Marktreport

Starke Preiserhöhungen bei Streamingdiensten

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von Ralf Beyeler, Telekom-Experte beim ­unabhängigen Onlinevergleichsdienst Moneyland.ch

In den vergangenen Jahren haben einige Streamingdienste die Preise für Zuschauerinnen und ­Zuschauer aus der Schweiz massiv erhöht. Telekom-Experte Ralf Beyeler von "Moneyland.ch" gibt ­einen Überblick über die Streamingdienste und die aktuellen Entwicklungen.

Ralf Beyeler, Telekom-Experte beim ­unabhängigen Onlinevergleichsdienst Moneyland.ch". (Source: zVg)
Ralf Beyeler, Telekom-Experte beim ­unabhängigen Onlinevergleichsdienst Moneyland.ch". (Source: zVg)

Noch vor zehn Jahren gab es in der Schweiz keine klassischen Streamingdienste. Erst im Herbst 2014 startete Netflix als erster Anbieter für Zuschauerinnen und Zuschauer aus der Schweiz. Nur neun Jahre später haben sich Streamingdienste längst etabliert. Schweizerinnen und Schweizer nutzen sie heute sehr häufig in ihrem Alltag. 

Welcher klassische Streamingdienst ist in der Schweiz am beliebtesten?

Am beliebtesten ist laut einer Umfrage von Moneyland.ch Netflix, das 58 Prozent der Befragten nutzen. Mit deutlichem Abstand folgen Disney+ mit 30 Prozent und Amazon mit 23 Prozent. Weniger beliebt sind Apple TV+ mit 19 Prozent, Sky Show mit 16 Prozent, Paramount+ mit 14 Prozent und Netzkino mit 13 Prozent.

Auf welche Inhalte setzen die verschiedenen Dienste?

Die klassischen Streamingdienste setzen auf Spielfilme und Serien, einige auch auf Dokumentationen und Kindersendungen. Insbesondere die drei grossen Anbieter Netflix, Disney+ und Amazon Prime Video legen ihren Schwerpunkt auf exklusive Eigenproduktionen. Mit diesen wollen die Plattformen die Kundinnen und Kunden an sich binden. Zu den klassischen Streamingdiensten zählen auch Netzkino, Apple TV+, Sky Show und Paramount+. 

Im Kampf um Kundinnen und Kunden verfolgen die Anbieter unterschiedliche Strategien. Marktführer Netflix setzt stark auf viele verschiedene Eigenproduktionen, aktuelle

Beispiele sind "Lupin", "Beckham" und "One Piece". Apple bietet einige wenige exklusive Eigenproduktionen wie "Ted Lasso", "The Changeling" und "Hijack". Paramount kann als grosser Medienkonzern Filme und Serien aus seinem riesigen konzerninternen Archiv beziehen. Beispiele dafür sind zahlreiche "Star Trek"-Filme und Serien, "NCIS" oder "Top Gun". Sky Show kauft die Schweizer Rechte von Filmen und Serien ein und kann so exklusive Inhalte zum Beispiel von Sky Original und HBO Exclusive anbieten. Netzkino ist eine Plattform, die insbesondere weniger bekannte und ältere Filme streamt. Eine Besonderheit von Netzkino ist, dass viele Inhalte auf Wunsch auch über den Netzkino-Kanal auf Youtube angeschaut werden können.

Grosse Preisunterschiede

Wie die Tabelle zeigt, gibt es grosse Preisänderungen bei den verschiedenen Streamingdiensten. Während es von Netzkino ein Abo gratis gibt, bewegen sich die Preise der anderen Streamingdienste zwischen etwa 8 und 25 Franken monatlich. Bei einem Vergleich ist jedoch nicht nur der Preis entscheidend. Auch die Auswahl an Filmen und Serien ist sehr wichtig. Zumal viele Streamingdienste exklusive Inhalte anbieten, die es auf anderen Videoplattformen gar nicht gibt.

Marktführer Netflix setzt auf drei verschiedene Abos. Für alle drei Abos stehen die gleichen Inhalte zur Verfügung. Die günstigeren Abos von Netflix haben eine schlechtere Bildqualität, ausserdem gibt es eine strengere Begrenzung der gleichzeitig möglichen Streams. 4k-Auflösung erhalten Netflix-Kundinnen und -Kunden nur mit dem teuersten Abo für fast 25 Franken monatlich. Disney+ kopiert nun dieses Prinzip mit drei unterschiedlichen Abos von Netflix. Seit November 2023 enthält das günstigste Abo von Disney+ ausserdem Werbung.

(Source: zVg) (Source: "Moneyland.ch")

Preiserhöhungen bei Apple TV+, Disney+ und Netflix

Einige Streamingdienste haben in der Vergangenheit ihre Preise erhöht (siehe Tabelle). Das Standard-Abo von Netflix kostete früher 15.90 Franken, dann 16.90 Franken und nun 18.90 Franken. Dies entspricht einer Preiserhöhung um 19 Prozent. 

Noch stärker hat Disney+ die Preise angehoben: Beim Marktstart verlangte Disney noch 9.90 Franken, dann 12.90 Franken und seit November sogar 17.90 Franken. Das ist eine Preiserhöhung von 80 Prozent. Bei Disney+ gibt es zwei neue Abos, die eine schlechtere Bildqualität als das bisherige Abo bieten. Eines davon ist werbefrei, die Variante mit Werbung ist günstiger. Überhaupt ist Werbung ein Thema bei verschiedenen Streamingdiensten: In einigen Ländern wurden werbefinanzierte Angebote eingeführt. Die Grundgebühr ist günstiger, dafür müssen die Zuschauerinnen und Zuschauer Werbespots anschauen. In der Schweiz hat einzig Disney+ ein kostenpflichtiges Abo mit Werbeunterbrechung im Angebot.

Können Streaming-Abos auch in Zukunft geteilt werden? 

Jahrelang konnten Zuschauerinnen und Zuschauer ihre Streamingabos problemlos mit Freunden teilen. Nun wendet sich das Blatt: Netflix will, dass Kundinnen und Kunden ihr Abo nicht mehr gemeinsam mit Freundinnen und Freunden nutzen können. Bisher hat Netflix in der Schweiz lediglich eine E-Mail verschickt, in welcher der Streaming­riese darum bittet, künftig das Abo nicht mehr zu teilen. Auch Disney+ hat öffentlich angekündigt, künftig gegen das Teilen von Abos vorgehen zu wollen. In welcher Form die betroffenen Nutzerinnen und Nutzer bestraft werden sollen, ist bislang noch nicht bekannt.

Über den Autor: 

Ralf Beyeler ist Telekom- und Geld-Experte beim Online-Vergleichsdienst "Moneyland.ch". Er beobachtet den Schweizer Telekom-Markt seit dessen Liberalisierung im Jahr 1998  

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