"Bei SICTIC erhalten Start-ups eine Anschubfinanzierung von 0,5 bis 1,5 Millionen Franken"
Der Swiss ICT Investor Club (SICTIC) ist auch 2019 wieder Scouting Partner des Digital Economy Awards für die Kategorie "Next Global Hot Thing". SICTIC-Präsident Thomas Dübendorfer sucht in dieser Kategorie gemeinsam mit den weiteren Scouting Partnern diejenigen Tech-Start-ups, die das Zeug dazu haben, die Welt zu verändern. Was es dazu braucht, erklärt er im Interview.
Wie schwierig ist es, für die Kategorie "Next Global Hot Thing" geeignete Kandidaten zu finden und wo finden Sie diese?
Thomas Dübendorfer: Es gibt zwar mehrere Tausend Start-ups in der Schweiz. Um aber die "high potentials" darunter zu finden, die mit hoher Wahrscheinlichkeit in den nächsten Jahren einen globalen Impact haben können, muss man ein direktes persönliches Netzwerk zu den Firmengründern haben. Nur von aussen ist oft nicht erkennbar, wie schnell eine Firma wirklich wächst und welches Potential sie hat. Neue Produkte sind ja erst nach der breiten Markteinführung sichtbar und was an Innovation tatsächlich vorhanden ist, bleibt oft längere Zeit verborgen. Dadurch, dass der Swiss ICT Investor Club (SICTIC) inzwischen über 250 Investoren und zudem fünf Venture Capital Fonds als Co-Investoren umfasst, die alle in Schweizer Technologie-Start-ups investieren und teilweise auch im Verwaltungsrat sitzen, haben wir den direkten Zugang und können in viele sehr innovative Firmen hineinsehen und das Potenzial frühzeitig erkennen.
Wie unterscheiden Sie die "Potentials" von den "Non-Potentials"?
Die "Potentials" bauen ein Produkt, welches das Leben vieler Menschen berühren und verbessern wird. Man erkennt sie an der Ambition der Gründer, einem hohen Innovationsgrad und dem bisher Geleisteten. Das Produkt muss bewiesen haben, dass es fit für einen grossen Markt ist. Bei "Non Potentials" fehlt oft die Leidenschaft der Gründer, das Produkt stiftet nur einen marginalen Nutzen oder es kann sich kaum von bereits im Ausland existierenden Produkten abheben.
Noch bis zum 21. Juni sucht eine mit prominenten ICT-Experten besetzte Jury die digital reifsten Unternehmen der Schweiz und deren innovativste Projekte für den Digital Economy Award 2019. Was es für einen Sieg braucht, erfahren Sie hier.
Was werden Sie im Vergleich zum letzten Jahr an Ihren Scouting-Aktivitäten verändern?
Durch unser starkes Wachstum bei der Investoren-Basis und dem steigenden Bekanntheitsgrad von SICTIC aufgrund unserer gut vierzig Investments in Start-ups im Jahr 2018, hat sich unser Netzwerk massiv vergrössert. Insofern werden wir zwar die gleichen Kanäle nutzen, erreichen damit aber mehr Start-ups.
Anwendungen welcher Technologien werden zurzeit "heiss" gehandelt, oder anders gefragt: Was muss man entwickeln, dass man in dieser Kategorie Chancen auf den Sieg hat?
Technologien, die grosses Potenzial haben, ein bekanntes Problem wesentlich besser zu lösen als mit traditionellen Lösungsansätzen, sind sicher künstliche Intelligenz und Blockchain. Zudem werden in den Bereichen persönliche Mobilität, drahtlose Kommunikation und Augmented/Mixed/Virtual Reality massive Fortschritte erwartet.
Wie kommen Jungunternehmer in der Schweiz an Risikokapital? Welche Voraussetzungen müssen Sie dafür erfüllen?
Unternehmer mit einem Produkt-Start-up erhalten ihr erstes Geld ausserhalb der Gründer, deren Familien und Freunden in vielen Fällen von Angel-Investoren, die in mehreren Angel Clubs organisiert sind. Je nach Typ vom Start-up und der Region, wo die Firma domiziliert ist, gibt es auch zahlreiche institutionelle Förderangebote und Stiftungen, die Grants geben. Voraussetzung ist in der Regel ein Team mit mindestens zwei Gründern, eine Business-Idee, die in fünf Jahren etwa fünf Millionen Umsatz erreichen kann, eine Innovation im Kern des Produktes, und ein klares Commitment der Gründer zum Start-up für mehrere Jahre. Hilfreich ist auch, wenn das Start-up bereits erste Gespräche mit potenziellen Kunden geführt hat und auch schon ein minimales Produkt entwickelt hat, um den Markt zu testen. Bei SICTIC erhalten die Start-ups in der Regel eine Anschubfinanzierung von 0,5 bis 1,5 Millionen Franken.