Der vernetzte Haushalt

IFA 2014: vom Smart-TV zur Smart-City

Uhr | Aktualisiert

Samsung, Panasonic und Co. tüfteln am Haushalt der Zukunft. Dem Fernseher kommt dabei eine neue Rolle zu. An der IFA haben die Hersteller erste Konzeptlösungen präsentiert.

Der vernetzte Haushalt ist eines der grossen Themen an der IFA 2014 gewesen. Deutlich erkennbar daran, dass Samsung-CEO Boo-Keun Yoon während seiner Keynote ausgiebig über das Thema sprach. Laut Yoon hilft das Haus der Zukunft nicht nur beim Energiesparen, sondern gestaltet auch das tägliche Leben angenehmer. So könnte das Smart Home morgens automatisch das Licht einschalten, die Storen hochfahren und den ersten Kaffee brühen, noch bevor die Augen richtig offen sind.

Reinhard Zinkann, Vorsitzender des deutschen Zentralverbandes Elektrotechnik und Elektroindustrie (ZVEI), glaubt, dass die Zeit fürs Smart Home reif ist. Er rief an der IFA-Eröffnungs-Pressekonferenz den versammelten Journalisten zu: "Letztes Jahr habe ich gesagt, Smart Appliances stehen vor der Tür, heute ist die Türe offen."

Noch in Kinderschuhen

Ganz so weit scheint die Entwicklung aber noch nicht, der Markt steht erst am Anfang und ist dadurch noch entsprechend wenig entwickelt. Die Hersteller zeigen an der IFA oftmals erst Konzeptstudien von Smart-Home-Lösungen, die aber schon bald machbar sein sollen, wie sie versichern. Zinkann gibt denn auch zu, dass die Konnektivität der Hausgeräte mit Smartphone und Co. der Branche noch Probleme bereitet. Allgemeingültige Standards werden derzeit entwickelt, etwa im Open Interconnect Consortium, das Samsung, Intel und weitere Anbieter umfasst.

Im Markt fliesst aber schon jetzt mächtig Geld. Google kaufte Anfang dieses Jahres das Automatisierungs-Unternehmen Nest Labs für über 3 Milliarden US-Dollar, Samsung folgte mit dem Kauf des Start-ups Smart Things für rund 200 Millionen Dollar. Laut Analysten von Gartner dürfte das Geld gut angelegt sein. Schon in acht Jahren sollen mehr als 500 smarte Geräte im Haushalt miteinander kommunizieren, da entsprechende Sensoren mittlerweile entsprechend günstig herzustellen seien.

Neue Rolle für den Fernseher

Nach dem Fernseher sollen auch Kühlschrank und Co. "intelligent" werden. Das Herzstück im Haushalt soll dabei der Fernseher sein, geht es nach Herstellern wie Panasonic. Laurent Abadie, Präsident von Panasonic Europe, erklärt: "Im Wohnzimmer der Zukunft wird der Fernseher zur Schaltzentrale im vernetzten Heim. Auf dem grossen Screen im Wohnzimmer werden alle Nachrichten und Informationen übersichtlich zusammengeführt – vom Posteingang über den Akkustand des Elektrofahrzeugs bis zur Restlaufzeit Ihrer Waschmaschine. Der Fernseher wird im Haushalt und im Leben der Menschen eine neue Rolle bekommen."

Diesen Ansatz verfolgt auch der chinesische Hersteller Changhong. Andreas Chin, zuständig für Sales und Marketing bei Changhong Deutschland, stellte an einer Standführung ein Konzept vor, bei dem sich etwa der Inhalt des Kühlschranks auf dem Fernseher anzeigen lässt. Sensoren im Kühlschrank erfassen den Inhalt und informieren etwa darüber, welche Zutaten fehlen, will man eine bestimmte Speise zubereiten.

Was zeigt Apple?

Über den Fernseher will Changhong aber auch weitere Geräte wie die Klimaanlage kontrollieren. Infrarotsensoren in der Klimaanlage kontrollieren die Temperatur im Haushalt aber auch selbständig, indem sie die Körpertemperatur der anwesenden Menschen messen. Der intelligente Haushalt von Changhong soll frühestens in zwei Jahren auf den Markt kommen.

Changhong will aber nicht nur die eigenen vier Wände, sondern plant in grösseren Dimensionen. Der Hersteller will ganze Städte mit smarten Lösungen in punkto Energie-, Verkehrs, und Beleuchtungs-Systeme ausstatten. Die Pläne sollen schon bald marktreif sein, versichert Chin.

Panasonic ist bereits einen Schritt weiter und gab an einer Pressekonferenz Einblick in die japanische "Green City" Fujisawa mit eigenem Smart-Energy-Concept mit Smart-Spots für E-Cars, intelligentem Überwachungssystem etc. Panasonic-Schweiz-Chef Urs Fischer bestätigt, dass der Hersteller die Vernetzung vorantreiben möchte.

Bis zu den eigenen vier "smarten Wänden" dürfte es also nicht mehr allzu lange dauern. Sollte Apple morgen an seinem Medien-Event zudem eine eigene Lösung vorstellen, dürfte das die Entwicklung zusätzlich beschleunigen.

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