Schweizer CE-Handel zeigt Auflösungserscheinungen
Der Consumer-Electronics-Markt in der Schweiz hat in den vergangenen Jahren stark gelitten. Doch nicht überall war die Entwicklung negativ. Zudem sind Kategorien wieder im Aufwind, die zuletzt stark Federn lassen mussten, wie etwa der TV-Handel. Eine Übersicht.
Der Schweizer CE- und Fotomarkt blickt auf ein katastrophales Jahrzehnt zurück. 2010 erlebte er zum letzten Mal, dass die verkauften Stückzahlen zunahmen. Seither gingen die Verkäufe von Fernsehern, Audiogeräten, Kameras, Zubehör & Co. jedes Jahr im ein- oder zweistelligen Prozentbereich zurück, wie die Auswertung von GfK Switzerland verdeutlicht. 2018 verkaufte der hiesige CE-Handel knapp 3,8 Millionen Geräte, was einem Rückgang von 10,8 Prozent im Vergleich zum Vorjahr entspricht. Im Vergleich zu 2010, als der CE-Handel noch über 7,6 Millionen Geräte verkaufte, waren es 2018 weniger als die Hälfte.
Besserung scheint nicht in Sicht. Auch für das laufende Jahr rechnet GfK Switzerland mit 7,8 Prozent Rückgang bei der Anzahl verkaufter Geräte. Dann hätte der CE-Handel 2019 weniger als 3,5 Millionen Produkte verkauft.
Prognose für TVs ist positiv
Die Entwicklung ist aber nicht überall negativ. Es lohnt sich deshalb ein Blick auf die einzelnen Kategorien des CE-Marktes. Der TV-Handel, zu dem GfK herkömmliche Röhren- und Flachbildfernseher, portable TVs, TV-Recorder und -Halter zählt, ging seit 2010 von über 1 Million verkaufter Geräte und Halterungen auf 607'000 Stück zurück. Im Vergleich zu 2017 betrug der Rückgang fast 50'000 Einheiten. Immerhin: GfK erwartet für das laufende Jahr ein leichtes Wachstum. Die Verkäufe in der Kategorie TV sollen 2019 leicht um 4000 auf 611'000 Produkte klettern. Das ist umso bemerkenswerter, da dieses Jahr kein sportliches Grossereignis ansteht. Bei solchen steigt die Konsumentennachfrage nicht zuletzt dank massiver Rabattschlachten im Handel jeweils etwas an. Es gilt aber zu bedenken, dass die GfK-Marktforscher auch schon für 2018 Wachstum prognostizierten, und das Gegenteil eintraf.
Video enttäuscht, Digital Imaging noch mehr
Die Kategorie Video zeigt im Vergleich zum Jahr 2010 Auflösungserscheinungen. Verkaufte der Handel in der Schweiz vor neun Jahren noch über eine halbe Million VHS-, DVD- respektive (4k-)Blu-ray-Player und -Recorder sowie Settop-Boxen, waren es im vergangenen Jahr noch 142'000 Einheiten. Im Vergleich zu 2017 waren es 33'000 weniger verkaufte Abspielgeräte. Auch für 2019 rechnet GfK mit einem Rückgang auf 118'000 Produkte der Kategorie Video.
Noch dramatischer aber verläuft die Entwicklung im Fotografie-Bereich. GfK zählt zur Kategorie Digital Imaging unter anderem Foto- und Videokameras, Action-Cams und digitale Bilderrahmen. Diese Produkte machten einst die zweitgrösste Kategorie im Schweizer CE-Markt mit über 1,4 Millionen verkauften Geräten aus. Doch das war vor neun Jahren. Seither fielen die Verkäufe bis 2018 auf 396'000 Einheiten – das sind über eine Million weniger. Auch im Vergleich zum Vorjahr war der Rückgang mit 55'000 weniger verkauften Geräten massiv. Dieses Jahr sollen die Verkäufe zumindest nicht ganz so drastisch zurückgehen; GfK prognostiziert einen Rückgang um 26'000 auf 370'000 Produkte.
Static Audio ist auf Besserungskurs, Portable Audio sackt ab
Die Kategorie Static Audio ist die einzige im CE-Markt mit Wachstum auf tiefem Niveau. Die Hochzeit von Audioheimsystem, Tuner, Verstärker, Receiver, Lautsprecher, stationären CD-Playern und Plattenspielern ist lange vorbei. Vor 15 Jahren kratzte der Markt an der Schwelle zu einer halben Million verkaufter Geräte, brach im Jahr darauf aber stark auf weniger als 400'000 Produkte ein. Seither gingen die Verkäufe weiter zurück, bis vor zehn Jahren der Turnaround mit 358'000 verkauften Einheiten eintrat. Seither stiegen die Verkäufe kontinuierlich, bis die Wachstumskurve 2017 einen Einbruch verzeichnete. Damals gingen die Verkäufe um 37'000 Stück auf 409'000 Einheiten zurück. Im vergangenen Jahr erlebte der Audiohandel wieder einen leichten Anstieg um 4000 Stück, und im laufenden Jahr erwartet GfK einen weiteren Anstieg um 19'000 auf 432'000 Geräte.
Die Kategorie Portable Audio zeigt über die vergangenen 15 Jahre ein ähnliches Bild wie die Kategorie Video. Verkaufte der Handel im Jahr 2004 noch fast 1,2 Millionen Portable Media-Player (CD, MP3 oder MP4), Portable Radios, Radiowecker und Radiorecorder, waren es im vergangenen Jahr nur noch 438'000 Exemplare und damit fast nur noch ein Drittel im 15-Jahre-Vergleich. Im laufenden Jahr geht der Rückgang laut GfK ungebremst weiter. Die Marktforscher prognostizieren 371'000 verkaufte Radios & Co., was nochmals fast 10 Prozent weniger als der verkauften Stückzahl 2018 entspräche.
Consumer Electronics rund ums Auto ist auch nicht mehr so gefragt. 2018 verkaufte der Schweizer Handel 137'000 Geräte aus der Kategorie Incar Electronics, zu der GfK Produkte wie Car Audio, Car Navigation, Car Vision und Connected Car Devices zählt. 2010 verkaufte der Handel noch mehr als dreimal so viele Geräte. Doch das Smartphone hat Navi & Co. ersetzt und verdrängt sie weiter. GfK rechnet für das laufende Jahr mit einem weiteren Rückgang um 17'000 auf 120'000 verkaufte Exemplare.
Auch die Zubehör-Sparte schrumpft
Das Zubehör im Bereich Consumer Electronics ist mengenmässig die grösste Kategorie. 2010 verkaufte der Handel mehr als 2 Millionen Universalfernbedienungen, GPS-Geräte für Freizeitaktivitäten sowie TV- und Kamerazubehör. Seither ging die Verkaufskurve nur noch im Folgejahr aufwärts. Ab 2011 nahmen die Verkäufe von CE-Zubehör kontinuierlich ab, bis es im vergangenen Jahr nur noch 1,33 Millionen Geräte waren. GfK erwartet auch für das laufende Jahr, dass die Verkäufe abnehmen und zwar um 155'000 Geräte auf knapp 1,2 Millionen Einheiten.
Die letzte Kategorie im CE-Markt, Technical Accessoires, die GfK seit 2007 erfasst, erlebte ihre Hochzeit im Jahr 2011 mit 667'000 verkauften Einheiten. Die Nachfrage nach Kopfhörern, Docking-/Mini-Speakers, 3-D-Zubehör und Drohnen nahm insgesamt aber stark ab. Im vergangenen Jahr verkaufte der Schweizer Handel noch 313'000 solcher Produkte und damit weniger als die Hälfte als im Rekordjahr 2011. Auch für 2019 zeigt sich GfK wenig optimistisch und erwartet einen Rückgang der Verkäufe um 29'000 auf 284'000 Exemplare.