Bericht der Schweizerischen Energie-Stiftung

Russisches Uran liefert 45 Prozent des Schweizer Atomstroms

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von Gayathri Albert und ml

Die Schweizer Stromversorgung soll unabhängiger werden. Doch die Schweizer Atomindustrie ist vom Ausland abhängig. Wie stark, zeigt ein Bericht von der Schweizerischen Energie-Stiftung.

(Source: Daniele La Rosa Messina/Unsplash.com)
(Source: Daniele La Rosa Messina/Unsplash.com)

Aufgrund der aktuellen geopolitischen Lage ist das Bedürfnis nach einer unabhängigen Stromversorgung für die Schweiz noch dringlicher geworden. Dennoch ist die Schweizer Atomindustrie nach wie vor von ausländischen Quellen abhängig. Wie stark die Abhängigkeit ist, zeigt ein Bericht vom Atomkraft-Gegner Schweizerische Energie-Stiftung (SES).

Sämtliches Uran des Kernkraftwerks Beznau und die Hälfte des Urans des Kraftwerks Leibstadt stammt vom russischen Staatskonzern Rosatom. Somit werden 15 Prozent des gesamten Schweizer Stroms und 45 Prozent des Atomstroms in der Schweiz von russischem Uran produziert, berichtet der "Tagesanzeiger" (Paywall). Zudem entfallen mindestens 7,5 Prozent des Schweizer Rohstoffhandels mit Russland auf Rosatom. Das Unternehmen zählt zu den Top 3 im Uranbergbau und zu den Top 4 Brennstoffhersteller, laut SES-Bericht. 

Zunahme von Importen seit Kriegsbeginn

Trotz Bestrebungen, auf eigene Produktion umzusteigen, nahmen die Importe von russischem Uran in der EU seit Beginn des Ukraine-Krieges stark zu. Von 280 Millionen Euro im Jahr 2022 stieg die Zahl im letzten Jahr auf 686 Millionen Euro an, wie im Tagi weiter steht.

Auch der Schweizer Stromkonzern Axpo soll jährlich zweistellige Millionenbeträge an Rosatom zahlen und erntet dafür Kritik. Daher ist der Geldfluss nach Russland aus Sicht der Energie-Stiftung inakzeptabel, denn Rosatom ist direkt am Ukraine-Krieg beteiligt. Die SES wirft der Axpo vor, "zweifelhafte Operationen" von Rosatom zu rechtfertigen. 

Doch Axpo streitet die Vorwürfe ab und beteuert, sich all ihren Geschäftspartnern gegenüber vertragskonform zu verhalten. Eine Vertragsauflösung ohne Rechtsgrund könnte zu hohen Schadenersatzzahlungen führen und wiederum die russische Seite stärken, erklärte der Sprecher Noël Graber gegenüber der Zeitung.

Ansätze zur Reduzierung von russischer Abhängigkeit

Die Urangeschäfte mit Russland stehen weder in der EU noch in der Schweiz auf der Sanktionsliste. Die Schweizer Kernkraftwerke engagieren sich jedoch dafür, ihre Bezugsquellen zu diversifizieren, heisst es weiter. 

Auch Axpo kündigte vor zwei Jahren bereits an, sich von der russischen Abhängigkeit lösen zu wollen. Der Stromkonzern verkündete Anfang 2024 den Abschluss der ersten Verträge mit alternativen Lieferanten, verriet jedoch nicht, um welche Lieferanten es sich handelt. Zu drastischeren Massnahmen griff die USA, denn seit vergangenen Montag sind russische Uranimporte verboten. 

Die Energie-Stiftung fordert laut Tagesanzeiger auch die vollständige Entfernung von Rosatom aus der Wertschöpfungskette der Schweizer Atomindustrie. Da dies aber nicht so einfach ist, soll Axpo zumindest die vollständige Transparenz über die Lieferketten schaffen. Axpo versichert nur, ihre neue Beschaffungsstrategie umzusetzen, ohne vertragliche Details zu nennen.
 

 

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