Mit Microsoft das Matterhorn aus der Vogelperspektive erleben
Wer Flugangst hat oder zu unsportlich für Wanderungen ist, muss auf die Aussicht auf das Matterhorn nicht verzichten. Mit dem Microsoft Flight Simulator ist das 3-D-Erlebnis zu einem der höchsten Schweizer Berge trotzdem möglich – und sicherer.
Das Entwicklungsteam des Microsoft Flight Simulators ist seit den 1980er-Jahren stets auf dem Boden geblieben – wortwörtlich. Wie "Games.ch" berichtet, ist Jörg Neumann, Gründer des Flugsimulators nicht einmal schwindelfrei. Der Faszination für das Fliegen habe das allerdings nichts abgetan. Inzwischen gibt es den Microsoft Flight Simulator auch für die Xbox und das Team um Neumann besteht aus fleissigen Bienen. Das Programm wird nun für die Schweiz, Österreich und Deutschland weiter ausgebaut. Künftig soll es vier weitere Flughäfen geben sowie über 100 bekannte Orte. "Falls es irgendwie möglich ist, sind wir selbst vor Ort, um Eindrücke zu sammeln und Fotos zu machen", zitiert "Games.ch" Jörg Neumann.
Auf der Grundlage neuer Satellitendaten, Luftaufnahmen und vieler weiterer digitaler Informationen würden die Regionen in der Simulation stets verbessert. Viele Informationen stammten von "Swisstopo". Der Flight Simulator kommt als Nutzniesser jedoch auch in den Genuss von Infrarotaufnahmen, die hauptsächlich für öffentliche Projekte wie Infrastrukturplanungen gedacht sind. Als letzten Helfer habe das Programm "Bing Maps". Inzwischen zählen zum Repertoire des Microsoft Flight Simulators mehr als 37'000 Flughäfen, zwei Millionen Städte und 1,5 Milliarden Gebäude, wie "Games.ch" schreibt. In der Datenbank sind bereits Orte wie das Zürcher Grossmünster oder die Klosterbrücke in Luzern, aber auch Wahrzeichen im grossen Kanton, wie das Holstentor in Lübeck, der Kölner Dom oder die Loreley.
Der Kölner Dom im Microsoft Flight Simulator (Source: Screenshot https://www.youtube.com/watch?v=EsIEnwMSjvU&t=42s)
Doch nicht nur Landschaften sind im Flugsimulator zu entdecken, sondern auch Häuser. "Wir sehen auf den Luftbildern, dass an einem bestimmten Ort ein Haus steht", erklärt Neumann. "Anhand des Daches können wir Rückschlüsse ziehen, was für eine Art von Haus das ist, und bauen das dann nach." Selbst Jahreszeiten, der Tag-und-Nacht-Zyklus sowie Wetterbedingungen wurden laut "Games.ch" in das Programm mit einberechnet. Dafür würden Daten von 80'000 Wettermessstellen ausgewertet. "Wenn es anfängt zu schneien, wird Grindelwald Schnee haben. Wir wissen auch genau, wie hoch der Schnee ist. Zwei Meter Schnee in der Realität sind zwei Meter Schnee in der Simulation."
KI, Cloud und schnelle Datenverbindung
Wie "Games.ch" berichtet, benötigt es für ein entsprechendes Ergebnis im Flugsimulator vor allem drei Faktoren: künstliche Intelligenz, die Cloud und schnelle Datenverbindungen. Zunächst müssten die digitalen Informationen zunächst ins System eingespeist und anschliessend von der KI miteinander kombiniert und berechnet werden. Beim Matterhorn beispielsweise war abgesehen von diesem Prozess laut Neumann fast keine weitere Arbeit nötig. Das Ausgangsmaterial für die Reproduktion im Simulator sei praktisch schon perfekt gewesen. Insgesamt hat das Team um Neumann laut "Games.ch" bereits zwei Petabyte an Material gesammelt. Das entspricht pro Petabyte 1024 Terabyte oder 1'048'576 Gigabyte. Gespeichert wird diese Menge an Daten in der Cloud, von wo aus sie dann in Echtzeit aus der Microsoft-Cloud Azure auf den PC oder die Xbox gelangen.
Mit blossen Aufnahmen der Landschaft gibt sich Neumann jedoch nicht zufrieden. Er beobachtet mithilfe spezieller Tracking-Devices, dem französischen Asobo Studio und Biologie-Fachleuten die Bewegung von Wildtieren. Das Ziel von dieser Forschung soll das Einbetten von Tieren in die Landschaft des Flugsimulators sein. Die Universität Graz liefert Erkenntnisse über den Sonnenstand bei und wie sich dieser auf die Schatten auf Hausdächern auswirkt.
Laserscanner und Flugzeugmodelle
Den Nutzenden stehen verschiedene Flugzeugtypen zur Verfügung. Diese werden mit Laserscannern vermessen und mithilfe von Bauplänen als 3-D-Modell nachgebaut. Selbst die Geräusche der Schalter seien aufgezeichnet worden. Mit der Unterstützung von Kuratoren und der Erfahrung von Menschen aus aller Welt sei es Neumann möglich, das Projekt so lebensecht zu gestalten. Die neue Serie "Local Legends" widmet sich laut "Games.ch" regionalen Flugzeugbauern, wie etwa den Pilatus Flugzeugwerken. "Wir wollen das Wissen um die Technik, das Flugzeugdesign und den Mythos, der mit bestimmten Modellen wie etwa der legendären Ju 52 verbunden ist, für die Ewigkeit bewahren", erklärt Neumann. Mit diesen Aspekten wolle er ein interaktives Museum erschaffen.
Die Reproduktion der Ju 52 von Junkers im Microsoft Flight Simulator (Source: Screenshot https://www.youtube.com/watch?v=JNpsPyeklUo)
In der Simulation sollen laut "Games.ch" auch Landeplätze für die elektrischen Flugtaxis Volocopter zu finden sein. Hubschrauber seien das, was die Leute wirklich wollen, sagt Neumann. Im Herbst finde das schnellste Flugzeugrennen der Welt, das "Reno Air Race" statt. Bei diesem treten acht Personen gegeneinander an – mit 500 Meilen pro Stunde, 50 Fuss über dem Boden. Ab dem 19. November gebe es einen Gratis-DLC, pünktlich zum Filmstart von "Top Gun: Maverick". Neumann strebt nach eigener Aussage die Entwicklung Richtung Multiplayer an. "Wir wollen, dass die Leute wirklich alle Aspekte des Fliegerlebens ausleben können."