Porträt: Custom

Frischer Wind im Assemblierermarkt

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Individuelle, benutzerfreundliche Auswahl und Support – so wollen die Jungunternehmer von "Custom" den Markt für assemblierte PCs aufmischen. Mit Rechnern für Gamer und Kreative brachten sie ihr Geschäft ins Rollen. Nun wagen sie sich ins B2B-Segment.

Stefan Wittwer, Marisa Longhi und Fabian Rusch (v.l.) wollen mit ihrer Firma Custom den Markt für assemblierte PCs aufmischen. (Source: Netzmedien)
Stefan Wittwer, Marisa Longhi und Fabian Rusch (v.l.) wollen mit ihrer Firma Custom den Markt für assemblierte PCs aufmischen. (Source: Netzmedien)

Sie sind jung, voller Elan und bereit, es mit den Grossen der Branche aufzunehmen. Obwohl die sechs Mitarbeiter von Custom wissen, dass ihr Geschäft ein hartes ist. So manche Unternehmen haben es längst aufgegeben. Denn es sah so aus, als könnte man mit dem Assemblieren von PCs kein Geld mehr verdienen. Doch davon lassen sich die Jungunternehmer nicht unterkriegen. Im Gegenteil: Dass der Markt umkämpft ist, scheint sie zu motivieren.

Es ist ein regnerischer Freitagmorgen, die frischbezogenen Büros in Nänikon wirken ruhig und aufgeräumt. Selbst in den Regalen, bestückt mit originalverpackten Prozessoren und Speicherkarten, scheint alles seinen Platz zu haben. Stefan Wittwer, Marisa Longhi und Fabian Rusch sitzen an einem runden Tisch und stellen ihren Dreipunkteplan vor. Drei Punkte, mit denen sie ihre Konkurrenten überholen wollen.

Die Last der grossen Auswahl

Erstens: "Wir wollen mit Individualität überzeugen", sagt Stefan Wittwer. Das war die Idee, als die Firma 2016 startete: Der Kunde soll sich seinen PC ganz nach seinen Wünschen zusammenstellen können. Das war denn auch der erste Knackpunkt. Denn die Auswahl war anfangs viel zu gross. So mussten sich die ersten Kunden beispielsweise zwischen 150 Lüftern entscheiden. Das war mühsam für die Kunden wie auch für die Preispolitik, wie Wittwer sagt.

Das erste Weihnachtsgeschäft bescherte dem Start-up zwar ein Dutzend Bestellungen, aber auch einen finanziellen Rückschlag. Die Selbstkosten fielen höher aus, als ursprünglich budgetiert, wie Marisa Longhi sagt. Sie ist 19, studiert Jura und: "Sie kann gut mit Zahlen umgehen", sagt Wittwer. Sie habe es geschafft, das Pricing so zu justieren, dass es marktfähig ist. Trotzdem dauerte die Durststrecke fast ein Jahr.

Das Erlebnis bestimmt die Nachfrage

Aufgeben stand aber nie zur Debatte. Stattdessen nisteten sich die Gründer nächtelang in Fast-Food-Läden ein und brüteten darüber nach, was zu tun ist. Folgendes kam dabei heraus: Die Auswahl muss übersichtlicher werden. Mehr noch: Sie soll zum Erlebnis werden. Das ist die zweite taktische Idee: "eine ideale Customer Journey", sagt Wittwer, der gerade sein BWL-Studium an der Uni Zürich begonnen hat. Er ist 18, getrieben von Geschäftsideen und programmiertechnisch gewieft. So liegt nicht nur die Strategie, sondern auch die Entwicklung der Website in seiner Hand.

Rechtzeitig vor den Festtagen 2017 war der neue Webauftritt bereit. Ziel war es, die Auswahl spielerisch zu gestalten. So kann man beispielsweise bestimmen, ob der PC auf Multi-Tasking, Grafikdesign oder Games spezialisiert sein soll. Ferner kann man angeben, welche CAD-Software oder welche Art von Games auf dem Rechner laufen sollen. Und dann, so die Idee, schlägt die Website eine Zusammenstellung vor, die auf die Bedürfnisse des Nutzers zugeschnitten ist.

Herausforderung angenommen

Zurück zur Konkurrenz. Wie behauptet man sich gegen deutsche Assemblierer, die derzeit in die Schweiz drängen? Hier kommt der dritte strategische Eckpunkt ins Spiel: umfassender Support. "Das fängt an mit dem Live-Chat, den wir für den Pre-Sales-Support anbieten", sagt Wittwer. Die Mitarbeiter von Custom wollen aber mehr als nur erreichbar sein. "Wenn etwas nicht erwartungsgemäss funktioniert, reparieren wir wenn möglich vor Ort."

Und was ist mit den grossen hiesigen Verkäufern? "Gegen Digitec und Fachhändler, die Fertig-PCs anbieten, können wir uns locker abheben", sagt Fabian Rusch. Der 20-jährige Chef-Assemblierer im Bunde ist gelernter Konstrukteur und sprüht vor Optimismus. Was ihn besonders freut, sind ausgefallene Kundenwünsche. Sein bisheriges Highlight war es, als ein Unternehmer einen Rechner mit sechs Grafikkarten fürs Mining von Kryptowährungen bestellte. "Das war eine spannende Herausforderung. So etwas macht immer Spass", sagt er.

Bereit fürs B2B

Der Plan geht auf, wie Wittwer sagt. "Das Geschäft schwankt zwar, je nach Saison, aber es läuft." Und was reinkommt, wird reinvestiert. Denn den Gründern schwebt Grosses vor. Auf ihrer Website wollen sie einen gesonderten Bereich für Geschäftskunden aufschalten. Unter "Custom Business" stünden Workstations zur Auswahl – für jeden Anspruch die passende Konfiguration.

Die ersten Unternehmenskunden seien bereits an Bord, sagt Wittwer. "Momentan sind wir aber noch eher old school unterwegs, sprich: Das läuft über persönliche Kontakte." Doch im Frühjahr soll das Onlineportal soweit sein, dass Custom auch gegen die Grossen im PC-as-a-Service-Geschäft antreten kann.

Webcode
DPF8_164517

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