Warum Severin Schürch nicht mehr auf das Ladengeschäft setzt
Severin Schürch hat Anfang März das Ladengeschäft in Möhlin geschlossen. Der Euronics-Fachhändler, der öfters über den Tellerrand blickte und zum Fernseher etwa Schuhe verkaufte, setzt nur noch auf Heimberatung.
Warum haben Sie Ihr Ladengeschäft geschlossen?
Severin Schürch: In meinen Augen ist es unsere Geschäftsgrösse, die diesen Schritt ermöglichte. Meine Frau und ich hatten seit 15 Jahren unsere Kunden immer zu zweit betreut. Davon vier Jahre mit Unterstützung eines Lehrlings. In den vergangenen anderthalb Jahren fiel mir zunehmend auf, dass die "Geschäfte" nicht mehr zwingend im Laden selbst entstanden und abgeschlossen wurden. Wir sind der Überzeugung, dass wir das Ladengeschäft nicht mehr benötigen. Jedoch ist es selbstverständlich auch ein Kostenpunkt. Die Miete war nicht günstig.
Warum setzen Sie auf Heimberatungen?
Das Geschehen spielt sich bei unseren Kunden zuhause ab. Ich gehe für einen Service-Einsatz, oder weil meine Kunden etwas Neues möchten und dazu beraten werden wollen, zu ihnen nach Hause. Wir konzentrierten uns schon in der Vergangenheit auf den Wohnbereich unserer Kunden – auch wenn ihnen das vielleicht nicht bewusst war.
Wie hoch war der Anteil der Heimberatungen vor der Schliessung des Ladengeschäfts?
Ich habe mir keine Zahlen dazu notiert, doch liegen diese sicherlich zwischen 40 und 60 Prozent.
Was ist Ihr Konzept bei den Heimberatungen? Haben Sie ein spezielles Beratungsauto mit Showroom?
Nein, ich habe kein speziell ausgestattetes Auto. Ich nehme mir Zeit für meine Kunden, Zeit für ihre Wünsche und Zeit für Qualität.
Wie schnell sind Sie auf Anfrage beim Kunden?
Wenn ein Kunde wegen eines Servicefalls anruft, versuche ich noch am selben Tag, zu ihm zu fahren. Es kann auch mal ein Termin am Folgetag sein. Ziel ist es jedoch, dass er schnell von uns Feedback erhält, sei es via E-Mail, Whatsapp oder Facebook.
Welches Einzugsgebiet bedienen Sie?
Wir sind noch immer Euronics-Händler. Im Fricktal versuche ich auch einmal, Kontakt zu Kollegen zu suchen, um ihnen Kunden abzugeben. Die geografische Lage an der Landesgrenze hilft da auch.
Wie verhindern Sie, dass sich ein Kunde von Ihnen nur beraten lässt, aber nichts kauft?
Wir hatten das Glück, dass unsere mehrheitlich älteren Kunden unsere Beratungsleistung im Ladengeschäft nicht gross ausnutzten. Ich glaube, das wird sich in Zukunft zeigen. Ich werde jedoch noch keine Gebühr für die Beratung einführen, die dann gutgeschrieben wird.
Wie läuft das Schuhgeschäft Ihrer Frau?
Zwischendurch verkaufen wir noch ein Paar Schuhe – hier verdienen wir unter dem Strich mehr als mit dem klassischen Batterienverkauf.
Wie waren die Reaktionen von Euronics und in der Branche auf die Schliessung des Geschäfts?
Die Reaktionen waren positiv. Da es für uns klar ist, dass wir zu Euronics gehören, auf den Euronics-Webshop setzen sowie zu Produkten wie etwa Metz stehen, gab es bis jetzt noch keine Probleme. Wir werden mit dem Wegfall der Ladenfläche sicherlich die Preise nicht gross verändern.
Wie waren die Reaktionen der Kunden?
Unsere Kunden möchten unser Dienstleistungen in Anspruch nehmen und etwas kaufen – wo, das ist ihnen egal. Dies war zumindest die Reaktion bisher. Die Rückmeldungen der Kunden waren auf jeden Fall immer so, dass ich das Gefühl bekommen habe, dass es der richtige Schritt war.
Was müsste sich ändern, damit Sie wieder ein Ladengeschäft eröffnen?
Ich glaube, wenn alles klappt, haben wir uns der Branche angepasst und es ist gut so, wie es ist. Wer mich kennt, weiss, dass ich positiv durchs Leben gehe. Nochmals ein Ladengeschäft eröffnen, werde ich jedoch nicht.
Wie lautet Ihr Rat an den CE-Handel?
Ich bin nicht in der Rolle, jemandem einen Rat zu erteilen. Ich bin nun 15 Jahre in der Branche selbstständig – ohne Freude an der Sache und an den Kunden geht es nicht. Es braucht Mut zur Individualität!