Hans-Ulrich Glauser zur Anzeigetafel Bahnhof Luzern: "Der optimierte Energieverbrauch der Anlage war ein wichtiges Kriterium"
Im Mai rüstet die SBB in Digital Signage auf: Eine 100 Meter lange Anzeigetafel soll den Bahnhof Luzern schmücken. Hans-Ulrich Glauser, Leiter Kundenanlagen und Facility Management bei SBB Infrastruktur, über Kundenbedürfnisse, Mehrwert und smarte Stelen.
Die SBB will im Mai im Bahnhof Luzern eine neue, fast 100 Meter lange Anzeigetafel anbringen. Warum braucht es die neue Tafel?
Hans-Ulrich Glauser: Die Tafel in der Perronhalle zeigt auf Situation und Kundenbedürfnisse zugeschnittene Informationen, um insbesondere weniger ortskundige Reisende einfacher vom Bahnhof zu Bus, Schiff, Sehenswürdigkeiten und Veranstaltungsorten zu führen. Bei Grossanlässen zeigt die Anzeigetafel zum Beispiel, mit welchen Bus-, Bahn- oder Schiffslinien man zum Veranstaltungsort gelangt. Kurz vor Betriebsschluss verweist sie auf die letzten Abfahrtszeiten der Busse. Indem wir verschiedene Medieninhalte anzeigen, zugeschnitten auf die Geschehnisse und Aktualitäten rund um den Bahnhof Luzern, läuten wir ein neues Zeitalter der integrierten Kundenführung ein.
Wie verlief die Ausschreibung für das Projekt?
Die Planung läuft bereits seit einiger Zeit. Jedoch hatten wir noch Abstimmungsbedarf bei den Bewilligungsinstanzen wie dem Bundesamt für Verkehr und der kantonalen Denkmalpflege. Schliesslich schrieben wir den Auftrag für die Anzeigetafel am 24. August 2018 auf Simap.ch aus – der elektronischen Plattform für das öffentliche Beschaffungswesen.
Wer installiert die Tafel?
Den Zuschlag für die Anzeigetafel erhielt Daktronics Inc. Die Gesamtprojektleitung liegt bei SBB Infrastruktur; Daktronics ist verantwortlich für die Hardware und einige hardwarespezifische Software.
Das Projekt kostet 2,8 Millionen Franken. Wie gross sind die Kosteneinsparungen durch mehr Energieeffizienz der neuen Anlage?
Dies ist kein Ersatz einer bestehenden Anlage, sondern eine Erweiterung der bestehenden Kundeninformationssysteme am Bahnhof Luzern. Hier steht der Mehrwert für unsere Kunden im Fokus. Der optimierte Energieverbrauch der gesamten Anlage war ein wichtiges Kriterium in der Ausschreibung.
Wenn das Budget keine Rolle spielen würde: Wie könnten die SBB mit digitalen Anzeigemitteln, also Digital Signage oder AV, den öffentlichen Verkehr von morgen effizienter gestalten?
Mit dem neuen Ansatz von gemischtem Content-Management, also Ankunfts- und Abfahrtszeit und -ort, Störungsinfo, Points of Interest, aktuelle Touristik-Events oder Wetter, auf digitalen Kanälen kommen wir einem Kundenbedürfnis nach. Damit machen wir die integrierte Mobilität im öffentlichen Verkehr noch attraktiver und gestalten das Umsteigen auf andere Verkehrsmittel noch einfacher. Die Zukunft liegt darin, mit gezieltem und adaptiertem Content-Management den Reisenden über den Kanal ihrer Wahl zum richtigen Zeitpunkt noch personalisiertere Informationen zukommen zu lassen. Weiter machen wir auch erste Tests mit neuen Plattformen, die nicht nur Kundeninformationen, sondern vermehrt auch Interaktionen zulassen. Dazu finden aktuell Tests mit smarten Stelen statt, die über Touchscreens und Mikrofon verfügen und damit viele neue Möglichkeiten eröffnen. Die Digitalisierung bringt uns viele Innovationen, aber auch einen gewissen Preiszerfall in bisher kleinen und damit geschichtlich bedingt teuren Marksegmenten. Damit wird die Erstellung neuer Kundeninformationen/Interaktionen nicht zwingend teurer, sondern eröffnet ganz neue Möglichkeiten. Unser Ziel ist es, die Markttrends für die integrierte Mobilität rund um unsere Bahnhöfe zu nutzen und diese so noch mehr zu attraktiven Mobilitätshubs für unsere täglich über 1,2 Millionen Kunden zu entwickeln.
Warum brauchte es für das Projekt die Zusammenarbeit mit der Stadt Luzern, den Verkehrsbetrieben Luzern, dem Verkehrsbund Luzern, der Zentralbahn und der Kundenlobby Pro Bahn?
Die neue Anzeigetafel ist wie gesagt ein wesentliches Element zur Verbesserung der integrierten Mobilität über mehrere Verkehrsträger zugunsten der Reisenden. Umso wichtiger finden wir es, das Konzept gemeinsam mit den lokalen Partnern zu erarbeiten und danach gemeinsam zu betreiben. Nur gemeinsam gelingt es, die beste Lösung für die spezifischen Wünsche und Bedürfnisse der Kunden zu finden.
Woher kommen die Inhalte für die Anzeigetafel?
Die Informationen zu Veranstaltungen und Sehenswürdigkeiten liefern die lokalen Partner. Diese Angaben werden mit Hintergrundbildern von Luzern und der Region zu Modulen und Loops zusammengefasst. Die Module und Loops variieren je nach Situation und nach Kundenbedürfnissen, zum Beispiel nach Tageszeit, Wochentag und Veranstaltung. Denn unsere Kunden nehmen die Leistung des ÖV als Gesamtpaket wahr. Je einfacher wir sie von einem Verkehrsmittel zum anderen führen, damit sie das gewünschte Ziel erreichen, desto mehr Menschen können wir für den ÖV gewinnen.
Sind weitere solcher Projekte geplant?
Wir wollen die integrierte Mobilitätskette verbessern. Ob die neue Anzeigetafel dafür das richtige Mittel ist, werden wir in Kundenumfragen und Personenfluss-Analysen ermitteln. Danach lassen wir diese Erkenntnisse in neue Massnahmen und Projekte einfliessen.