Wen das Homeoffice antreibt – und wen es ausbremst
Von zuhause aus zu arbeiten, ist für einige ein Produktivitäts-Boost, für andere jedoch ein Arbeitsdämpfer. Mithilfe eines bekannten psychologischen Modells zur Ermittlung des Persönlichkeitstyps können Forschende ziemlich genau sagen, zu welchem Lager jemand gehört.
Der grosse Durchbruch des Homeoffice ist inzwischen etwas mehr als drei Jahre her: Aufgrund der Coronapandemie verordneten Regierungen auf der ganzen Welt, dass von zuhause aus arbeiten solle, wer irgendwie könne. Auch heute noch halten viele Unternehmen zumindest teilweise die Möglichkeit der Fernarbeit offen.
Doch Homeoffice ist längst nicht bei allen beliebt. Und selbst jene, die die Fernarbeit mögen, beklagen mehrheitlich den dadurch verloren gegangenen Teamgeist. Doch was entscheidet, ob eine Person im Homeoffice eine Traum- oder Albtraum-Leistung abliefert? Die Antwort liegt offenbar in der Persönlichkeit des Einzelnen begründet, wie "T3n" schreibt. Das Portal beruft sich auf eine Studie der Forschenden Nicolas Gavoille und Mihails Hazans vom Forschungsinstitut zur Zukunft der Arbeit (IZA). Die beiden dokumentieren darin "starke Zusammenhänge zwischen Persönlichkeit, Produktivität und der Bereitschaft, nach der Pandemie von zuhause aus zu arbeiten", wie es in der Zusammenfassung heisst.
Die Arbeit beruht auf einer Umfrage unter über 1700 Teilnehmenden, die zu ihrer Persönlichkeit und ihrer Meinung zum Homeoffice Auskunft gaben.
Die Persönlichkeit ihrer Probanden stuften die Forschenden dabei anhand des Big-Five-Modells ein. Die darin definierten Persönlichkeitskategorien Offenheit, Gewissenhaftigkeit, Extraversion, Verträglichkeit und Neurotizismus seien durch eine Vielzahl von Studien belegt und gelten heute international als das universelle Standardmodell in der Persönlichkeitsforschung, wie "T3n" ausführt.
Laut der Ergebnisse sind jene Befragten, die sich als besonders gewissenhaft beschreiben, die Produktivsten im Homeoffice. Auch die Personen, die in die Kategorie "Offenheit" fallen, gelten als "ausgesprochen produktiv", wie "T3n" schreibt.
"Eher nicht produktiv" seien dagegen jene, bei denen Verträglichkeit und Extraversion ausgeprägt seien. Dies sei zumindest dann der Fall, wenn kein regelmässiger Teamaustausch stattfinde.
Aus ihren Befunden leiten die Forschenden ab, dass Chefs auf flexible Homeoffice-Regelungen setzen sollten. Starre Richtlinien, schreiben sie, seien wahrscheinlich weder der Zufriedenheit ihrer Mitarbeitenden noch der Produktivität des Unternehmens zuträglich. Um extrovertierte Persönlichkeiten im Homeoffice zu unterstützen, sollten Chefs für genügend Austausch im Team sorgen.
Insbesondere hybride Arbeitsmodelle, in denen nur an bestimmten Tagen im Büro vor Ort gearbeitet wird, kommen an. Dies zeigt zum Beispiel eine Studie von Swissdevjobs. Demnach wünschen sich mehr 70 Prozent der befragten IT-Entwicklerinnen und -Entwickler ein solches Arbeitsmodell. Und in einer Befragung unter Millennials bekundeten mehr als die Hälfte, sie würden lieber den Job wechseln, als gänzlich aufs Homeoffice zu verzichten.