Mystery-Shopping: "Alles unter 1000 Franken ist Mist."
Das Bild des neuen Fernsehers ist gestochen scharf, aber der Ton blechern. Astrid T. hat sich deshalb auf die Suche nach einer Soundbar gemacht. Wie viel kostet Qualität? Der Handel sollte die Mystery-Shopperin aufklären.
Seit ihrer letzten Mystery-Shopping-Tour hat sich einiges getan auf dem Soundbar-Markt. In vielen Märkten gehört die Soundbar inzwischen zum Vorführ-TV dazu. Astrid T. beschloss deshalb, sich erneut nach einer Soundbar für ihren Fernseher umzusehen. Welche technischen Neuheiten gibt es? Und wie tief muss man heute für einen guten Sound in die Tasche greifen? Astrid ging in Begleitung von "CEtoday" auf Mystery-Shopping-Tour. Beraten sollten sie Verkäufer von Media Markt, Interdiscount, Melectronics, Digitec und Fust sowie Euronics-Fachhändler.
Media Markt
Astrids Suche begann in einer grösseren Filiale eines Media Markts. Nachdem sie zwei Minuten interessiert durch die Audio-Abteilung geschlendert war, wurde sie von einem Verkäufer angesprochen. Er führte Astrid zum Vorführbereich und erklärt die grundlegenden Unterschiede zwischen den verschiedenen Soundbars. Entscheidend sei auch der Subwoofer, der nicht jeder Soundbar beiliege, sagte er. Die Preise begännen bei 250 Franken. Der Verkäufer erklärte auch Einzelheiten zum neuen Tonformat "Dolby Atmos". Astrid verstand allerdings nicht alles, was er sagte. In der ausführlichen Beratung wurden ihr fünf verschiedene Geräte vorgespielt, sowohl mit Filmtrailern als auch mit Musik.
Sie bemerkte Unterschiede vor allem bei den Stimmen und dem wuchtigen simulierten Surround-Sound, diesen hatte ihr der Verkäufer zuvor anschaulich an einem fiktiven Wohnzimmer erläutert. "Die Grösse des Raums und der Abstand zum Fernseher spielen eine wichtige Rolle bei der Auswahl der richtigen Soundbar", sagte er. Astrid war begeistert von der hochprofessionellen Beratung. Eine Sony-Soundbar für knapp 600 Franken erschien ihr die richtige Wahl nach über 20 Minuten Beratung und Tests.
Interdiscount
In der Audio-Abteilung der Interdiscount-Filiale fand Astrid einen unaufgeräumten Tisch voller Waren vor. Irgendwo darunter lag sicherlich auch eine Soundbar, hoffte sie. In dem geräumigen Laden waren auch eine Menge Geräte ausgestellt. Astrid schlenderte rund 10 Minuten alleine durch die Abteilung und las interessiert die Etiketten – richtig schlau wurde sie daraus aber nicht. Alle Geräte hatten zum Beispiel Funktionen wie Bluetooth. Der Verkäufer in der Abteilung schien am Computer beschäftigt und brachte ab und zu Artikel ins Lager.
Auf dem Weg zum Ausgang sprach Astrid ihn dann auf ihre Suche an. Auf die Frage nach den Unterschieden zwischen den zahlreichen Produkten erklärte der Verkäufer ihr den Unterschied zwischen 2.1- bis 7.1-Systemen. "Mindestens ein 3.1-System sollte es schon sein für ein Wohnzimmer", sagte er. Einige Gerät seien auch erweiterbar. Er zeigte eilig verschiedene Produkte und empfahl dann eine Soundbar von Harmon/Kardon. Für nur 400 Franken biete sie ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis und sei gut für Musik. Gerne hätte Astrid auch gehört, wie die Soundbar klingt.
Melectronics
Das eher kleine Melectronics-Geschäft war gut besucht, mehrere Verkäufer waren mit der Beratung von Kunden beschäftigt. Die Waren standen dicht an dicht, dazwischen eine gut sichtbare Staubschicht. Bei den Fernsehern entdeckte Astrid ein paar ausgestellte Soundbars von Sony, Samsung und Sonos. Nach 5 Minuten wurde ein Verkäufer frei und bot Astrid seine Hilfe an. Er fragte, ob Astrid sich schon etwas ausgesucht habe und wie gross denn ihr Fernseher sei. Oberflächlich beschrieb er dann die WLAN-Funktionen der Geräte und dass sie Surround-Sound böten. "Die hier hat Bluetooth, da brauchen Sie kein Kabel", stellte er fest, bevor er anfing, unsicher von den Etiketten abzulesen. "Das Sonos-Gerät lässt sich per App bedienen und gehört zu den besten, die wir haben", sagte er. Der Verkäufer bot Astrid an, ihr ein Datenblatt auszudrucken. Gerne nahm sie das Angebot an und bedankte sich für die vierminütige Beratung.
Digitec
In der grossen, sehr aufgeräumten Digitec-Filiale musste Astrid zunächst eine Nummer ziehen. Im Geschäft war viel los und Astrid hatte genug Zeit, um sich alles anzusehen. Ausgestellt waren allerdings nur vier Soundbars. Nach 10 Minuten war Astrid an der Reihe und sprach mit dem Verkäufer an der Ladentheke. Er zeigte ihr eine Übersicht aller Soundbars des Händlers – viele waren allerdings gar nicht lieferbar, wie er sagte. Unter den verfügbaren Geräten fand sich ein Produkt von Bose für rund 240 Franken. Dieses habe er schon selbst in Aktion erlebt und könne es weiterempfehlen, sagte der Verkäufer.
Auf die Funktionen der Bose-Soundbar ging er aber nicht ein. Auf Nachfrage erklärt er kurz Dolby Atmos, dann erkundigte er sich nach der Grösse von Astrids Wohnzimmer. "Soundbars sind nicht dafür da, zehn Meter weit weg zu sitzen", erklärt er. Drei bis vier Meter seien zu empfehlen. Der Verkäufer führte Astrid aber kein Gerät vor, sondern suchte weiter im Onlineshop. Er entschuldigte sich mehrfach, dass er sich nicht so gut mit dem Thema auskenne. Daher beschloss Astrid, es in einem anderen Geschäft zu versuchen.
Fust
Kaum bei Fust in der TV-Abteilung angekommen, kamen eilig zwei Verkäufer auf Astrid zu. Der Gewinner des Wettrennens legte sofort los und führte Astrid zu ausgestellten Bose-Geräten. Bose sei derzeit sehr beliebt, dank des Ökosystems könne man auch später noch Boxen hinzukaufen und die Qualität stimme auch, sagte der Verkäufer. Das Gleiche gelte für Sonos-Produkte, aber hier sei man auf ein WLAN-Netzwerk angewiesen, erklärte er. Auf Nachfrage zeigte er Astrid an einer grösseren Soundbar den Unterschied mit und ohne Subwoofer. Es lief Filmmusik und die Lautstärke wurde zum Test ordentlich aufgedreht. Der Verkäufer fragte ebenfalls nach der Grösse von Astrids Fernseher und wozu sie ihn nutze. "Und was ist mit dem ominösen Dolby Atmos?", wollte Astrid noch wissen. "Dolby kommt alles vom Fernseher, das geht", sagte der freundliche Verkäufer.
Euronics-Fachhändler
Astrid betrat das Euronics-Fachgeschäft und wurde sofort von einem Verkäufer in Empfang genommen. "Wir haben zwar eine günstige Soundbar von Samsung im Angebot, aber der Fokus liegt auf Premiumprodukten", sagte er. Der Verkäufer zeigte Astrid eine grosse Soundbar von Revox – aber passt die überhaupt unter Astrids Fernseher? Der Ton war jedenfalls beeindruckend. Für die zweite Präsentation wurde Astrid in einen Demobereich geführt. Hier demonstrierte ein zweiter Verkäufer sein Fachwissen.
"Der Fernseher ist heute der günstigste Teil im System", sagte er. Und ohne guten Ton gebe es beim Film keine Emotionen. Die Präsentation der Soundbar von B&O beeindruckte Astrid fast so sehr wie der Preis. Diese Soundbar kostet tatsächlich so viel wie ein neuer Fernseher. Der Händler begründete den Preis mit der verbauten Technik. "Alles unter 1000 Franken ist Mist", versicherte er Astrid. Astrid fühlte sich kompetent beraten, dieser Fachhändler wusste sogar, welche Anschlüsse man braucht, um wirklich Dolby Atmos geniessen zu können. Astrid bedankte sich und überlegte, ob es sich nicht doch lohnt, richtig Geld für einen guten Ton in die Hand zunehmen.
Fazit
Am Ende ihrer Mystery-Shopping-Tour hatte Astrid T. einiges gelernt. In der Hälfte der Geschäfte fühlte sie sich sehr gut beraten. Bei der grossen Auswahl spielt am Ende doch der Preis eine Rolle. Für wenig Geld bekommt man weder neue Tonformate noch wuchtigen Bass. Die Zukunft gehört den erweiterbaren Systemen. Als potenzielle Kundin braucht Astrid längst nicht jedes technische Detail erklärt bekommen, Hauptsache es klingt gut. Gerade deshalb war sie enttäuscht, dass sie in einigen Läden die Soundbars nicht vorgeführt bekam – egal wie gross die Auswahl nun war.