City Messenger ausprobiert

St. Gallen zieht mit einem Spamautomaten in den Kampf gegen das Lädelisterben

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Eine App soll die Innenstadt von St. Gallen beleben. Der City Messenger nimmt sich Whatsapp zum Vorbild und will Käufer und Kunden vernetzen. Die Redaktion probierte es aus.

(Source: FHS St.Gallen)
(Source: FHS St.Gallen)

Am Mittwoch haben die Fachhochschule St.Gallen, die Stadt St. Gallen, der Detailhandelsverband Pro City St. Gallen und der Softwareentwickler Renuo die App "City Messenger" vorgestellt. Die Messenger-Plattform soll städtische Geschäfte mit Kunden vernetzen und so dem Lädelisterben Einhalt gebieten. Lesen Sie hier mehr über das Projekt.

Wie schlägt sich die App für den Nutzer im Alltag? Durchwachsen, wie ein Test der Android-Version aus dem Google Play Store ergab. Die erste Hürde taucht beim Start auf. Das Programm verlangt eine Registrierung mit der Telefonnummer, damit der Nutzer auf die Plattform kommt.

Der Startbildschirm des "City Messengers".

Nach der Registrierung wird der Nutzer von einem Interface begrüsst, das an Whatsapp und Konsorten erinnert. Auf dem Startbildschirm der App sieht er eine Liste von Botschaften der beteiligten Unternehmen aus St. Gallen. So wirbt ein Optiker für farbige Kontaktlinsen zu "Helloween" und ein Restaurant postet die "Empfehlug" des Tages in Form eines ziemlich kleinen, respektive gar nicht vorhandenen Bildes (siehe Screenshot).

Diese Fehler sind zwar nervig, aber grundsätzlich kein Beinbruch. Jedes Unternehmen im City Messenger ist letzten Endes selbst für die Inhalte verantwortlich. Ärgerlicher ist das Bombardement von Push-Mitteilungen, das nach der Installation auf dem Smartphone landet. Diese Meldungen lassen sich über die Einstellungen ausschalten, klar, aber dann verschwindet die App auch schnell wieder aus dem Gedächtnis. Zudem leidet die Übersicht unter der gewählten Darstellung als Liste, trotz Sortierfunktion.

Die erhaltenenen Botschaften sind nicht immer fehlerfrei.

Die beworbene Vernetzung steht und fällt mit den Features zur Kommunikation. Der Nutzer kann ein Unternehmen direkt anschreiben oder auf eine der erhaltenen Botschaften reagieren. Von sieben kontaktierten Firmen antwortete heute morgen innerhalb einer Stunde immerhin vier auf eine Anfrage. Aus unerfindlichen Gründen trat mehrfach das Problem auf, dass die App warnte "Sie sind offline", obwohl das nicht der Fall war. Die Social-Media-Funktionen waren dadurch gesperrt.

So nutzt das Cafe Gschwend die App.

Ein Netzwerk aufzubauen ist schwer

In Zeiten, in denen Apps auf dem Handy zahlreich, die Online-Konkurrenz digital versiert und die Aufmerksamkeit der User knapp ist, hat der City Messenger einen schweren Stand. Beim Gebrauch erschliesst sich sein Mehrwert für den Nutzer nicht. Die App ist in erster Linie eine Werbeplattform für die beteiligten Firmen. Von der erhofften "Erhöhung der Identifikation und emotionalen Verbundenheit mit der Stadt" merkt man noch wenig.

Es gibt viele Erklärungsversuche für das Lädelisterben. Einer davon ist, dass Produkte auf digitalen Kanälen einfacher und oftmals billiger zu bekommen sind, als vor Ort im Geschäft. Insgesamt handelt es sich aber um eine Marktentwicklung, die in vielen Ländern stattfindet. Ob sich eine Whatsapp-Kopie diesem Trend entgegenstemmen und die Innenstädte wiederbeleben kann, muss sich mit der Zahl der User und dem konkreten Nutzen zeigen. Die Initianten sprechen jedenfalls von einem Erfolg. Innert 24 Stunden hätten bereits über 1000 Leute den Messenger installiert, heisst es in einer Mitteilung.

Auch Nationalrat und ICT-Switzerland-Präsident Marcel Dobler treibt das Ladensterben um. Er stellt hier die grundsätzliche Frage, welchen Wert Ladengeschäfte in unserer Gesellschaft noch haben.

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