Hologramme, smarte Lampen und digitale Lagerfeuer

So sieht die Konferenztechnologie der Zukunft aus

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Die Entwicklung von Konferenztechnologien hat in den vergangenen Jahren grosse Fortschritte gemacht. ­Vieles, was vor Kurzem noch Zukunftsmusik war, ist plötzlich in greifbare Nähe gerückt und geht über die klassische Kombination aus Mikrofon, Kamera und Display hinaus.

(Source: Gerd Altmann / Pixabay)
(Source: Gerd Altmann / Pixabay)

Der Homeoffice-Trend hat den Videokonferenztechnologien enormen Auftrieb verschafft und neue Innovationen gefördert. Unterdessen gibt es auch verschiedene Ansätze, die über die reguläre Kombination aus Display, Kamera und Mikrofon hinausgehen. Zum Teil kommen solche Technologien bereits zum Einsatz, manches ist in greifbarer Nähe.

Metaversum für virtuelle Meetings

Konferenztechnologie könnte künftig verstärkt mit Vir­tual-Reality-Technologie (VR) zu tun haben. VR-Anwendungen für Business-Belange sind nicht neu, doch das Metaversum könnte die Möglichkeiten auf ein neues Level heben. Meta und Microsoft kündigten bereits ihre eigenen Versionen des Metaversums an. Dabei handelt es sich um virtuelle Welten, in denen Menschen mit der entsprechenden Hardware und Internetverbindung miteinander interagieren können: zum sozialen Austausch, zur Unterhaltung und nicht zuletzt für die Arbeit.

Als ersten Schritt hin zum Metaversum bezeichnet Meta die Anwendung "Horizon Workrooms". Sie dient zur Durchführung von Meetings und stellt die Teilnehmenden als Avatare in einer virtuellen Umgebung wie einem Büro dar. So sollen bis zu 50 Personen miteinander interagieren können, sofern sie die VR-Brille Oculus Quest 2 besitzen. Grundsätzlich könne man aber auch per Webcam teilnehmen.

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Mit der Fernbedienung des Headsets bei der Lösung von "Horizon ­Workrooms" von Meta kann man auf dem Whiteboard ­schreiben und zeichnen. (Source: Meta)

Im virtuellen Meeting können Teilnehmende auf Dokumente ihres Computers zugreifen, Bildschirme teilen oder Tastatureingaben auf die virtuelle Umgebung übertragen. Jeder digitale Raum verfüge über ein Whiteboard, auf dem Teilnehmende über die Controller der VR-Brille etwa schreiben oder zeichnen können. Sobald die Metaversen tatsächlich onlinegehen, könnte es noch eine weit grössere Bandbreite an Möglichkeiten und Funktionen für Unternehmen geben.

Google strebt realitätsnahe Kommunikation an

Auch Tech-Gigant Google sucht nach innovativen Lösungen für die virtuelle Kommunikation - aber abseits von VR. An seiner Hausmesse Google I/O 2021 stellte der Konzern das "Project Starline" vor. Ziel des Projekts sei es, dass sich Menschen über beliebige Distanzen so miteinander unterhalten können, als wären sie im gleichen Raum.

Diese Art der Kommunikation basiert auf der klassischen Kombination aus Mikrofon, Kamera und Display. Doch sieht das riesige Display von Project Star­line eher wie ein viereckiges Guckloch als wie ein Bildschirm aus. Gleichzeitig wirken die sich unterhaltenden Personen so plastisch, als ob sie einander gegenübersässen. Zumindest suggeriert das Googles Präsentation des Projekts. Bei dieser Illusion helfen nicht nur fortgeschrittene Display-, Audio- und Kameratechnologien.

Im Hintergrund arbeitet unsichtbar Software daran, das übertragene Bild so darzustellen, dass es eben nicht wie ein Bild auf einem Bildschirm wirkt. In Project Star­line fliessen Technologien wie Computer Vision, Machine Learning, räumliches Audio und Echtzeit-Kompression ein. Damit wird unter anderem in Echtzeit ein 3-D-Bild der Teilnehmenden erzeugt, das dabei hilft, das Bild über ein fortschrittliches 3-D-Display so realistisch und plastisch wie möglich darzustellen - ohne dass dazu eine 3-D-Brille oder Ähnliches benötigt wird. Zu Project Starline sollen noch mehr Informationen folgen.

Hologramme: Luftschlösser oder Technologie der Zukunft?

Hologramme machen schon länger von sich reden. Sie kamen etwa in Konzerten zum Einsatz, um Musiker und Musikerinnen virtuell auf die Bühne zu zaubern. Dereinst könnten sie auch für Kommunikationszwecke dienen, etwa für Meetings. Ein frühes Beispiel aus dem Business-Umfeld bietet etwa der Schweizer Uhrmacher IWC. Der CEO hielt vor einem Jahr als Echtzeit-Hologramm auf einer Messe in Shanghai eine Rede und interagierte auch mit dem Publikum. Dazu brauchte es lediglich einen Greenscreen, ein Mikrofon und eine Kamera auf der einen Seite. Ausgespielt wurde das Hologramm auf einem grossen 4k-Display, ermöglicht vom amerikanischen Anbieter Portl.

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Erfinder David Nussbaum zeigt die Holoport-Technologie von Portl. (Source: Screenshot)

Eine Entwicklung im Bereich der Telekommunikation könnte Hologrammen zusätzlichen Auftrieb verleihen. Grosse Telekomanbieter tüfteln gemeinsam mit dem japanischen Hersteller Matsuko an Hologramm-Telefonie. Zusammen mit Vodafone, Telefónica, der Deutschen Telekom und Orange will das Unternehmen die Technologie massentauglich machen. Dabei werden Gesprächspartner und -partnerinnen entweder in einer virtuellen Umgebung angezeigt oder mithilfe einer Virtual-Reality- respektive Augmented-Reality-Brille in eine reale Umgebung eingefügt. Damit überhaupt ein Hologramm entsteht, filmen sich alle am Anruf Beteiligten mit der Selfie-Kamera ihres Smartphones. Eine 3-D-Rendering-Engine macht aus der 2-D-Aufnahme in Echtzeit ein dreidimensionales Abbild.

Der Schlüssel dazu liege im Einsatz mobiler Edge-Computing-Technologien. Sogenannte Distributed Networks, bei denen die Netzwerk- und Anwendungsintelligenz in grösserer Entfernung vom Netzwerkkern betrieben wird, sollen sowohl Latenz als auch Bandbreite erheblich verbessern.

Die beteiligten Unternehmen können sich vorstellen, dass die Technologie (wenn fertig ausgereift) auch in kleineren Business-Meetings zum Einsatz kommt. "Wir sind zuversichtlich, dass wir unseren Kunden in naher Zukunft eine neue Art der Kommunikation anbieten können, indem wir diese neue holografische Technologie nutzen, um ein immersives ‹virtuelles› Erlebnis zu bieten", lässt sich Daniel Hernández, VP Devices & Consumer IoT von Telefónica, zitieren. Man darf gespannt bleiben, wie sich die Hologramm-Technologie weiterentwickeln wird.

Smarte Lampe für physische Meetings

Das Schweizer Unternehmen Abusizz bietet indes Meeting-Lösungen an, bei denen niemand durch Raum und Zeit geschickt wird. Vielmehr gestaltet die Firma "Augmented Face-to-Face Meetings", wie sie selbst schreibt. Abusizz entwickelt also Tools, um den persönlichen Austausch mit Technologie zu unterstützen. Eines davon ist die smarte Deckenlampe Lamp+, die nicht nur für Licht im Raum sorgt, sondern auch ein interaktives Touchpad auf eine beliebige Oberfläche projiziert. Dafür kommt die Touch-Technologie von MonteRosaOS zum Einsatz. Die Lampe lässt sich über eine App mit Laptops, Tablets oder Smartphones verbinden und wirft den Screeninhalt direkt auf den Meetingtisch. Die Meeting-Teilnehmenden können darauf per Touch scrollen und Inhalte antippen, als hätten sie das Gerät selbst in der Hand. Sky+, das zweite Produkt von Abusizz, funktioniert nach demselben Prinzip. Es "erweitert den physischen Meeting-Raum und schafft so die Grundlage für einen effizienten persönlichen Austausch", wie Abusizz erklärt.

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Die Tools von Abusizz projizieren den Smartphone-Screen auf eine beliebige Oberfläche - Touch-Funktion inklusive. (Source: Screenshot / Abusizz)

Laut dem Unternehmen eignet sich die Technologie für klassische interne Meetings, für hybride Konferenzen sowie für Kundenberatungen. "Durch die Möglichkeit gemeinsamer Interaktionen auf einer Fläche zwischen den Gesprächsteilnehmern wird die nonverbale Kommunikation und der Augenkontakt gesteigert", schreibt Abusizz weiter. "Wir sind überzeugt, dass die heutige Technologie menschliche Konversationen nicht beeinträchtigen, sondern gezielt unterstützen sollte." Der Name des aus Zermatt stammenden Ventures leite sich vom dortigen regionalen Begriff für das abendliche "Beisammensitzen" am Lagerfeuer ab, erklärt Abusizz. Er soll daran erinnern, wie wichtig dieser persönliche Austausch ist - privat und geschäftlich.

Bonfire für Boardmeetings

Stichwort "Lagerfeuer": Daraus zog auch Cisco die Inspiration für sein neues Konzept moderner Boardmeetings. "Campfire", wie die Lösung passenderweise heisst, sei speziell für "hybride Meetings für C-Level-Teilnehmende" konzipiert. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer sitzen vor Ort um einen zentralen Block herum, der auf allen vier Seiten mit Screens und Kameras ausgestattet ist. Darauf sind die Gesichter der virtuell zugeschalteten Meetinggäste und geteilte Inhalte zu sehen. Die Anordnung ermögliche es allen Personen im Meeting, miteinander Augenkontakt aufzunehmen, verspricht Cisco. "Das Design ermöglicht eine gleichberechtigte Teilnahme an Diskussionen am runden Tisch für alle und wirkt gleichzeitig Meeting-Fatigue entgegen", sagt Patrick Geiser, Collaboration Lead bei Cisco Schweiz. Die Lösung ist mit anderen Plattformen wie Teams kompatibel auf maximal 16 Präsenz-Teilnehmende beschränkt – vier auf jeder Seite des hybriden "Lagerfeuers".

Ciscos Meetinglösung "Campfire" für Konferenzen auf C-Level. (Source: zVg)Ciscos Meetinglösung "Campfire" für Konferenzen auf C-Level. (Source: zVg)

Die KI übernimmt den Call

2023 war das Jahr der künstlichen Intelligenz und ihrer unzähligen Einsatzgebiete. Im Konferenzbereich soll die KI unter anderem die Verständigung verbessern: KI-gestützte Geräuschunterdrückung und Stimmverbesserung können in lauten Umgebungen für glasklare Audioqualität sorgen. Automatische Transkriptionen, auch in verschiedenen Sprachen und nahezu in Echtzeit, sollen weitere Barrieren aus dem Weg räumen. Nach dem Meeting können KI-Tools das Gesprochene schliesslich auf einige wichtige Punkte zusammenfassen, womit das Mitschreiben und Notizenmachen während dem Call obsolet wird. Mithilfe von KI soll es in Zukunft auch möglich sein, detaillierte Auswertungen des Verhaltens aller Teilnehmenden zu erstellen. Sprich: Daten zu Redezeit, Interaktionen, Feedback und Aufmerksamkeit - ein Feature, auf das viele von uns wohl gerne verzichten würden. Also: Meeting-Schläfer, aufgepasst!

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