One-to-One mit Rico Brecht

Was der Verkauf der DA-Sparte für Philips-Schweiz-Kunden bedeutet

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Seit Mai ist Rico Brecht als Geschäftsführer von Philips Schweiz im Einsatz. Im Interview spricht er über den Verkauf des ­Domestic-Appliances-Geschäfts und sagt, wie er in seiner Doppelrolle als Schweiz-Chef und Sales Leader Philips Personal Health DACH alles unter einen Hut bringt.

Rico Brecht, Country Leader, Philips Schweiz und Sales Leader Personal Health, Philips DACH (Source: zVg)
Rico Brecht, Country Leader, Philips Schweiz und Sales Leader Personal Health, Philips DACH (Source: zVg)

Sie sind seit dem 1. Mai Geschäftsführer von Philips Schweiz. Wie liefen die ersten Monate für Sie?

Rico Brecht: Es ist mir gut ergangen, trotz der Situation rund um Corona. Natürlich muss ich mich jetzt zu Beginn noch in meine neue Rolle als Geschäftsführer von Philips Schweiz einfinden. Unter anderem geht es jetzt darum, mich mit allen Prozessen vertraut zu machen und die neuen Teams kennenzulernen. Da ich bereits seit knapp sieben Jahren bei Philips bin, weiss ich aber, wie der Konzern funktioniert und dass wir kontinuierlich unsere Strategie für die Zukunft aufbauen.

Was haben Sie in Ihrer neuen Funktion als Erstes in Angriff genommen?

Seit Jahresanfang drehte sich bei uns vieles um die Abspaltung vom Domestic-Appliances-Geschäft. Der Bereich wurde vom Private-Equity-Unternehmen Hillhouse Capital gekauft. Für uns bedeutet das, dass wir sowohl für den Bereich Personal Health – der nach wie vor zu Philips Schweiz gehört – als auch für den Bereich Domestic Appliances dafür sorgen müssen, dass der Fokus weiterhin auf dem Schweizer Handel liegt. Wir wollen sicherstellen, dass wir die Wünsche und Bedürfnisse der Kunden und Konsumenten in beiden Bereichen weiterhin erfüllen.

Woran arbeiten Sie momentan, abgesehen von der Abspaltung?

Philips ist in der Schweiz eine starke Marke. Trotzdem arbeiten wir daran, die Marke zu fördern und weiterzubringen. Das gilt auch für die Bereiche, die verkauft oder abgespalten wurden. Zudem arbeiten wir daran, uns als DACH-Konzern weiterzuentwickeln und dort innerhalb der drei Länder und im europäischen Markt Synergien zu nutzen.

Ist die Schweizer Niederlassung dadurch gefährdet?

Nein, überhaupt nicht. Es geht darum, Synergien untereinander auszutauschen. Die Schweiz ist ein sehr wichtiger Standort, sowohl im Bereich Personal Health als auch im Bereich Health Systems und Sleep & Respiratory Care. Wir pflegen hier eine sehr enge, langjährige und vertrauensvolle Beziehung zu unseren Kunden und haben auch exzellente Partnerschaften mit den Spitälern. Die Kunden und Konsumenten in Österreich, Deutschland und der Schweiz unterscheiden sich und haben verschiedene Anforderungen. Zudem wird Lokalität in der Schweiz grossgeschrieben. Unsere Kunden und Konsumenten fühlen sich wohler und bauen Vertrauen schneller auf, wenn sie einen lokalen Ansprechpartner haben, der auch Schweizerdeutsch spricht. Deshalb halten wir am Standort Schweiz fest.

Apropos DACH-Region: Sie sind zusätzlich zur Funktion als Geschäftsführer noch Sales Leader Philips Personal Health DACH. Wie lässt sich das miteinander vereinbaren?

Ich habe genug zu tun, das muss ich zugeben. In meiner Rolle als Geschäftsführer werde ich aber sehr stark unterstützt. Wir sind als Matrixorganisation aufgebaut. Das heisst, dass es im Vertrieb, im Marketing- und im Customer-Service Mitarbeitende gibt, die direkt nach Hamburg rapportieren. Somit können wir die Arbeiten sehr gut aufteilen und ich kann mich auf die Bereiche People und Unternehmenskultur fokussieren, damit wir als Philips Schweiz weiterhin langfristig erfolgreich sind.

Welche Produktkategorien sind jetzt noch bei Philips Schweiz?

Im Bereich Personal Health verantworten wir vier Kategorien: Oral Healthcare – sprich die gesamte Zahnpflege. Beauty – darin inbegriffen sind nach wie vor Haartrockner und Haar-Straightener, das Hauptaugenmerk ist aber die Lichttherapie für Haarentfernung IPL. Mother & Child Care – sprich die Marke Avent, die weiterhin bei Philips Personal Health bleibt. Und schliesslich die Kategorie Male Grooming. Zudem verantworten wir weiterhin die Bereiche Health Systems und Sleep & Respiratory Care.

Was ändert sich durch die Abspaltung für Philips-Handelspartner?

Nicht viel. Auch der Bereich Domestic Appliances (DA) hat nach wie vor ein Schweizer Team. Für die Kunden sind das Altbekannte, da die meisten Teammitglieder in ihrem Bereich weiterarbeiten. Natürlich gibt es jetzt eine räumliche Trennung zwischen uns und DA. Nichtsdestotrotz kennt das Team die Abläufe und die Kunden.

Was hat in den eben erwähnten Bereichen People und Unternehmenskultur Priorität, respektive was beinhalten diese?

Für uns ist es jetzt sehr wichtig, die bestehenden und auch neuen Mitarbeitenden zurück ins Büro zu holen. Etwa die Hälfte der Mitarbeitenden ist noch im Homeoffice. Wir rechnen damit, dass ab dem vierten Quartal 2021 wieder alle an unsere drei Standorte Gland, Strengelbach und Horgen zurückkehren können. Dabei versuchen wir, die Drei-zu-zwei-Regel einzuführen. Die Mitarbeitenden sind also drei Tage im Büro und können weiterhin zwei Tage Homeoffice machen. Dieses Arbeitsmodell ist nicht nur situationsgeschuldet, sondern auch zukunftsgerichtet. Zu den Bereichen People und Culture zählen auch unsere Normen und Unternehmenswerte. Diese möchten wir weiter fördern. Auch Diversität und die Fähigkeiten der Mitarbeitenden sind hier wichtige Themen. Für mich ist es ein grosses Anliegen, ein starkes, engagiertes und motiviertes Team zu haben. Nur so können wir langfristig den Erfolg wahren. Die Kunden sind ebenfalls froh, wenn sie ein agiles Team antreffen, das ihre Bedürfnisse erfüllen oder sogar übertreffen kann.

Wie hat sich der Markt für Personal Care und Health durch die Coronapandemie verändert?

Die Pandemie hat dazu geführt, dass einem wieder bewusst wurde, wie anfällig wir Menschen in Krisen- und Ausnahmesituationen sind. Das hat uns als Unternehmen aus dem Health-Sektor in den vergangenen Monaten natürlich auch gestärkt. Wie der Onlinehandel auch, machte der gesamte Gesundheitssektor innerhalb eines Jahres eine Entwicklung durch, die normalerweise über mehrere Jahre andauern würde. Bei den Spitälern ist die digitale Transformation und die damit verbundenen vernetzten Lösungen ein wichtiges Thema.

Welche Entwicklungen beobachten Sie auf Konsumentenseite?

Ich bin davon überzeugt, dass diese Krise in uns Menschen etwas ausgelöst hat und wir effektiv besser auf unsere Gesundheit achten. Wir spüren, dass die Lust zum Trainieren wieder vermehrt da ist. Fitnesstracker sind sehr wichtig geworden, da die Konsumenten nicht nur Sport treiben, sondern auch sehen wollen, dass ihr Training Wirkung zeigt. Gute Gesundheit kann aber nicht nur Sport und ausgeglichene Ernährung, sondern auch positives Aussehen bedeuten. Durch den Lockdown nahm die Nachfrage im Bereich Male Grooming & Beauty beispielsweise zu.

Was erwarten Sie für das Geschäftsjahr 2021?

Acht Monate sind jetzt schon vorbei – die Zeit vergeht wirklich schnell. Weiterhin ist Corona ein grosses Thema. Das merken wir natürlich. Das hat auch damit zu tun, dass die Kundenfrequenz in den Geschäften aufgrund verschiedener Restriktionen noch nicht so hoch ist. Trotz Herausforderungen sind wir zuversichtlich, dass wir auch dieses Jahr erfolgreich zu Ende bringen. Wir planen – und haben bereits damit begonnen – den Austausch mit den Kunden wieder zu intensivieren. Wo möglich besuchen wir unsere Kunden wieder.

Was haben Sie dieses Jahr für Ihre Handelspartner noch in petto?

Für grosse Ankündigungen müssen Sie sich bis nächstes Jahr gedulden. Das liegt daran, dass bei uns dieses Jahr durch die Abspaltung vom DA-Bereich die Konsolidierung und Stabilisierung des Geschäfts im Fokus steht. Wir setzen lieber auf Qualität und darauf, für die Konsumenten zur richtigen Zeit das optimale Produkt parat zu haben, statt im September viele Neuheiten auf den Markt zu bringen. Während der Pandemiezeit haben wir mit unseren Kunden bereits besprochen, was für dieses Jahr noch geplant ist.

Wie lautet Ihre Botschaft an den Handel?

Wir betreuen unsere Kunden weiterhin so, wie sie es sich wünschen – trotz der Abspaltung. Wir setzen weiterhin auf unsere Handelspartner und darauf, dass die Konsumenten unsere Produkte bei ihnen kaufen. Wir sind glücklich, dass wir die Kunden endlich wieder besuchen dürfen und freuen uns darauf, Gespräche von Angesicht zu Angesicht mit ihnen zu führen.

Alle Heftinhalte finden Sie auch im Onlinedossier.

persönlich

Rico Brecht (47) hat am Schweizerischen Institut für Betriebsökonomie (SIB) studiert und schloss seine Ausbildung als eidg. diplomierter Betriebswirtschafter HF im Jahr 2000 ab. Direkt im Anschluss begann er seine Karriere bei der The Nuance Group, wo er unter anderem als Sales Operations Manager und Head of Buying & Merchandising in Europa tätig war. Ab 2007 setzte er seine Karriere beim Schweizer Standort der französischen Parfümeriekette Marionnaud fort. Dort war Brecht zuerst als Head of Buying tätig und verantwortete später als Trade Director die Verkaufs- und Marketingabteilung. Zu dieser Zeit schloss er das Studium zum eidg. Dipl. Marketingleiter ab. 2015 stiess Brecht zu Philips und zeigte sich für den strategischen Ausbau der Sparte Personal Health sowohl in der Schweiz als auch in der gesamten DACH-Region verantwortlich. Neben seiner bestehenden Rolle als Sales Leader DACH ist Brecht seit dem 1. Mai 2021 als Geschäftsführer der Philips AG Schweiz Teil des Management Teams der DACH-Region. (Source: Philips Schweiz)

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