So viel CO2 könnte die Schweiz mit digitalen Technologien einsparen
Mit effizienter Digitalisierung könnte die Schweiz ihren CO2-Fussabdruck verkleinern. Digitalswitzerland, Economiesuisse und Accenture beziffern das Einsparpotenzial auf bis zu 3,2 Millionen Tonnen CO2-Äquivalente bis 2030. Um dieses Ziel zu erreichen, müssen Wirtschaft und Politik handeln.
Um ihre Klimaziele zu erreichen, sollte die Schweiz unter anderem auf effiziente Digitalisierung setzen. Dies finden Digitalswitzerland und Economiesuisse. Die beiden Verbände legen eine in Zusammenarbeit mit Accenture erstellte Studie vor. Darin rechnen sie vor, wie viel CO2-Äquivalente (CO2eq) in der Schweiz durch effiziente Digitalisierung eingespart werden könnten.
Die Studie behandelt die Sektoren Gebäude, Verkehr, Industrie, Landwirtschaft und Energie. Diese Sektoren repräsentierten zusammen einen signifikanten Prozentsatz von mehr als 90 Prozent der nationalen Emissionen, erklären die Autoren. Für jeden dieser Sektoren quantifizieren sie die Einsparpotenziale durch Digitalisierung, wobei sie zwei Geschwindigkeiten - "Standard" und "Ambitioniert" annehmen. Zudem zeigen sie konkrete Anwendungsfälle aus der Praxis auf.
(Source: Studie "Smart und grün - digitale Wege zum Klimaziel" von Digitalswitzerland, Economiesuisse und Accenture)
Insgesamt könnten durch den Einsatz aller untersuchter Anwendungsfälle bis 2030 jährlich zwischen 1,2 und 3,2 Millionen Tonnen CO2eq eingespart werden, schreiben die Verbände. Das entspreche etwa 7 bis 20 Prozent der bestehenden Klimalücke oder dem Ein- bis Zweifachen der Emissionen des Kantons Thurgau aus dem Jahr 2018 (1,5 Millionen Tonnen CO2eq). Das volle Einsparpotenzial könne jedoch nur erreicht werden, wenn man ambitioniert (also rasch) digitalisiere. Hier sei "insbesondere die Politik gefordert, die notwendigen Rahmenbedingungen und eine verstärkte Digitalisierung für den Innovationsstandort Schweiz zu schaffen", wie Digitalswitzerland in einer Mitteilung schreibt.
Konkret sprechen die Studienautoren im Abschnitt über Gebäude etwa die sogenannten energetischen Sanierungen an. Es sei herausfordernd, bestehende Gebäude energieeffizienter und umweltfreundlicher zu gestalten. "Diese Herausforderungen bieten gleichzeitig eine Chance in der Schweiz, digitale Lösungen während der Renovierungsarbeiten zu berücksichtigen und Energieeinsparungen zu maximieren." So erhöhten intelligente Messgeräte (wie intelligente Thermostaten oder Smartmeter) sowie intelligente Beleuchtung und Gebäudeautomation in Wohngebäuden die Effizienz bei Raumtemperatur, Stromverbrauch und Warmwasseraufbereitung.
(Source: Studie "Smart und grün - digitale Wege zum Klimaziel" von Digitalswitzerland, Economiesuisse und Accenture)
Grösstes Einsparpotenzial für den Verkehrssektor
Insgesamt, rechnen die Verbände, könnten im Gebäudesektor mit digitalen Technologien zwischen 0,4 und 0,9 Millionen Tonnen CO2eq eingespart werden. Als Beispielfall verweisen sie etwa auf die Wohnsiedlung Rütihof in Zürich. Sie habe durch den Einsatz intelligenter Beleuchtungsanlagen ihren Energieverbrauch um 95 Prozent reduziert.
Das grösste absolute Einsparpotenzial der untersuchten Sektoren errechnet Digitalswitzerland für den Verkehr. Hier könnten bei effizienter Digitalisierung jährlich bis zu 1,1 Millionen Tonnen CO2eq reduziert werden. Erreicht werden könnte dies mit Mobility-as-a-Service-Plattformen (0,9 Millionen Tonnen CO2eq) oder mit Echtzeit-Routenoptimierung (0,2 Millionen Tonnen CO2eq).
Übrigens führt mehr Digitalisierung nicht automatisch zu weniger CO2-Emissionen. So könnte sich etwa das steigende Datenvolumen negativ auf die Ökobilanz auswirken. Was es braucht, damit Digitalisierung für Nachhaltigkeit zum Segen wird, war Thema an einem Parldigi-Dinner, über das Sie hier mehr erfahren.