Sonect ist das "Next Global Hot Thing" der Schweizer IT
Die zweite Digital Economy Award Night hat über 600 Besucher ins Zürcher Hallenstadion gelockt. Das Fintech-Start-up Sonect gewann den "Next Global Hot Thing"-Award. Und Bundesrat Guy Parmelin sprach als Ehrengast über Coolness in der Bundesverwaltung.
Über 600 Besucher sind im Zürcher Hallenstadion zusammengekommen, um die digitalen Glanzleistungen des Jahres zu feiern. Die Jury hatte die besten Projekte der Schweizer Digitalwirtschaft auserkoren. Nun waren die Besucher gespannt darauf, wer die Preise abräumt.
Bundesrat Guy Parmelin begann seine Eröffnungsrede mit der Ansprache: "Liebe Shaperinnen und Shaper, ich freue mich, dass wir heute zusammen die Digitalisierung vorantreiben können." Obwohl er sich gefragt habe - fügte er scherzhaft hinzu - ob man ihn mit der Einladung nicht aufs Glatteis führen wollte – eine Anspielung auf das Hallenstadion, das üblicherweise Eishockey-Fans anzieht. "Was kann denn schon ein ehemaliger Winzer und heutiger Bundesrat zur Digitalisierung sagen? Mittlerweile sehr vieles", sagte Parmelin. Nicht zuletzt der Cyberangriff auf die Ruag habe ihm vor Augen geführt, dass die Digitalisierung "zum Schlüsselthema schlechthin" geworden sei.
Über die Coolness des Bundesrats
"Der Bund kann noch viel von den Erfahrungen der Privatwirtschaft lernen", sagte Parmelin. Die Landesregierung setze viel Hoffnung auf Digital Natives. Aber: Die Bundesverwaltung gelte nach wie vor für viele junge Menschen als Inbegriff eines langweiligen Arbeitgebers. "Beim Bund müssen wir sicherlich noch an unserem Coolness-Faktor arbeiten. Aber ich versichere Ihnen: Auch Bundesräte können durchaus cool sein", sagte Parmelin, wodurch er dem Publikum einige Lacher entlockte.
"Doch wir dürfen nicht selbstgefällig sein", mahnte der Bundesrat. "Diese Preisverleihung muss auch anspornen und anstacheln." Was ihm derzeit Bauchschmerzen bereite, sei der Widerstand gegen den Ausbau von 5G-Netzen. "Wir riskieren viel, wenn wir unsere Telefonnetze nicht auf den neuesten Stand bringen. Es geht nicht darum, Katzenbilder schneller verschicken zu können, sondern um die Zukunft", sagte Parmelin. Ohne 5G werde es keine autonomen Autos geben, kein Internet of Things. "Insofern würde ich mir etwas mehr gesunden Menschenverstand wünschen, wenn wir über solche Themen sprechen - un peu plus de bon sens."
Die Gewinner des Abends
Der Ehrenpreis "Digital Economy Ambassador" ging an Marc Walder, CEO von Ringier und Initiant von Digitalswitzerland. Er wurde für sein Engagement für den Wirtschaftsstandort Schweiz und für die ICT-Branche ausgezeichnet. Walder widmete den Preis all jenen, die "daran arbeiten, die Schweiz zu einem weltweit führenden Digital-Standort zu machen."
Der grosse Gewinner des Abends war Sonect. Das Fintech-Start-up holte sich den Titel "Next Global Hot Thing". Jury-Präsident Pascal Kaufmann bezeichnete das Unternehmen als das "Uber für Geldautomaten". Sonect ermögliche es, dass jeder Shop zu einem Bankomaten werden könne.
"Bargeld ist so was von langweilig, wie können die nur einen Preis gewinnen?" Das habe sich die Jury zunächst gefragt, sagte Kaufmann. Doch Sonect habe ein grosses "Durchbruchpotenzial" und sei auf dem besten Weg, das weltweit grösste Geldautomaten-Netzwerk zu werden.
Ein weiteres Highlight des Abends war die Verleihung der Digital Economy Awards in den Kategorien "Digital Innovation Of The Year", "Digital Transformation Award" mit den Sub-Kategorien Grossunternehmen, KMU und Government und NPO sowie "Highest Digital Quality". Dies sind die Sieger:
Digital Innovation of the Year: Seervision
Jury-Präsident Lukas Bär: "Seervision wird im Bereich der TV-Übertragung von Sport-Grossveranstaltungen eine Revolution einläuten, wie sie vergleichbar ist mit dem Wechsel von der Fotografie zum Film."
Digital Transformation KMU: Veriset
Der Zentralschweizer Familienbetrieb habe die Jury mit einem klaren Fokus auf Kunden und Mitarbeiter überzeugt, sagte Jury-Präsident Samy Liechti. "Die Digitalisierung macht auch vor dem Produkt Küche nicht halt."
Digital Transformation NPO & Government: SVA Aargau
Die Aargauer SVA habe mit dem Onlineantrag für die Prämienverbilligung auf eine vollständige digitale Automatisierung gesetzt, sagte Jury-Vertreter Marc Uricher. "Durch die hohe Benutzerfreundlichkeit wird nachweislich ein Mehrwert für alle Beteiligten geschaffen."
Digital Transformation Grossunternehmen: Bank Vontobel
Die Zürcher Privatbank habe mit "Volt" eine digitale Vermögensverwaltung vorgelegt, mit der sich ein neues Kundensegment adressieren liesse, sagte Jury-Präsident Bramwell Kaltenrieder.
Highest Digital Quality: VSHN
"Als junge Firma auf nachhaltige, aber flexible Services zu setzen, ist nicht selbstverständlich und erfordert Beharrlichkeit", sagte Jury-Präsident Marcus Dauck.
Sonect räumt gleich doppelt ab
Sonect holte sich nicht nur den "Next Global Hot Thing"-Award, sondern auch den Fintech-Preis, den das Saalpublikum per Abstimmung erkor. Die drei Fintech-Start-ups Advaisor, Sonect und Vereign hatten zuvor in 120-Sekunden-Pitches um die Gunst des Publikums geworben.
Jeder Tisch konnte eine Stimme vergeben. Sonect erhielt schliesslich 32 der 68 abgegebenen Voten und damit ein Investment Coaching von F10 Fintech Incubator & Accelerator sowie die Möglichkeit für ein Equity Investment von Six Fintech Ventures in der Höhe von 150'000 Franken.
Den Ticker mit Impressionen des Abends können Sie hier aufrufen. Das Datum für die nächstjährige Ausgabe des Digital Economy Awards steht bereits fest: Am 25. November 2020 geht die Veranstaltung in die dritte Runde.