CEO Stefan Fraude im Interview

So kam es zum grossen "Brack Alltron"-Rebranding

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von Yannick Züllig und tme, cka

Aus der Competec-Gruppe ist am 1. September die Brack-Alltron-Gruppe geworden. Als CEO der neuen Organisation fungiert Stefan Fraude, der erst seit Juli die Competec-Gruppe führt. Welche Rolle er beim Rebranding gespielt hat, und was der Umbau für personelle Konsequenzen hat, sagt er im Interview.

Stefan Fraude, CEO von Competec (ab 1. September Brack Alltron). (Source zVg)
Stefan Fraude, CEO von Competec (ab 1. September Brack Alltron). (Source zVg)

Sie haben ihre Stelle als CEO der Competec im Juli angetreten – nun folgt mit der Reorganisation gleich ein riesiger Schritt. War dies bereits vor ihrem Stellenantritt der Plan?

Stefan Fraude: Nein, das kann man wirklich in aller Deutlichkeit sagen. Ich glaube, wenn man neu in eine Firma kommt, muss man in allererster Linie mal gut zuhören. In meinen Gesprächen mit der Geschäftsleitung hat sich jedoch sehr schnell gezeigt, dass wir Competec auf einer starken Basis an unterschiedlichen Stellen auch neu für die Zukunft aufstellen müssen. Es hat sich auch der Wunsch gezeigt, sehr schnell etwas zu machen. Die Neuausrichtung ist nicht etwas, das ich der Firma aufgedrückt habe. Es war eher umgekehrt. Viele Ideen waren in der Unternehmensleitung bereits vorhanden. Ich konnte diese Ideen dann sehr schön auffangen und ins Rollen bringen.

Kurz zur Timeline: Bereits im März war klar, dass Sie den Posten im Sommer übernehmen. Haben diese Gespräche auch erst dann begonnen? Oder ist das mit mehr Vorlaufzeit passiert? 

Nein, die Gespräche begannen wirklich erst, als ich hier angefangen habe. Ich muss ganz ehrlich sein:  Ich wollte mir auch noch ein wenig Zeit nehmen. Die Zeit bei MediaMarkt mit einer Reorganisation und Neuausrichtung war intensiv. Ich war mir bewusst, dass es auch bei Competec sehr intensiv wird, wenn man in so eine Rolle in ein neues Unternehmen hineinkommt. Deshalb wollte ich mir vor allem Zeit für meine Familie nehmen und dort Zeit investieren und nicht schon vorher irgendwelche grosse Überlegungen anfangen. Dass man sich privat im kleinen Kämmerchen ein paar Gedanken macht, ist logisch. Aber wirklich losgegangen ist es erst beim Antritt und dann hat das sehr schnell angefangen, sich zu konkretisieren. 

Fühlen Sie sich sicher mit dieser Entscheidung, die in so kurzer Zeit gefallen ist? Oder gibt es irgendwelche Aspekte, die sich noch einmal ändern könnten, bis zur offiziellen Umfirmierung im Frühjahr?

Bei den grossen Würfen sind wir uns sehr sicher.  Da vertraue ich einfach sehr stark dem ganzen Leadership-Team – nicht nur der Unternehmensleitung, sondern es gibt eine ganze Ebene darunter, die sehr stark involviert ist. Wir sind auf ein sehr einheitliches Bild gekommen, von dem alle überzeugt sind. Sind wir sicher, dass wir nicht einmal einen Fehlentscheid treffen? Nein. Falls dies geschehen sollte, muss man diesen Fehlentscheid irgendwann wieder korrigieren. Aber insgesamt sind wir sehr überzeugt, dass die Struktur, wie wir sie jetzt aufgestellt haben, uns sicher die nächsten paar Jahre begleiten wird. Es gibt immer wieder Anpassungen, die man machen muss, wenn im Markt etwas passiert oder wir zu einer neuen Erkenntnis kommen. Ich glaube, es ist heute nicht mehr möglich, stur für die nächsten fünf Jahre zu planen.

Sie haben an der Pressekonferenz zum Rebranding gesagt, ein Stellenabbau sei nicht geplant, auch wenn Brack Alltron auf mehr Automatisierung setzt.

Richtig.

Sie haben allerdings auch gesagt, dass es viele Redundanzen gibt, gerade auf der Alltron-Brack-Ebene. Kann es trotzdem dazukommen, dass man sagt, wir hatten bisher zwei Teams, die das Gleiche machen für zwei Firmen und jetzt brauchen wir eigentlich nur noch eines davon?

Können tut vieles, da muss ich ganz ehrlich sein. Das ist nicht etwas, was wir uns nur in der Transformation fragen. Solche Fragen stellt man sich in einer Business-Verantwortung permanent. Natürlich ist so eine grosse Umstrukturierung ein Zeitpunkt, an dem wir ganz gezielt nach innen schauen, alles einmal analysieren und fragen, "Passt das alles? Müssen wir irgendetwas ändern?" 

Und?

Manche Dinge werden sich noch verändern. Das bedeutet aber nicht in erster Linie einen Abbau, sondern vielleicht wird ein Team anderswo im Unternehmen übernommen oder Mitarbeitende erhalten neue Rollen. Solche Veränderungen wird es ganz sicher noch im Rahmen dieses Prozesses geben. Aber was mir wichtig ist: Es gibt keine spezifischen Absichten, gezielt Stellen abzubauen.

Wenn wir etwas in die Zukunft schauen, nachdem die Firmen zusammengelegt sind, ist es weiterhin der Plan, dass alle Kanäle im Fokus bleiben? Oder sagt man sich, Brack ist nicht nur im Namen vorgestellt, sondern auch die Priorität für das Unternehmen? 

Wir haben vier starke Kanäle. Das hilft uns enorm, da wir durch diese vier Kanäle eine sehr gute Diversifizierung und somit Risikoverteilung haben. Manchmal läuft es hier besser, manchmal dort, dann wieder woanders. Und insofern werden wir all diese Kanäle als vier zentrale Äste unseres Geschäfts beibehalten. 

Als Competec-CEO hatten Sie bislang zwei weitere CEOs unter sich. Einer macht quasi einen Step-Down und der andere verlässt das Unternehmen. Können Sie sich vorstellen, dass es durch diese Umstrukturierung intern auch noch Probleme geben wird?

Erstens sind diese Rollen intern nie als solche gelebt worden. Das finde ich wirklich ganz wichtig. Wir haben immer schon versucht, das möglichst zu durchbrechen. Das ist zwar schwierig, wenn es dann halt auf der Visitenkarte steht, aber das war überhaupt nicht die interne Perspektive. Ich würde es sogar anders formulieren. Es ist eigentlich eher ein Step-up: Faktisch werden die Verantwortung und die Breite an Themen signifikant grösser als vorher Es ist eine Frage der Perspektive. Wir interpretieren es als: "Du wirst neu Chief Sales Officer der gesamten Gruppe und nicht mehr CEO von nur einem Ast." Diese Unterhaltung haben wir ganz konkret mit Andrej Golob (CEO Alltron, Anm. der Red.) und Marc Isler, (CEO Brack, Anm. der Red.) geführt. Wir haben sie gefragt, wie sie damit umgehen und was diese Umstrukturierung bei ihnen auslöst. Diese Gespräche sind sehr gut verlaufen, vor allem weil allen klar war, dass wir etwas unternehmen müssen. Andrej und Marc, haben selbst viel dazu beigetragen, dass wir diesen neuen Weg als Firma einschlagen konnten, weil er zielführend für die Zukunft ist. Und dies taten sie mit dem Wissen, dass sich die Umstände für sie ändern werden. Ich glaube, deshalb ist es umso schätzenswerter, dass die beiden gesagt haben: "Wir müssen diesen Weg gehen." Hinter Marcs Abgang stehen auch andere Beweggründe, da müssen Sie ihn selbst fragen - aber es hat nichts mit dem Wegfall des CEO-Titels zu tun. Wir verstehen uns nach wie vor sehr gut. 

Und jetzt weg von diesen zwei Personalien.  Wie fällt das Feedback der Mitarbeitenden aus?

Die ganze Strategie ist nicht nur in der Unternehmensleitung entstanden. Es gab einen ersten Entwurf und dann haben wir eine nächste Ebene mit dazu genommen, um die Transformation weiterzuentwickeln. Das war nicht ein Elfenbeinturm-Entscheid, überhaupt nicht. Der Gedanke: "Wir arbeiten alle für eine Firma", ist bei allen unisono sehr gut angekommen. Die Mitarbeitenden waren schon immer leicht hin- und hergerissen, denn Competec kennt niemand so richtig. Dieser Umstand hat bei vielen ein Dilemma ausgelöst und eine Identitätsfrage aufgeworfen. Deswegen hat der Entscheid sehr viel Positives ausgelöst. Wir sind ein Team – das sieht man jetzt auch am Namen – und das schätzen die Leute sehr. 

Dieses Interview fand im Rahmen der "Comptec Connect 2024" statt. Mehr zum Event lesen Sie hier

Mehr über die Umstrukturierung der Competec-Gruppe lesen Sie hier. 

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