Ricardo versenkt Ricardoshops
Ricardo hat sich Alibaba als Vorbild genommen. Ricardo und Ricardoshops.ch sollen fusionieren. Ricardoshop.ch-Chef Heinz Krienbühl verlässt das Unternehmen.
Die Ricardo-Gruppe will das B2C-Portal Ricardo.ch und die B2B-Plattform Ricardoshops.ch fusionieren. Ziel ist ein Schweizer Portal à la Alibaba, bei dem Kunden auf Angebote privater und gewerblicher Händler treffen.
Dies verkündete Ricardo-Group-CEO Christian Kunz in einem Mitarbeiter-Newsletter, der der Redaktion vorliegt. Darin heisst es weiter, die Organisation soll bei unveränderter Strategie auf die zukünftigen Herausforderungen im E-Commerce neu ausgerichtet werden.
Von "Light" bis zur Auflösung
In einer ersten Phase soll Ricardoshops.ch demnach noch in einer "Light-Version" weitergeführt werden, bis das B2B-Portal bis 2018 ganz mit Ricardo.ch verschmilzt. Die Zusammenlegung geht mit einem Stellenabbau einher. Christian Kunz schreibt von einer Verkleinerung des Leadership-Teams, "um effizienter Entscheidungen treffen zu können" und bedankt sich bei jenen, "die das Unternehmen in nächster Zeit verlassen". Etwa bei Heinz Krienbühl, Managing Director von Ricardoshops.ch.
Eine mit der Sache vertraute Person will gegenüber der Redaktion auch nicht von einer Fusion von Ricardo.ch und Ricardoshops.ch sprechen. Vielmehr werde Ricardoshops.ch komplett verschwinden. Die Quelle, die anonym bleiben möchte, vermutet, dass Tamedia diese Entwicklung vorantrieb. Das Verlagshaus sei immer nur am Geschäft mit den Kleinanzeigen und an Kundenadressen interessiert gewesen. "Mit Ricardoshops wusste Tamedia von Anfang an nichts anzufangen, denn der Handel ist nicht ihr Geschäft ", sagt die Person. Das sei sehr schade und vor allem sei es eine verpasste Chance. Mit Ricardoshops hätte die Schweiz eine tolle Marktplatz-Lösung gehabt. Jetzt überlässt man das Feld der Konkurrenz. Zum Beispiel Amazon. Aber auch Coop mit Swisscom (Projekt "Thor") und der Migros (Galaxus). Diese dürften sich die Hände reiben und ihre eigenen Marktplatz-Lösungen weiter vorantreiben.
Ricardo-Sprecher Simon Marquard bestätigt, dass Ricardo.ch und Ricardoshops.ch näher zusammenrücken sollen: "Die Angebote von Ricardoshops.ch werden stärker bei Ricardo.ch integriert." Ricardoshops-Managing-Director Heinz Krienbühl habe sich im Rahmen der Reorganisation entschieden, das Unternehmen zu verlassen. Einen direkten Nachfolger gebe es nicht, sein Aufgabengebiet werde auf andere Mitarbeiter verteilt. Marquard versichert, dass für die meisten der betroffenen Mitarbeitenden "eine Lösung gefunden" wurde, ohne konkreter zu werden. In den kommenden Monaten wolle Ricardo ausführlicher über die endgültige Organisation informieren.
CEO Christian Kunz ist konkreter in seinem Schreiben an die Mitarbeiter. Neu wird demnach die Human-Ressources-Abteilung (HR) in die Sparte Finance und das Ressort Business Intelligence (BI) ins IT-Ressort eingegliedert. Alain Vollmer, CFO der Ricardo-Gruppe, ist neu verantwortlich für HR & Finance, CTO Jerome Gay steht neu IT & BI vor.
"Tamedia nahm keinen Einfluss"
Tamedia hatte die Ricardo-Gruppe Anfang dieses Jahres gekauft. Tamedia bestreitet auf Anfrage, dass es als Treiber der Reorganisation fungiere. Tamedia-Sprecher Christoph Zimmer erklärt: "Tamedia hat weder Einfluss auf die Geschäftsentwicklung noch Einblick in Prozesse bei Ricardo." Auch Ricardo-Sprecher Marquard sagt, dass die interne Neuorganisation bereits länger und unabhängig von Tamedia geplant war. Aufgrund des längeren Übernahmeprozesses sei die Neuorganisation aber aufgeschoben worden.
Warum man dann Ricardoshops.ch aber mit grossem Hallo lancieren musste, um es keine 12 Monate später zu redimensionieren und es geplantermassem 2018 zu versenken, bleibt das Geheimnis von Ricardo.
Heute Morgen genehmigte die Wettbewerbskommission (Weko) übrigens den Deal von Tamedia und Ricardo, nachdem der Zusammenschluss einer vertieften Prüfung unterzogen worden war. Die Übernahme von Ricardo soll laut Tamedia noch im dritten Quartal vollzogen werden.