Streit um Gebühren

Digitec Galaxus wirft Twint raus

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von oli, Watson

Digitec Galaxus und Twint streiten um Gebühren. Da sich der grösste Schweizer Online-Händler und der populäre Mobile-Payment-Dienst nicht einigen konnten, hat es sich vorerst "ausgetwintet".

(Source: Twint)
(Source: Twint)

Der März beginnt für Kunden von Digitec Galaxus mit einer happigen Überraschung: Auf der Website erklärt der Schweizer Online-Händler, dass das Bezahlen per Twint per sofort nicht mehr möglich sei.

Twint kontert umgehend: "Digitec Galaxus verbreitet unwahre Informationen"

In einer längeren Stellungnahme wirft Twint Digitec vor, ihre Kunden nicht richtig zu informieren: "Alle Behauptungen von Digitec sind falsch. Twint verrechnet tiefere Transaktionsgebühren, als die meisten anderen Zahlungsmittel, die Digitec im Angebot hat und Twint verrechnet auch keine versteckten Kosten." Man habe kein neues Preismodell. Digitec habe bisher lediglich von einem Sondertarif profitiert. Nun müsse Digitec die gleichen Gebühren zahlen, wie alle anderen Händler auch.

Ist die Entscheidung definitiv?

Digitec lässt die Tür für Twint offen: "Wir wünschen uns ein entschlacktes Twint zurück, mit dem wir und vor allem unsere Kunden günstig bezahlen können."

Markus Kilb, CEO von Twint, sagt: "Wir sind weiterhin offen mit Digitec Galaxus über eine faire Entgeltung unserer Services zu sprechen. Es ist ja schade, wenn die vielen Digitec Galaxus KundInnen, die gerne mit Twint bezahlt haben, dies nun nicht mehr tun können."

Er wolle aber nicht auf die faire Bezahlung für den Service verzichten: "Es wäre gegenüber allen Händlern unfair, wenn wir einem Marktteilnehmer völlig andere Konditionen gewähren würden".

"Twint hat in der Einführungsphase – wie dies branchenüblich ist – Sondertarife und Einführungsverträge gehabt. Diese Zeit ist nun aber vorbei." Twint bringe auch dem Händler viele Vorteile. "Daher gelten nun die branchenüblichen Preismodelle, die Twint ausnahmslos einsetzt", sagt Kilb. Die so generierten Erträge brauche man, "um das System laufend auszubauen und den immer noch massiv steigenden User- und Transaktionszahlen anzupassen".

Was sagt Twint zum Vorwurf zu hoher Gebühren?

Auf Anfrage von Watson heisst es: "Das Gegenteil ist der Fall. Twint gehört im Vergleich mit anderen Zahlungsmitteln für Händler zu den günstigsten aller Zahlungsmittel. Die Verträge werden in Abhängigkeit unter anderem vom Umsatz des Händlers ausgehandelt. Jedes Zahlungsmittel hat daher unterschiedliche Konditionen, je nach Händler. Uns sind jedoch keine Fälle bekannt, in welchen Gebühren von Twint höher als Kreditkarten wären."

Es steht also Aussage gegen Aussage: Klar ist, hinter den Kulissen läuft seit Monaten ein Machtkampf, der nun in aller Öffentlichkeit ausgetragen wird. Digitec Galaxus und Twint streiten auf dem Buckel der Kunden über Gebühren. Twint will Digitec Galaxus offenbar nicht länger eine Extrawurst gewähren. Der mögliche Grund: Twint hat zwar über zwei Millionen Nutzer, verdient aber bislang dem Vernehmen nach kaum Geld. Laut Digitec Galaxus will Twint nun über höhere Gebühren beim Bezahlen in den Online-Shops von Digitec und Galaxus zu mehr Einnahmen kommen. Dem Online-Händler passt dies nicht. Das würde wohl seine Gewinne schmälern. Der Verdacht liegt nahe, dass der führende Schweizer Online-Händler mit der drastischen Massnahme versucht, den Druck auf Twint zu erhöhen, um doch noch tiefere Gebühren durchzusetzen bzw. seinen günstigeren Sondertarif zu behalten.

Viele Digitec Galaxus Kunden zeigen in den Kommentaren Verständnis für die Entscheidung des Händlers, bedauern aber auch gleichzeitig den (temporären) Verlust der sicheren und bequemen Bezahllösung per Handy.

Dieser Artikel erschien zuerst am 1. März 2020 auf watson.ch.

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