Marktreport NAS

NAS – die Schnittstelle zwischen UE und IT als Chance

Uhr | Aktualisiert
von Marco Soppelsa, George Sarpong

Gute NAS sind heute sehr benutzerfreundlich, leistungsfähig, stromsparend, preiswert, updatefähig, erweiterbar und beherrschen unzählige Funktionen. Ob es daran liegt, dass der Markt für Consumer-NAS in den nächsten vier Jahren um 50 Prozent wachsen soll, wie die Analysten von In-Stat behaupten?

Als zentrale Schnittstelle verteilen und speichern NAS Filme, Musik und Bilder, was sie insbesondere für Familien-Haushalte interessant macht. (Quelle: Assmann IT Solutions)
Als zentrale Schnittstelle verteilen und speichern NAS Filme, Musik und Bilder, was sie insbesondere für Familien-Haushalte interessant macht. (Quelle: Assmann IT Solutions)

Gute NAS kosten viel Geld, dennoch erfreuen sie sich zunehmender Beliebtheit. Das bietet nicht nur IT-Händlern sondern auch dem CE-Fachhandel eine willkommene Gelegenheit mit guter Beratung und Schulung zu punkten.

2010 betrug der weltweite Umsatz mit Network Attached Storage (NAS) im Consumer-Bereich 678,4 Millionen US-Dollar. Und das ist erst der Anfang. Allein in Europa soll die Menge ausgelieferter Consumer-NAS bis 2013 um über 50 Prozent wachsen, wie Markforscher In-Stat in einer Studie herausgefunden haben will. Das liegt nicht nur an der vielbeschworenen Konvergenz: Die Geräte werden dank niedriger Speicherpreise und einer verbesserten Usability immer attraktiver. Das macht sie auch für Unterhaltungselektronik-Enthusiasten spannend, die viel von UE, aber wenig von IT verstehen.

Da gute NAS gutes Geld kosten, gilt es, Überzeugungsarbeit zu leisten. Das bietet dem Handel eine willkommene Gelegenheit, mit guter Beratung und Schulung zu punkten. Auf diese Weise lässt sich ein Geschäft mit einer höheren Marge als sonst in der Consumer-IT aufbauen.

Aber egal wie viel Technik die Hersteller in ihre Produkte packen und wie gut diese funktionieren: Es gibt nicht für alles DIE Lösung, die jegliche Bedürfnisse eines Nutzers abdeckt und mit allen Produkten kompatibel ist. Optionale Software lautet das Schlüsselwort, oder neudeutsch Apps. Diese lassen dem Kunden die Wahl, was er gerne einsetzen möchte. So bieten gute NAS heute die Möglichkeit, Apps einfach mit einem Mausklick zu installieren – ohne dass der Nutzer irgendwelche Kenntnisse über das Betriebssystem haben muss. Diese Apps können von einem beliebigen Unternehmen oder einer Person sein.

Die Community spielt hierbei eine grosse Rolle: Namhafte NAS-Hersteller unterhalten meist ein Forum oder mehrere Foren in unterschiedlichen Sprachen, mit teilweise zehntausenden Nutzern. Einige dieser Nutzer haben viel Erfahrung und helfen insbesondere Neulingen gerne weiter, aber auch Fachhändlern, selbst bei speziellen Anforderungen. So sind nicht selten Softwareentwickler in den Foren anwesend, die in ihrer Freizeit Softwarepakete für NAS erstellen und anderen Community-Mitgliedern kostenlos zur Verfügung stellen. Open Source sei Dank!

Wie etwa für das Transcoding. Gerade bei Transcoding-Lösungen gibt es verschiedene Varianten, die man je nach Bedarf installieren kann. Beim Transcoding handelt es sich um die Konvertierung von Medieninhalten in verschiedene Formate und Qualitätsstufen, die sogenannte Bitrate. So können viele Videos meist bereits von einem NAS mit Intels Atom-CPU in Echtzeit transcodiert werden. Bei Full-HD in 1080p-Auflösung wird es hingegen schon schwieriger. Hierfür wird ein grösseres NAS mit Mehrkern-CPU von Intel oder AMD benötigt.

Es gibt also viele Möglichkeiten, privaten Content zentral zu lagern und zu verteilen. Der Vorteil der digitalen Medien ist, dass sich Filme, Musik und weiterer Content auf Nullen und Einsen umrechnen lassen. Dadurch können sie zentral gespeichert werden und von verschiedenen Endgeräten abgerufen werden. Zum Beispiel auf einem NAS.

Ein NAS kann man grundsätzlich als Festplatte mit Netzwerkanschluss sehen. Das hat gegenüber Direct Attached Storage, die über USB oder eSata-Festplatten an ein Gerät angeschlossen sind, den Vorteil, dass mehrere Nutzer gleichzeitig auf die Daten zugreifen können. Nutzer, beziehungsweise Clients, sind heute nicht mehr nur PCs und Notebooks, sondern immer mehr auch TVs, Spielkonsolen, AV-Receiver, Handys und Tablets. Es kann eigentlich davon ausgegangen werden, dass in den meisten Haushalten schon heute mehrere Clients im Einsatz sind. Die NAS-Technik ermöglicht es überdies, dass die Daten irgendwo im Haus sein können. Das Schöne an einem NAS ist zudem, dass man ein stromsparendes Komplettpaket aus Hardware, Betriebssystem und Software erhält, das "out of the box" in wenigen Minuten einsatzbereit ist.

Auch Neulinge finden sich leicht zurecht

Nun gibt es sehr günstige Produkte, deren Funktionsumfang bereits mit dem niedrigen Preis aufhört. Hingegen ist ein gutes NAS bereits ein kompletter und performanter Server. Allerdings keiner, an den man Monitor, Maus und Tastatur anschliesst. Das ist bei einem NAS nicht nötig. Die Verwaltung erfolgt über ein benutzerfreundliches Web-Interface. Bei Produkten der führenden NAS-Hersteller ist dieses in zahlreichen Sprachen vorhanden und mit Assistenten sowie zusätzlicher Software ergänzt. Auf diese Weise kommt auch ein absoluter Neuling mit der Konfiguration und den Basisfunktionen zurecht. Er muss noch nicht einmal wissen, was eine IP-Adresse ist.

Das ist ein Punkt, worin sich ein gutes Produkt von den "Feld-Wald-und-Wiesen-NAS" unterscheidet. Ein weiteres Indiz für einen spezialisierten Hersteller ist, dass dieser nicht nur zwei oder drei NAS in seinem Sortiment hat, sondern eine umfangreiche Produktlinie in verschiedenen Leistungsklassen für eine bis acht oder noch mehr Festplatten. Ebenso ist es typisch, dass diese Geräte einen grösstenteils identischen Funktionsumfang und dasselbe Web-Interface bieten.

Kostenloser Mehrwert für den User

Der konstante Support des Herstellers ist im NAS-Geschäft enorm wichtig. Während ein USB-Hub oder ein Ethernet Switch wohl auch noch in fünf Jahren problemlos funktioniert, muss ein NAS ständig an neue Entwicklungen wie zum Beispiel die neue Version eines Betriebssystems oder an aktualisierte Software angepasst werden, um die Kompatibilität zu wahren. Während für das Upgrade auf Windows 7 nur kleinere Anpassungen nötig waren, sorgte das Release von Mac OS X Lion für deutlich mehr Aufwand.

Ohne ein Update wäre ein grosser Teil der Funktionalität schlicht nicht mehr zu gebrauchen gewesen. Darum veröffentlichen seriöse Hersteller mehrmals im Jahr, manchmal fast monatlich, neue Firmwareversionen, um Probleme zu beheben, Funktionen zu verbessern, aber auch um neue Funktionen hinzuzufügen. Ein NAS einer führenden Marke, das man vor ein bis zwei Jahren gekauft hat, kann heute massiv mehr – und das für den Benutzer völlig kostenlos.

Stolperfalle DLNA

Eine der wichtigsten Zusatzfunktionen ist das UPnP AV-Protokoll. Dieses macht aus dem NAS einen UPnP-/DLNAServer. Um genau zu sein, ist DLNA eine Zertifizierung, die sicherstellen soll, dass Produkte verschiedener Hersteller miteinander kompatibel sind. Und hier lauert auch schon der erste Fallstrick für den Endkunden und damit die Gelegenheit für den Händler, sich mit entsprechendem Wissen zu profilieren. Denn ohne Beratung wird der Kunde einfach irgendwas kaufen, wo DLNA draufsteht, um dann mit grosser Wahrscheinlichkeit festzustellen, dass eben doch nicht alles so funktioniert, wie er sich das vorstellt. Denn DLNA kennt "Profile" für unterschiedliche Geräteklassen. Mehrheitlich beschränkt sich das auf den kleinsten gemeinsamen Nenner. Das heisst, eine gewisse Grundfunktion ist zwar da und die Geräte funktionieren miteinander. Aber das bedeutet noch lange nicht, dass auch uneingeschränkt Videos, Musik und Fotos auf dem UPnP-/DLNA-Client, zum Beispiel dem Fernseher oder der Spielkonsole, wiedergegeben werden können.

Wenn der TV-Hersteller sagt, dass das Gerät AVI-Dateien beherrscht, ist das kaum aussagekräftig. Denn AVI ist eben nur ein sogenannter Container. Welche Codecs in diesem verwendet werden, zum Beispiel H.264 für Videos oder MP3 für Audio, ist damit nicht geklärt. Ebenso wenig ob das TV-Gerät die Videos in 1080p-Auflösungen in jeglichen Bitraten beherrscht. Auch das Musikhören bereitet noch Sorgen. Denn verlustfreie Audio-Formate werden von vielen Clients oft noch kaum oder nur unzureichend unterstützt. Ein normaler "UPnP AV"-Server stellt die Daten nur zur Verfügung, aber kann darüber hinaus nichts ändern, wenn ein Client ein Format nicht unterstützt. Also ist die Wahl des richtigen Clients genauso wichtig wie die Wahl des richtigen NAS. Wird das gewünschte Format unterstützt, sind die Anforderungen gering. Selbst ein Einsteiger-NAS, das mit nur 800 MHz getaktet ist, kann problemlos mehrere Full-HD-Videostreams gleichzeitig ausliefern.

In Echtzeit auf dem Smartphone

Kunden wollen heute aber auch mit Tablets oder Handys ihre Multimedia-Dateien abspielen können, diese unterstützen meist noch deutlich weniger Formate als ein DLNA-zertifizierter TV. Was also tun, wenn man weiss, dass selbst der beste Client nicht alles kann, was der Kunde möchte? Man muss es auf dem Server lösen. Das heisst beispielsweise Videoformate, die nicht unterstützt werden, werden auf dem Server in einen anderen Container gepackt (Remuxing) oder in ein anderes Format konvertiert (Transcoding). Im Idealfall soll das natürlich in Echtzeit passieren, während man den Film schaut, was allerdings viel Leistung braucht.

Das heisst, die Einsteiger-NAS-Geräte mit ARM-CPU, wie sie auch in Handys und Tablets zu finden sind, haben selbst bei hoher Taktung keine Chance, den Job ohne ruckeln zu erledigen. Man braucht also zwingend ein NAS mit Intel-CPU. Empfehlenswert ist ein Gerät mit einer Intel Atom D525 CPU mit 1,8 Gigahertz. In gewissem Masse lässt sich das Problem so auf dem Server lösen. Musik und Bilder sind kein Problem, 720p-Videos funktionieren je nach Codec gut, für 1080p-Videos reicht eine Atom-CPU jedoch meist nicht aus.

Zwar gibt es auch Lösungen, mit denen Videos vorab, etwa über Nacht zum Beispiel für iOS-Geräte, umgerechnet werden können. Doch das benötigt mehr Speicherplatz, weil die Datei dann in zwei Varianten vorliegt. NAS mit schneller i3- oder i5-CPU oder einer GPU-Beschleunigung, die auch für eine Umrechnung von 1080p-Material in Echtzeit ausreichen würde, gibt es erst als grosse Businesslösungen für acht oder mehr Festplatten. Diese sind für die meisten User wohl zu teuer. Nächstes Jahr wird sich das voraussichtlich ändern. Wer aber mehrere tausend Franken für einen AV-Receiver ausgibt, der ist vielleicht auch nicht abgeneigt, einen ebenso hohen Betrag in eine perfekte Serverlösung zu investieren.

Mit Fachwissen gegen den Tiefstpreis

Zusammengefasst sind gute NAS heute sehr benutzerfreundlich, leistungsfähig, stromsparend, preiswert, updatefähig, erweiterbar und beherrschen unzählige Funktionen. Hilfe findet der Benutzer nicht nur beim Hersteller, sondern ebenso in der Community. Dennoch gibt es diverse Teilbereiche, die für den Durchschnittskunden Beratung erfordern, was den Fachhändlern in die Hände spielt. Diese können mit entsprechendem Wissen einen Kunden zufriedenstellen und müssen so auch nicht jeden Tiefstpreis im Internet mitmachen. Händler mit UE- als auch IT-Fachwissen können hier brillieren.

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ejR8oTUz

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