Netflix & Co. verdrängen das Kino
Netflix und Co. verdrängen die Kino-Branche und erzwingen viele Schliessungen. Der Kinoverband fordert aber Hilfe vom Staat.
Die Leinwand weicht dem Laptop, Popcorn aus dem grossen Becher jenem aus der Mikrowelle und die Filmrolle den Bibliotheken von Netflix, Disney+ und Co. Streaming-Dienste haben das Kino in den vergangenen Jahren stark verdrängt, vor allem während der Lockdowns.
Dies belegen unter anderem Zahlen des Bundesamts für Statistik (BFS): Während Schweizer Kinos im Jahr 2019 noch 12,5 Millionen Besuche verzeichneten, waren es im Jahr 2022 nur noch 5,4 Millionen, also weniger als die Hälfte. Die Anzahl der Kinos schrumpfte im selben Zeitraum von 269 auf 257. Im Jahr 2010 gab es gemäss dem BFS sogar noch 299 Kinos in der Schweiz. Auch der Jahr-über-Jahr-Vergleich der einzelnen Kinowochen zeichnet ein ähnliches Bild:
Anzahl der Kinoeintritte in der Schweiz pro Woche - 2019 und 2022. (Source: BFS)
Gleichzeitig nimmt die Nutzung von Streaming-Diensten stark zu. Im Jahr 2021 verzeichneten diese Plattformen in der Schweiz mehr als 5-mal so viele Abrufe wie noch im Jahr 2017. 2022 verzeichneten Streaming-Dienste gar ein Allzeit-Hoch. Netflix knackte die Marke an 3 Millionen Nutzerinnen und Nutzern. Disney+ zählt in der Schweiz immerhin eine Million aktive Kunden.
Kinoverband beklagt Geldmangel
Der Schweizer Kinoverband beklagt einen Mangel an Fördergeldern, wie aus einem Beitrag des "SRF" hervorgeht. "Wenn wir die Diversität fördern und die Schweizer Kinolandschaft so beibehalten wollen, wie sie jetzt ist, dann ist es wichtig, dass man sich die Förderfrage stellt", wird Präsidentin Edna Epelbaum zitiert. Die öffentliche Hand und die SRG unterstützen Schweizer Filme mit mehr als 100 Millionen Franken im Jahr, die Kinos würden hingegen nur 2,5 Millionen Franken an Förderungen bekommen, schreibt das "SRF" weiter. Ein Ausbau der Kinoförderung sei gemäss dem Bund jedoch nicht geplant.
Anfang 2022 stimmte das Schweizer Volk mehrheitlich für die "Lex Netflix". Grosse Streaming-Anbieter sollen künftig vier Prozent ihrer Gewinne an die Schweizer Filmindustrie abgeben. Ende des Jahres schickte der Bund das Gesetz in die Vernehmlassung, wie Sie hier lesen können.