Mystery-Shopping: "Das ist eine Bauernfängerei"
Der Kopfhörer, das ideale Weihnachtsgeschenk. Astrid T. machte sich auf die Suche nach dem besten Kopfhörer. Diesmal glänzten die Discounter.
Bald ist Weihnachten. Höchste Zeit also, die Geschenke für die Liebsten zu besorgen. Auch Astrid T. ist im Weihnachtsfieber. Einige Geschenke hat die routinierte Mystery-Shopperin bereits gefunden. Nur die Überraschung für ihren Göttibueb bereitet ihr grössere Probleme. Astrids Sohn riet zum Kopfhörer, dann könnte der Göttibueb seine Elektromusik unterwegs geniessen.
Doch welcher Kopfhörer ist der richtige? Bei ihrer letzten Kopfhörer-Mystery-Shopping-Tour vor fast zwei Jahren hatte jeder Verkäufer eine eigene Meinung und ein persönliches Lieblingsmodell mit Tendenz zu den Marken Sennheiser und Bose. Der Handel war gut informiert, die Meinungsvielfalt gestaltete die Suche nach dem besten Kopfhörer aber umso schwieriger. Das Feature Noise Cancelling gefiel ihr gut. Auch von speziellen Hi-Res-Audio-Kopfhörern hörte sie neulich. Genug Gründe also für Astrid, sich erneut auf Mystery-Shopping-Tour zu wagen mit Stopps bei Interdiscount, Manor, Media Markt, EP-Fachhändlern, Swisscom und Euronics-Fachhändlern.
Interdiscount
Astrid startete ihre Tour im Interdiscount. Dort fand sie rund 20 Kopfhörer von fast ebenso vielen Herstellern. Die Auswahl war gross, dafür kein Verkäufer zu finden. Also ging Astrid zur Kasse und wartete einige Minuten, bis sie an der Reihe war – im grossen Interdiscount herrschte Weihnachtstrubel. Als sich ein junger Verkäufer Astrid zuwandte, erkundigte sie sich nach einem guten Kopfhörer als Geschenk. Er fragte nach, welche Musik die beschenkte Person denn höre? "Bei Hip Hop sind die Beats-Kopfhörer schon gut, die bieten im tiefen Bereich einen sehr klaren Klang", erklärte er. Zwar könne er ihr kein Modell vorführen, dafür bot er seinen privaten älteren Beats-Kopfhörer zum Ausprobieren an. "Sonst gibt es noch Bose, die machen auch ganz gute Sachen", bemerkte er. Gut fand er vor allem die Noise-Cancelling-Funktion, schwärmte geradezu von der aktiven Geräuschunterdrückung: "Das ist wirklich fantastisch, da hören Sie von aussen nichts mehr." Astrid unterbrach ihn und fragte nach Hi-Res-Support. Offenbar kein Problem, der sei bei Modellen ab 200 Franken gegeben. Er sagte: "Bose bringt unkomprimierte Dateien sehr gut rüber. Sie brauchen nur das richtige Abspielgerät dazu." Der Verkäufer riet Astrid zu einem Kopfhörer von Bose oder Beats, beide zu Preisen um die 200 Franken und bemerkte: "Alles über 200 Franken braucht es nicht für den normalen Gebrauch." Der Verkäufer schien die Beratung beenden zu wollen, als eine weitere Kundin dazu kam. Astrid bedankte sich, wollte aber noch weitere Meinungen von Experten hören.
Manor
Ob sie bei Manor Experten antrifft? Astrid fand sich in der Multimedia-Abteilung ein und probierte jeden ausgestellten Kopfhörer an, alle von der Apple-Marke Beats. Zahlreiche weitere Kopfhörer anderer Marken hingen noch verpackt in den Wandregalen. Nachdem Astrid alle Beats-Hörer ausprobiert hatte, ging sie an den Kassentresen und schnappte sich einen Verkäufer. Astrid erklärte ihm, dass sie sich gerade mit den Beats-Kopfhörern beschäftigt habe, worauf der Verkäufer meinte, dass sie auch den Monitor von Marshall ansehen müsse. "Seine Soundqualität ist viel besser. Leider können Sie den nicht ausprobieren, weil es ein Hygieneartikel ist." Dafür erklärte er, dass der Bass satter sei als bei Kopfhörern von Beats und der Frequenzbereich breiter. "Bei Beats zahlen Sie für die Optik", fügte er an. Astrid fragte nach Noise Cancelling, doch das fehle bei dem 250-Franken-Produkt. Hi-Res-Audio sei dagegen kein Problem. "Es kommt nicht auf den Kopfhörer an, sondern auf das Abspielgerät. Solange der Stecker passt, ist alles gut", sagte der Manor-Verkäufer. Astrid bedankte sich und sagte, dass sie es sich noch überlegen wolle, ob sie den Marshall-Kopfhörer kaufe.
Media Markt
Sie ging weiter zu Media Markt. Vor den rund 15 zum Ausprobieren ausgestellten Kopfhörern stand ein Verkäufer, der gerade ein Beratungsgespräch mit einem anderen Kunden beendet hatte. Sie zeigte auf einen Beats-Kopfhörer und fragte den Verkäufer, ob das Gerät etwas tauge. Offenbar nicht. "Da zahlen Sie für den Markennamen. Beats hat etwas mehr Bass als andere, aber das ist nicht entscheidend. Das ist eine Bauernfängerei", meinte er und ergänzte: "Normalerweise bekommt man aber bei Kopfhörern, was man zahlt." Er erkundigte sich, ob es ein Gerät mit oder ohne Kabel sein sollte, es gebe dabei keinen Qualitätsunterschied, dank des neuen Bluetooth-Standards sei auch kabellos CD-Qualität möglich. Dann führte er Astrid Noise Cancelling vor, setzte ihr einen Bose-Kopfhörer auf und schaltete die Funktion an und aus. Auch dieser Verkäufer meinte, Hi-Res müsse nur das Abspielgerät können. "Bei meinen heruntergeladenen Songs erkenne ich mit diesen Bose-Kopfhörern die Fehler, so gut sind die. Mit Sennheiser sind das die besten Modelle." Er riet Astrid, in Ruhe alle auszuprobieren und verabschiedete sich, wies dann aber noch auf das Modell HD 25 für rund 200 Franken von Sennheiser hin. Dieses sei wohl die richtige Wahl und es werde auch von DJs genutzt, in dieser Filiale gebe es das Modell aber leider nicht.
EP-Fachhändler
Damit hatte Astrid einen guten Überblick erhalten. Nun sollte der Fachhandel die finalen Kaufimpulse geben. Beim EP-Fachhändler wartete Astrid kurze Zeit, bis die Beratung des Kunden vor ihr beendet war. Dann erkundigte sich der Verkäufer nach Astrids Wünschen, musste sie dann aber enttäuschen. "Wir haben nur Funkkopfhörer, weil wir viele Altersheime beliefern. Die sind gut für ältere Leute, die den Fernsehton nicht mehr richtig hören", sagte er. Doch das suchte Astrid nicht. Er entschuldigte sich und sagte: "Sie sind wohl die erste Person seit zwei Jahren, die nach einem Hi-Fi-Kopfhörer fragt. Wenn Sie einen Bestimmten suchen, kann ich den bestellen. Aber dann müssen Sie ihn auch kaufen." Er meinte, es wäre gut, einen Kopfhörer auszuprobieren, deshalb sei Interdiscount einen Versuch wert, die hätten die meisten Kopfhörer. Sonst müsse sie in ein Hi-Fi-Fachgeschäft. Auch ein Mobileshop biete eventuell eine Auswahl.
Swisscom-Shop
Diesen Ratschlag befolgte Astrid. Sie bedankte sich und ging in einen nahegelegenen Swisscom-Shop. Dort fand sie je einen Kopfhörer von Jabra, Marley und Samsung zum Ausprobieren. Das tat sie auch, verliess den Laden aber schon bald wieder, weil er so gut besucht war. Auf eine Beratung hätte sie wohl noch lange warten müssen.
Euronics-Fachhändler
Also ging sie weiter zur nächsten Station, zum Euronics-Fachhändler. Doch auch dieser bot nur Kopfhörer für den Fernseher. Der Verkäufer sagte entschuldigend: "Unsere Kunden über 50 kaufen nicht, was Sie wollen. Das hat keinen Wert für uns, weil es solche Kopfhörer überall gibt. Wir müssen uns auf Spezielles konzentrieren." Astrid bedankte sich bei dem Verkäufer und beendete ihre Mystery-Shopping-Tour.
Fazit
Astrid gönnte sich nach der Tour ein paar Kleider von H&M. Dort an der Kasse sah sie Kopfhörer in modischen Farben für Frauen. Astrid erinnerte sich an den Euronics-Verkäufer, der sich beschwerte, dass es überall Kopfhörer gebe. Es ist wohl nicht falsch, sich auf das Bedürfnis seiner Kunden zu fokussieren, dachte sie. Die Händler, die Kopfhörer führen, boten ihr alle eine befriedigende bis sehr gute Beratung. Positiv blieben ihr die Media-Markt- und Interdiscount-Verkäufer in Erinnerung, die sich viel Zeit für die Beratung nahmen. Vorführmöglichkeiten boten fast alle, dafür einige nur mit begrenzter Auswahl. Wie schon letztes Mal schwärmten die Verkäufer von Bose und Sennheiser sowie vom Noise Cancelling. Astrid würde sich für ein kabelloses Exemplar entscheiden. Hi-Res-Audio hingegen ist offenbar kein Verkaufsargument bei Kopfhörern.