Migros und Coop rutschen aus den Top 40 der grössten Detailhändler
Die beiden Schweizer Grossverteiler gehören nicht mehr zu den 40 grössten Detailhändlern der Welt. Gemäss einer Studie von Deloitte ist die Lage in der Schweiz angespannt: Der Markt ist klein und die Konkurrenz durch Discounter wie Aldi und Lidl wächst.
Migros und Coop sind aus den Top 40 der weltweit grössten Detailhändler gefallen. Die internationale Konkurrenz verdrängte die beiden Grossverteiler von den oberen Rängen des Rankings, wie aus einer Studie der Unternehmensberatung Deloitte hervorgeht.
Die Migros rutscht auf Platz 41 – im Vorjahr reichte es noch für Platz 36. Coop steigt ebenfalls ab: von Rang 39 auf 43.
Coop wuchs weniger stark als die grossen Retail-Unternehmen aus dem Ausland. 2021 steigerte der Detailhändler seinen Umsatz um 4,7 Prozent auf gut 27,6 Milliarden US-Dollar. Der Erlös der Migros schrumpfte indes, und zwar um 3,1 Prozent auf 28,3 Milliarden Dollar.
Zum Vergleich: Aldi verbuchte im selben Jahr einen Umsatz von rund 121 Milliarden Dollar. Und die Schwarz-Gruppe, zu der Lidl gehört, setzte derweil knapp 154 Milliarden Dollar um.
Der Genfer Schmuck- und Uhrenhersteller Richemont ist nach den beiden Grossverteilern das dritte Schweizer Unternehmen in den Top 250. Im Gegensatz zu den beiden Detailhändlern legte der Luxusgüterkonzern jedoch deutlich zu: Richemont steigerte seinen Umsatz um knapp 46 Prozent auf 17 Milliarden Dollar und steigt im Ranking um 25 Plätze auf Rang 68 auf.
Kleiner Markt, grosse Konkurrenz
Migros und Coop hätten hierzulande zwar eine gewichtige Marktpräsenz und einen hohen Identifikationswert, sagt Karine Szegedi, Leiterin Konsumgüterindustrie bei Deloitte Schweiz. "Doch der Schweizer Markt ist klein und die Konkurrenz mit den Discountern Aldi und Lidl gross. Das erklärt das im internationalen Vergleich geringere Wachstum."
Karine Szegedi, Leiterin Konsumgüterindustrie, Deloitte Schweiz. (Source: deloitte.com)
Ähnlich verhalte es sich mit den Warenhäusern. Global betrachtet hätten diese 2021 zugelegt. "In der Schweiz hingegen sehen wir traditionelle Kaufhäuser, die sich in der bisherigen Form etwa aus der Zürcher Innenstadt zurückgezogen haben beziehungsweise dabei sind, dies zu tun", sagt Szegedi. Die hohen Mieten und Renditeerwartungen der Immobiliengesellschaften seien ein wichtiger Aspekt dieser Entwicklung, aber nicht der einzige: "Das Kaufverhalten hat sich in den letzten Jahren fundamental verändert."
Dementsprechend wachsen Onlinehändler, die keine eigenen Geschäfte betreiben, besonders stark. Unternehmen wie Amazon oder Zalando konnten wie in den Jahren zuvor ihre Umsätze überdurchschnittlich steigern. Amazon steigerte seinen Erlös um 12 Prozent auf 239 Milliarden Dollar. Der Onlinehändler belegt im Ranking den zweiten Platz – gleich hinter Walmart mit einem Jahresumsatz von 573 Milliarden Dollar.
Teuerung und Reiselust sprechen gegen weiteres Wachstum
Die aktuell verfügbaren Konsumzahlen seien weiterhin von der Pandemie geprägt: Wegen Lockdowns und Grenzschliessungen hätten die Konsumentinnen und Konsumenten weniger reisen und seltener ins Restaurant gehen können. "Es blieb mehr Geld übrig für den Detailhandel", sagt Szegedi. Im ersten Pandemiejahr 2020 seien vor allem Lebensmittel gefragt gewesen; 2021 sei die Nachfrage nach Möbeln, Kleidern und Luxusgütern gestiegen.
Szegedi geht jedoch davon aus, dass die Detailhandelsbranche 2022 keine erneute Wachstumssteigerung verzeichnete. "Die Menschen gaben ihr Geld wieder mehr für Reisen aus. Zudem hat die Inflation Konsumentinnen und Konsumenten vorsichtiger werden lassen."
Aktuelle Zahlen von Marktforscher GfK stützen diese Annahme: Im vergangenen Jahr hat die Schweizer Bevölkerung 400 Millionen Franken weniger online ausgegeben als im Jahr zuvor. 2022 hat sich der hiesige Onlinehandel also zum ersten Mal in seiner Geschichte rückläufig entwickelt. Lesen Sie hier mehr dazu.