"Es gibt genug Leute, die ein Smarthome wollen"
An der Fachtagung Smarthome 2017 haben elf Referenten über die Zukunft der Heimautomation gesprochen. Das Konsumenteninteresse sehen die Experten gegeben, die Industrie habe aber noch einiges zu tun.
Die intelligente Gebäudetechnik dringt in den Wohnungsbau. Wie lange es noch dauert, bis das Smarthome Alltag ist, hat sich an der Fachtagung "Smarthome 2017" im Trafo Baden gezeigt. Elf Referenten sprachen am ganztägigen Forum für Heimvernetzung, Multimedia und Gebäudeautomation über die Zukunft des Smarthomes.
Olivier Steiger, Dozent für Gebäudetechnik an der Hochschule Luzern, sprach über Benutzerschnittstellen in der Gebäudeautomation. Für viele Konsumenten sei die Gebäudeautomation noch wenig verständlich und auch nicht gut bedienbar. Ein smartes Haus werde erst massentauglich, wenn es so einfach zu bedienen sei wie ein Smartphone.
Smarte Geräte wie Handys und Wearables dienten in Zukunft vermehrt zur Steuerung des Smarthomes. Sie könnten aber nicht die herkömmliche Bedienung ersetzen, sagte Steiger. Sollte der Handy-Akku leer sein, brauche es einen Ersatz. Die Bedienung des Smarthomes müsse ständig möglich sein.
"Der Kunde vertraut der Technik"
David Bleiker, CEO des Schweizer Haussteuerungssystemherstellers Smartplace, sprach über die Vorteile der Heimautomation. Der gelernte Elektroplaner und Energietechniker sieht die Gesellschaft bereit für die Heimautomation. Der Kunde vertraue heute der Technik, das gelte auch für die ältere Generation. Um den Kunden zu überzeugen, müsse man mit Emotionen spielen und die Funktionen vorführen.
Emotionale Lösungen zeigten Reto Huber, CEO des Thurgauer Multimedia-Händlers Medialoft, und VSRT-Präsident Bruno Schöllkopf. Huber berichtete von Projekten, bei denen Multimedia und Haussteuerung im Einklang sind. Von unsichtbaren Lautsprechern und Glasbildschirmen für den Verbau des TVs hinter Glas und Spiegel.
Die Kunden wollten Technik nutzen, aber nicht sehen. Auch Elektrosmog werde nicht geschätzt. "Es geht auch ohne WLAN", sagte Huber. Damit ausgefallene Projekte realisierbar sind, arbeite Medialoft mit Schreinern, Gipsern und weiteren Handwerkern zusammen. "Es braucht ein gutes Netzwerk von Menschen, die gleich denken, damit es gut kommt auf der Baustelle", sagte Huber. VSRT-Präsident Bruno Schöllkopf zeigte sich begeistert von den Möglichkeiten der Gebäudeautomation und sagte: "Es gibt genug Leute, die ein Smarthome wollen, wir müssen sie nur finden."
"Noch sind die meisten Geräte nicht smart"
Roland Haenggi, CTO Global Electronics Business bei IBM, hielt eine Keynote zum Thema Cognitive Computing im Internet der Dinge. Haenggi glaubt, dass Cognitive Computing das Leben der Menschen einfacher machen kann. Wenn der Computer mitdenkt und Zusammenhänge versteht, wenn ihm der Nutzer eine Aufgabe stellt, biete das viele Möglichkeiten. Dafür gebe es aber noch viel zu tun. Noch seien die meisten Geräte eben nicht smart.
Jürg Gisler, Head Electronics Design bei V-Zug, sieht es ähnlich wie Haenggi. Als er die V-Zug-Lösung Home Generation 2 vorstellte, bemerkte er, dass der Funktionsumfang vernetzter Geräte noch gering sei, entsprechend klein sei auch die Nachfrage nach solchen Geräten.
Das Forum für Heimvernetzung, Multimedia und Gebäudeautomation richtete sich an Elektroinstallateure, Elektroplaner und Multimedia-Fachleute, Entwicklungsingenieure, Investoren und Bauherren sowie Architekten und Generalunternehmer. Laut Veranstalter Electrosuisse meldeten sich fast 300 Teilnehmer für die Fachtagung an.