffentlichen Daten der Schweizerischen Nationalbank. Für die jüngste Erhebung wurden in der ersten Maihälfte 2023 rund 1450 Personen ab 18 Jahren aus allen drei Landesteilen zu ihren Zahlungsgewohnheiten und Einstellungen gegenüber Zahlungsmitteln befragt.

Webcode
ef5HtTY4

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