Mystery-Shopping: "Für 4k-Monitore zahlen Sie 4000 Franken"
Astrid T. hat sich auf die Suche nach einem Gaming-Monitor für ihren Sohn gemacht. Die Mystery-Shopperin prüfte das Wissen im Handel, liess die Verkäufer lange suchen und wurde schliesslich doch nicht fündig
Astrid T. hat sich ein spezielles Weihnachtsgeschenk für ihren Sohn ausgedacht. Der passionierte PC-Gamer spielt entweder am kleinen, niedrig auflösenden und in die Jahre gekommenen Monitor, oder stöpselt den PC am Grossbildfernseher an. Weil Astrid dann nicht mehr Netflix schauen kann, wollte sie ihrem Sohn einen hochauflösenden, grossen Monitor schenken. Dann wären beide glücklich, hoffte sie. Doch weil sie sich nicht auskannte, brauchte sie die Hilfe des Handels. Sie ging in Begleitung von "CEtoday" auf Mystery-Shopping-Tour, die sie zu Melectronics, Interdiscount, Media Markt, Fust, Digitec und zum PC-Fachhändler führte.
Melectronics
Astrids erste Station war Melectronics. Dort sah sie nur zwei Monitore von HP und Samsung für 319 respektive 1099 Franken. Ob es Gaming-Monitore waren, wusste sie nicht. Sie schritt zum Kassentresen und fragte den anwesenden Verkäufer danach. Der sagte, er wolle sich schlaumachen und las im Melectronics-Onlineshop deren Eigenschaften vor. Beide hätten eine schnelle Reaktionszeit von einer Millisekunde, was wichtig fürs Gaming sei. Astrid wollte wissen, warum das Samsung-Modell so viel teurer sei, worauf der Verkäufer sagte: "Der Samsung-Monitor ist curved, die sind automatisch teurer." Sie fragte, ob die Geräte 4k-Auflösung darstellen könnten, was der Verkäufer verneinte. Dafür müsse sie online im Melectronics-Shop suchen. Sie bedankte sich nach rund 4 Minuten Beratung.
Interdiscount
Bei Interdiscount zählte Astrid mehr als zwei Dutzend ausgestellte Monitore. Sie sprach eine Verkäuferin auf ihre Suche an, die in der Nähe mit Abstauben beschäftigt war. Die Verkäuferin erkundigte sich nach der gewünschten Bildschirmgrösse und dem Preis. Als Astrid antwortete, dass der Preis egal und der Monitor möglichst gross sein und über ein hochauflösendes Bild verfügen sollte, ging die Verkäuferin mit ihr zu einem PC am Kassentresen und suchte im Interdiscount-Onlineshop nach infrage kommenden Monitoren. 4k-Monitore hätten sie keine ausgestellt, entschuldigte sie sich und sagte: "Wichtig ist bei Gaming-Monitoren die Reaktionszeit. 1 Millisekunde ist optimal." Nach diesem Kriterium könne sie die Treffersuche aber leider nicht filtern. Sie sagte: "Die Auswahl ist riesig, da kann man ja ewig suchen." Trotzdem las sie von zig Modellen die Reaktionszeit vor. Astrid wollte wissen, welches Modell die Verkäuferin empfehlen würde, worauf diese ihr ein Datenblatt des Samsung-Monitors LU28E590DS/EN zum Preis von rund 300 Franken ausdruckte, der über 4k-Auflösung und eine Reaktionszeit von 1 Millisekunde verfügt. Astrid bedankte sich nach etwa 8 Minuten für die Beratung, schien aber nicht überzeugt, dass sich die Verkäuferin mit dem empfohlenen Gerät auskannte.
Media Markt
Astrid ging weiter zu Media Markt, wo sie in der PC-Abteilung etwa drei Dutzend Monitore zählte. Sie sprach einen Verkäufer in der Nähe auf hochauflösende Gaming-Monitore an, worauf dieser wieder die Grösse des gewünschten Monitors wissen wollte. "Die Grösse macht den Preis", sagte er. Auf Astrids Anfrage nach einem möglichst grossen Modell entfernte sich der Verkäufer, um am PC nach einem passenden Gerät zu suchen, wie er sagte. Nach etwa 3 Minuten kam er wieder und sagte: "Die Bildfrequenz ist sehr wichtig bei Gaming-PCs, ich empfehle 144 Hertz." Er empfahl ein Modell von HP mit Full-HD-Auflösung. Als Astrid aber eine höhere Auflösung wünschte, sagte er: "Für 4k-Monitore zahlen Sie 4000 Franken." Er ging mit ihr an einen PC und zeigte ihr einen 4000-Franken-Monitor mit 4k-Auflösung und 65-Zoll-Diagonale. Dann fand er ein kleineres Modell von Samsung mit 5k-Auflösung für 1619 Franken, sagte aber, dass er es bestellen müsse, was bis zu einer Woche dauern könne. Astrid wollte den Monitor vor dem Kauf aber ansehen, wie sie auch keinen Fernseher online bestellen würde. Sie verabschiedete sich nach rund 8 Minuten Beratung.
Fust
Astrid zog weiter zu Fust, wo sie etwa 15 ausgestellte Monitore zählte. Ein Verkäufer bot ihr seine Hilfe an, musste für hochauflösende Gaming-Monitore aber ebenfalls zum PC am Kassentresen, weil nur zwei Modelle im Einsteigerbereich ausgestellt waren. Auch er verwies auf die Bildwiederholungsfrequenz von 144 Hertz und empfahl eine WQHD- oder 4k-Auflösung. Wie der Verkäufer bei Interdiscount monierte auch er, dass es für die Bildfrequenz keine Filteroptionen im Onlineshop gebe. Nach mehrminütiger Suche sagte er: "Weil es noch nicht lange 4k-Monitore gibt, haben wir nur solche mit maximal 100 Hertz. Wir führen das nicht breit im Sortiment. Fragen Sie doch mal bei Digitec oder Steg." Astrid bedankte sich nach rund 8 Minuten.
Digitec
Sie befolgte den Rat des Verkäufers und ging zu Digitec, doch ausgestellte Monitore fand sie keine. Nach 1 Minute Wartezeit wurde ihre Nummer aufgerufen und sie schilderte dem Verkäufer am Kassentresen ihre Suche. Auch er begann im Onlineshop nach Monitoren zu suchen und verwies auf die grosse Auswahl. Astrid wollte wissen, welches Modell er ihr empfehlen könne, worauf er sagte: "AOC und Asus verkaufen wir am meisten, aber auch andere sind gut. Eine Empfehlung ist schwierig." Die teils massiven Preisunterschiede erklärte er mit dem Verarbeitungsmaterial und der Marke. Ob sich ein hoher Preis für einen Monitor lohne, könne er nicht beantworten, weil das jeder für sich selbst entscheiden müsse. Astrid verabschiedete sich nach 6 Minuten Beratung.
PC-Fachhändler
Astrid beendete ihre Tour beim Fachhändler, wo sie nur einen ausgestellten Monitor sah. Ein Verkäufer bot ihr seine Beratung an und machte eine umfassende Bedarfsabklärung. Er zeigte ihr verschiedene Modelle im Alltron-Onlineshop und riet schliesslich zum 27-Zoll-Asus-Monitor MG279Q für rund 620 Franken. Dieser habe nur eine QWHD-Auflösung, aber die meisten Gamer würden auf 4k verzichten, weil sie dafür teure Grafikkarten bräuchten. Wichtiger als die Auflösung sei die Bildwiederholfrequenz, damit es keine hässlichen Nachzieheffekte gebe und man in Online-Matches nicht benachteiligt sei. Auch wichtig sei ein IPS-Panel. Um es auf die Spitze zu treiben, könne Astrid das Modell für 200 Franken extra auch mit zusätzlicher G-Sync-Technologie kaufen, mit dem sich das Display bei der Bildwiederholfrequenz automatisch der Grafikkarte anpasse. Das funktioniere aber nur mit Nvidia-Grafikkarten, bemerkte er. Möglich sei, dass AMD bei Grafikkarten einen ähnlichen Quantensprung wie mit den Prozessoren mache, dann sei Astrids Sohn aber immer noch an Nvidia gebunden. Der Verkäufer erklärte die Unterschiede der Grafikkarten der beiden Hersteller, sprach über die ergonomischen Features der Monitore und riet schliesslich sichtlich begeistert zum günstigeren Modell. Trotzdem druckte er ihr die Datenblätter beider Modelle aus und legte eine Visitenkarte dazu. Astrid bedankte sich nach einer fast viertelstündigen Beratung und beendete ihre Tour.
Fazit
Astrid war zufrieden, der Abschluss der Tour fiel versöhnlich aus. Der Fachhändler schien ein begeisterter und versierter Gamer zu sein, beriet sie umfassend und teilte auch seine persönliche Einschätzung mit. Ganz anders bei den vorherigen Stationen, wo sie oftmals das Gefühl hatte, dass sich die Verkäufer nicht auskannten, weil sie hauptsächlich Produkteigenschaften im Onlineshop vorlasen. Erstaunt war sie, dass ihr kein Verkäufer einen Monitor vorführte, obwohl sie an manchem Ort mehrere Dutzend ausgestellte Bildschirme zählte.