Update: Darum hat GSS Grundig Insolvenz angemeldet
GSS Grundig hat Mitte Oktober Insolvenz angemeldet. Der Hersteller aus Nürnberg kämpfte mit Rohstoffknappheit und stark gestiegenen Logistikkosten. Der Schritt soll GSS Grundig eine "Atempause" verschaffen.
Update vom 16.11.2021: Am 18. Oktober 2021 hat der Hersteller von Empfangs- und Übertragungstechnik, GSS Grundig, beim Amtsgericht Nürnberg einen Antrag auf vorläufige Insolvenz gestellt. Grund für den Schritt ist die aktuelle Marktsituation, wie GSS Grundig mitteilt. "Mit dieser Entscheidung kann der Fortbestand der GSS GmbH gesichert werden", heisst es.
GSS Grundig fehlt es an Liquidität. Als Grund dafür nennt das Unternehmen Schwierigkeiten bei der Rohstoff- und Komponentenbeschaffung - unter anderem aufgrund des globalen Chipmangels. Zudem seien die Beschaffungs- und Logistikkosten extrem gestiegen. "Aus diesen Gründen kann der erfreulich hohe Auftragsbestand hauptsächlich an Kopfstationen für Empfangsanlagen, dem Kerngeschäft des Unternehmens, zum aktuellen Zeitpunkt nicht produziert und ausgeliefert und somit auch kein kostendeckender Ertrag erwirtschaftet werden", teilt der Nürnberger Hersteller mit.
Die Marktsituation habe GSS Grundig keinen Spielraum für die verantwortungsvolle Weiterführung des Unternehmens gelassen, sagt Robert Kirschner, geschäftsführender Gesellschafter von GSS Grundig. "Wir bedauern diesen Schritt ausserordentlich und bekräftigen deutlich, dass es nach einer kurzen Atempause, die uns die vorläufige Insolvenz verschafft, mit der GSS weitergehen wird. Wir nutzen die Zeit für eine grundlegende Restrukturierung und das Erreichen eines unserer Ziele ist, die 25 Arbeitsplätze weitgehend zu erhalten."
Originalmeldung vom 11.11.2021: GSS Grundig meldet Insolvenz an
GSS Grundig hat beim Amtsgericht Nürnberg im Oktober 2021 den Antrag auf die Eröffnung eines Insolvenzverfahrens gestellt. Wie "Elektrobranche.at" berichtet, wird das Unternehemn seitdem von einem Insolvenzverwalter überwacht. Wie es mit dem Nürnberger Unternehmen weitergehen soll, sei bisher nicht bekannt. Auch der Schweizer GSS-Grundig-Vertriebspartner Avmat - ehemals Radio Matériel - konnte sich bis Redaktionsschluss nicht dazu äussern.
Die Schlagzeile klingt vertraut. Kein Wunder, meldete GSS Grundig doch 2017 bereits zum ersten Mal Insolvenz an. Dem Unternehmen gelang damals jedoch der Neustart. Wie "Elektrobranche.at" schreibt, war GSS Grundig bereits Ende 2017 wieder auf Kurs und wollte gar die Erschliessung neuer Märkte in Angriff nehmen.
Seit 2004 ein eigenes Unternehmen
Seit 2004 besteht GSS Grundig als eigenständiges Unternehmen, das die Tätigkeiten des ehemaligen Grundig-Bereichs "Kopfstationen und Satelliten-Systeme" von Nürnberg aus weiterführt. Den Unternehmensbereich gründete Grundig 1995. Grund für das Management-Buyout war der Konkurs von Grundig selbst. Das 1930 gegründete deutsche Traditionsunternehmen, das einst als grösster Rundfunkgerätehersteller Europas galt, musste 2003 Insolvenz anmelden. Doch die Marke und die Geschäftsbereiche bestehen zumindest teilweise - wenn auch ziemlich zerstückelt - weiter:
Der Grundig-Bereich Home Intermedia System wurde ein Jahr nach Insolvenzanmeldung vom türkischen Elektronikhersteller Beko übernommen. Beko Elektronik firmierte 2008 in Grundig Elektronik um, wurde aber 2009 vollständig vom türkischen Haushaltsgerätehersteller Arçelik übernommen, wodurch Arçelik seitdem die Grundig-Markenrechte hält.
Den Bereich Bürogeräte führt Grundig Business Systems selbstständig weiter. Der ehemalige Geschäftsbereich Grundig Car Intermedia System wurde 2003 von der britischen Delphi Corporation übernommen.
Das Geschäft mit Haushaltsgrossgeräten startete die Marke Grundig 2019 in der Schweiz. Wie Grundig-Sales-Manager Selmir Jakupovic das hiesige Vertiebsteam aufbauen will und warum es überhaupt ein eigenes Team in der Schweiz braucht, sagt er im Interview.