Wie neue Beleuchtungslösungen besonders viel Energie sparen
Ab 2023 tritt in der Schweiz ein Leuchtstofflampenverbot in Kraft. Die Referierenden am diesjährigen Swiss Lighting Forum erläuterten den Umstieg auf LED-Lösungen. Wer die Sanierung gut plant und vernetzte Produkte einsetzt, kann dabei richtig viel Energie sparen.
Bald ist es aus mit Leuchtstofflampen. Ab 2023 tritt schrittweise ein Herstellungs- und Importverbot in Kraft, in der EU, aber auch in der Schweiz. Die Konsequenzen dieses Verbots waren eines der Themen des diesjährigen Swiss Lighting Forums. Doch im Zentrum der Veranstaltung stand die Diskussion, wie die Lichtbranche Energie einsparen kann und muss. Der Veranstalter, der Fachverband Electrosuisse, habe sich angesichts der damals drohenden Strommangellage für das Thema entschieden, erklärte Björn Schrader vom Unternehmen Lichtkollektiv, welcher am 25. April durch den Event im Casino Bern führte. Bern war dabei die letzte Station "einer kleinen Reise", die das Swiss Lighting Forum durch fünf Deutschschweizer Städte gemacht hatte – mit dem Ziel, näher zu den Leuten zu kommen, wie Schrader erklärte.
Lichtbranche spart jetzt schon
Geht es darum, Strom zu sparen, werde das Thema Licht häufig prominent genannt, erklärt Schrader in seinem Referat. Dies, weil Licht und der damit verbundene Verbrauch sichtbar seien. Er erinnerte unter anderem an das Ziel der Schweiz, bis 2050 klimaneutral zu werden. Interessant werde es für viele jedoch erst, "sobald es ans Portmonee geht – schade", fügte er an.
Insgesamt macht die Beleuchtung etwa 10 Prozent des Energieverbrauchs der Schweiz aus, wie Schraders Folien zu entnehmen war. Während hier noch viel Sparpotenzial besteht, merkte der Referent an, dass die Beleuchtungsbranche schon seit Längerem mit Sparen angefangen hat. Anhand einer Gegenüberstellung der Stromverbrauchszahlen von 2000 und 2021 zeigte Schrader auf, das in der Schweiz zwar deutlich mehr Strom verbraucht wird, dass die Beleuchtungsbranche ihren Verbrauch jedoch in der gleichen Zeit um mehr als 20 Prozent reduzieren konnte. Möglich machte dies der Wandel hin zur LED-Technologie.
Technik werde auch weiter beim Sparen helfen, aber "Technik wird nicht die alleinige Lösung sein", so Schrader. Nutze man jedoch die Sparmöglichkeiten aus, könne die Lichtbranche ihren Verbrauch noch einmal um mindestens 50 Prozent senken.
Hans-Jörg Gerteis, Stadt Zürich Immobilien; Benno Schöb, Nevalux; Björn Schrader, Lichtkollektiv; Philippe Kleiber, SLG und Luciana Alanis, Lichtgold (v.l., Source: zVg)
Dimmbar, smart, vernetzt
"Einen Überblick über Massnahmen, die einschenken" versprach Philippe Kleiber der Schweizerischen Lichtgesellschaft (SLG). Eine davon habe sich inzwischen glücklicherweise als Standard etabliert: LED-Leuchtmittel einsetzen. LED habe eine Reihe von Vorteilen, unter anderem ihren im Vergleich mit früheren Leuchtmitteln deutlich geringeren Strombedarf. Ein weiterer Vorteil von LED: Die Leuchten sind dimmbar – und auch damit lasse sich zusätzliche Energie sparen. Durch diese Regulierung könne, so Kleiber, der Energiebedarf um weitere 25 Prozent reduziert werden.
Auch, wer verfügbares Tageslicht bewusst einsetze, könne Energie einsparen, erklärte Kleiber weiter. Dies zum Beispiel, indem die LED-Beleuchtung mit zusätzlichen Sensoren bestückt wird. Damit kann je nach Tageslicht oder der Präsenz von Personen das LED-Licht weiter gedimmt oder ganz abgeschaltet werden. Weitere Einsparmöglichkeiten ergeben sich, wenn die Leuchtmittel vernetzt und intelligent gesteuert werden.
Für die Kombination all dieser Massnahmen – LED-Leuchten mit regulierbarer Helligkeit, Sensoren und Vernetzung, errechnet Kleiber Energieeinsparungen von bis zu 90 Prozent. Umsetzen liessen sich diese Massnahmen jedoch nur mit der richtigen Planung. "Gehen Sie ins Detail", ermutigte er das Publikum. "Und geben Sie die letzten 10, 20 Prozent nicht her". Doch bei allem sparen erinnerte er zum Schluss seines Referates auch daran, die Menschen nicht zu vergessen. "Gutes Licht trägt viel zur Gesundheit bei. Darum: Energiesparen ja, aber immer mit gutem Licht."
Fünf Wege zur Lichtsanierung
Bezüglich des Verbotes der quecksilberhaltigen Leuchtstofflampen hatten Kleiber und die weiteren Referierenden des Nachmittags eine Reihe möglicher Strategien parat. Dabei habe jede ihre Vor- und Nachteile. Die fünf Strategien lauten
- Die Lager füllen: Gerade Grossindustrien kauften aktuell so viele noch erhältliche Leuchtstofflampen auf wie möglich. Die Strategie verschafft dem Unternehmen Zeit, eine ausführlichere Sanierung seriös zu planen. Die Nachteile der Strategie: Sie bringt keine Energieersparnis und eignet sich nur für kurze Zeit.
- LED-Tubes: Dabei handelt es sich um LED-Ersatzprodukte klassischer Leuchtstoffröhren. Die Variante ist kostengünstig, lässt sich oft von Laien installieren und ermöglicht in vielen Fällen, bestehende Installationen beizubehalten. Allerdings, merkt Kleiber an, vergebe man damit doch einiges an Einsparmöglichkeiten, die mit anderen Lösungen möglich sei. Zudem seien die LED-Röhren nicht gebaut für Reflektortechnik, die man bei klassischen FL-Röhren findet.
- 1-zu-1-Ersatz: Bei dieser Variante "suchen wir etwas, das ins gleiche Loch passt", wie Kleiber es ausdrückte. Die Variante ist kostengünstig und erfordert keine grossen baulichen Massnahmen. Auch bezüglich Technologie sei vieles möglich, inklusive Vernetzung und Sensorik. Einzig den Standort könne man natürlich nicht wechseln.
- Neues Licht im alten Gehäuse: Diese Lösung bietet sich an, wenn ein Lichtgehäuse noch stabil genug ist, das Ersetzen zu viele Ressourcen verbraucht oder – zum Beispiel wegen Denkmalschutz – nicht möglich ist. Für diese Variante werden spezielle LED-Leuchten entwickelt. Diese Lösungen seien langfristig geeignet, wie Kleiber ausführte.
- Als "Königsweg" bezeichnete Kleiber schliesslich die Variante "Alles weg – alles neu". Das höre sich zwar sehr teuer an, räumte der Referent ein. Die Erfahrung zeige aber, dass diese Variante längerfristig oftmals nicht die teuerste sei – insbesondere nicht, wenn sie gut geplant werde. Die Variante brauche natürlich mehr Zeit und stelle eine Investition dar – "sicherlich aber auch eine sehr nachhaltige".
In Zürich machte das Swiss Lighting Forum im Technopark halt. (Source: zVg)
Planung und Beratung lohnen sich
Die weiteren Referierenden lieferten eine ganze Reihe praktischer Beispiele nachhaltiger Lichtsanierungen. Aus dem Vollen schöpfte etwa Hans-Jörg Gerteis von Stadt Zürich Immobilien: Von einer Kunsteisbahn bis hin zu Schulhäusern hatte seine Behörde schon alles mögliche in energiesparendes Licht gerückt. Bei allen Projekte versuche er jeweils, "Ruhe hineinzubringen". Dies geschieht mittels einer Strategie, er er gemeinsam mit dem Projektmanager des jeweiligen Gebäudes entwirft. Die Lichtsanierung erfolge dann meistens etappenweise, zumal die meisten Gebäude nicht einfach leer stünden. Seine weiteren Tipps: Bei grossen Sanierungen oder anspruchsvollen Projekten lohnt es sich, ein "Muster" zu erstellen und anzupassen. Und seine Ideen lässt er jeweils durch Licht- oder Elektroplaner verbessern – "Dann gibt es eine gute Sache".
Für intelligente und vernetzte Lichtsteuerung schlägt derweil das Herz von Benno Schöb von Nevalux. Dabei kommunizieren viele der durch sein Unternehmen installierter Lichter via Bluetooth Low Energy – es sei also nicht mehr nötig, die Leuchten per Kabel zu verbinden.
Den praktischen Teil bestritt schliesslich Lichtdesignerin Luciana Alanis der Firma Lichtgold. Ihr Job sei es, den Menschen ins Zentrum zu stellen. "Sollten Sie auch machen, wenn Sie eine Beleuchtungssanierung planen", fügte sie an. In ihrer Demonstration zeigte sie, wie sich verschiedene Lichtinstallationen auswirken. Dabei dürfe man durchaus auch den Standort der Lichter hinterfragen. Weitere Anpassungsmöglichkeiten sind etwa die Wärme und die die Helligkeit der einzelnen Leuchten.
Alle Referierenden lieferten jeweils eine ähnliche Botschaft: Das Verbot der Leuchtstofflampen sollte als Chance gesehen werden. Und es lohnt sich, eine Sanierung ausführlich zu planen und dabei auch externe Beratung einzubeziehen.