Wie die Schweiz 2020 einkauft und Radio hört
In der Schweiz ist das Geschäft mit Gaming-Hardware und TV-Geräten 2020 massiv gewachsen. Die Coronakrise hat zudem dazu geführt, dass Konsumentinnen und Konsumenten verstärkt online oder lokal einkauften. Diese und weitere Entwicklungen wurden am GfK SRG Summit präsentiert.
Die Coronakrise hat dem Schweizer Retail-Markt zu Rekordergebnissen verholfen. Konsumentinnen und Konsumenten kauften 2020 weniger im Ausland ein und gaben auch mehr Geld im hiesigen Handel aus, da sie nicht in die Ferien gingen. Laut Luca Giuriato, Senior Market Consultant bei GfK Schweiz, hinterliess Corona dank Homeschooling und Homeoffice auch im Heimelektronik-Markt seine Spuren.
Wie Giuriato während des online durchgeführten GfK SRG Summit aufzeigte, wuchs insbesondere der TV-Markt im vergangenen Jahr stark. Obwohl der Durchschnittspreis der Geräte sank, stieg der Umsatz mit Fernsehern auf rund 518 Millionen Franken. "Wir dachten erst, dass die Leute vergessen haben, dass gar keine Fussball-EM stattfindet", sagte Giuriato. Denn solche Wachstumskurven sehe man im TV-Markt sonst nur zur EM oder WM.
Grosse Fernseher ab einer Bildschirmdiagonale von 55 Zoll oder mehr machen mittlerweile über 50 Prozent des Marktes aus. Werde ein Gerät ersetzt, holen sich Schweizerinnen und Schweizer in der Regel ein grösseres Modell in die Wohnung. Giuriato geht davon aus, dass der TV-Markt auch 2021 weiter wachsen wird. Dieses Jahr soll es um 6,3 Prozent aufwärts gehen.
Luca Giuriato, Senior Market Consultant bei GfK Schweiz. (Source: Netzmedien)
Gamen statt feiern
Auch Gaming war im Coronajahr ein grosses Thema. Der Umsatz im Bereich Computer-Gaming - hierzu zählen abgesehen von Gaming-PCs auch Gaming-Monitore und Zubehör wie Gaming-Mäuse und -Headsets - stieg vergangenes Jahr verglichen mit 2019 um 48,1 Prozent. Machten Händler 2019 noch 117 Millionen Franken Umsatz, waren es 2020 173,2 Millionen Franken. Laut Giuriato ist der Aufwärtstrend in diesem Bereich seit 2016 ungebremst.
Auch das Geschäft mit Gaming-Konsolen boomte. War es 2019 noch rückläufig, stiegen die Umsätze vergangenes Jahr um 23,3 Prozent - von 57,6 Millionen auf 71 Millionen Franken. Vor allem im November und Dezember schlugen die Schweizerinnen und Schweizer zu, da es in diesen Monaten "Hype und Ärger" um die Playstation 5 und Xbox Series X gab. "Viele Konsumenten, die sich im Dezember eine PS5 bestellt haben, warten heute noch darauf", sagte der GfK-Experte.
Nicht nur was gekauft wurde, sondern auch wie gekauft wurde veränderte sich vergangenes Jahr. Eine global durchgeführte Umfrage von GfK habe ergeben, dass 83 Prozent der Konsumentinnen und Konsumenten ihr Einkaufsverhalten umstellten. Nicht erstaunlich: Onlineshopping wurde häufiger genutzt. Wer stationär einkaufte, ging eher zu lokalen Händlern und mied Shoppingcenter.
Beim Bezahlen gewann Twint stark an Beliebtheit. Das zeigt auch ein kürzlich veröffentlichter Vergleich, von Moneyland.ch. 48 Prozent der Schweizerinnen und Schweizer nutzen die App, um im Laden zu bezahlen.
Digitalradio ist auf dem Vormarsch
Giuriato gab ebenfalls einen Einblick in die Verkäufe von Radiogeräten. Insgesamt gingen vergangenes Jahr 304'000 DAB-Radios über den physischen oder virtuellen Ladentisch. Obwohl die UKW-Abschaltung relativ kurz bevorsteht, wurden noch immer rund 117'000 Geräte verkauft, die kein DAB empfangen können.
Jessica Allemann Brancher, Forschungsbeauftragte der Arbeitsgruppe Digitale Migration, zeigte, wie die Radionutzung in der Schweiz 2020 aussah. Im Herbst des vergangenen Jahres lag die Digitalradionutzung - sprich die Nutzung von DAB oder Internetradio - bei 73 Prozent. Laut Brancher setzen insbesondere Personen im Alter von 15 bis 34 Jahren auf digitale Übertragungswege.
Die Anzahl der Radiohörerinnen und -hörer, die nur noch UKW empfangen, sank in den vergangenen Jahren kontinuierlich. Allerdings hören noch immer 12 Prozent der Schweizerinnen und Schweizer ausschliesslich über UKW Radio.