Betriebswirtschaft für Fachhändler by Ruedi Haeny, Teil 3: Standortbestimmung

GPS für Unternehmer

Uhr | Aktualisiert
von Ruedi Haeny, Haeny Management Consulting

Die Landkarte in der Hand nützt wenig, wenn man nicht weiss, wo man sich befindet. Das gilt im übertragenen Sinn auch für selbstständige Unternehmer. Wer nicht weiss, wo er mit seinem Unternehmen steht, kann keinen Richtungswechsel vornehmen. Deshalb braucht eine Standortbestimmung, wer sein Unternehmen neu ausrichten will.

Pläne, die nicht umgesetzt werden, mögen allenfalls zu neuen Erkenntnissen führen, meist war im Rückblick das Erstellen derselben jedoch reine Zeitverschwendung. Also könnte man sich doch besser ums laufende Geschäft kümmern, das Planen anderen überlassen und damit viel Zeit sparen. Ihnen liegt jedoch die Zukunft Ihrer Firma am Herzen, daher werden Sie den anderen Weg gehen. Ihre Planung wird zielführend und landet nicht im Papierkorb, wenn zu Beginn eine genaue Standortbestimmung gemacht wird. Es geht darum herauszufinden, wie das Fundament beschaffen ist, auf dem weiter aufgebaut werden soll, welche Möglichkeiten zur Auswahl stehen und welche Voraussetzungen erfüllt sein müssen. Damit vermeiden wir, ins Blaue hinaus zu träumen und Luftschlösser zu bauen. Für ein strukturiertes Vorgehen bietet sich die Aufteilung in die vier Themenbereiche: eigene Situation, Möglichkeiten, Markt und SWOT-Analyse an.

Eigene Situation

Dazu stellen wir uns Fragen zur Familie, zu den Finanzen und zu uns selbst. Welchen Einfluss hat die familiäre Situation auf das Geschäft? Sind Eltern oder Geschwister beteiligt, müssen dereinst Anteile abgegolten werden, wie sind Erbschaften geregelt? Wie sieht es aus mit der Mitarbeit von Familienmitgliedern? Werden die Kinder einmal in den Betrieb einsteigen? Denken Sie aber auch an Themen wie Heirat, Trennung oder Scheidung und deren mögliche Auswirkungen auf die Firma. Auf der finanziellen Seite interessiert unter anderem das gewünschte Zieleinkommen, die Eigentumsverhältnisse, Ihre Risikofähigkeit und -bereitschaft. Es geht hierbei nicht nur um das Hier und Heute, sondern vor allem darum, was in 3, 4 oder 10 Jahren sein könnte. Auch Ihre ganz persönlichen Ansprüche sollen Bestandteil dieser Auslegeordnung sein. Dazu gehören das eigene Wissen und Können, Neigungen, aber auch Abneigungen, Ideen, Träume, Visionen. Und nicht vergessen: Wie viel und allenfalls wie lange wollen Sie arbeiten und wie viel Zeit  soll für Sie und die Familie oder für Hobbys übrig bleiben? Wenn bei all diesen Überlegungen Dinge auftauchen, die miteinander nicht vereinbar sind, ist ein wichtiges Ziel dieser Übung schon erreicht. Es liegt an Ihnen, die richtigen, das heisst für Sie passenden Prioritäten festzulegen.

Möglichkeiten

Erlauben es die finanziellen Voraussetzungen, in naher Zukunft zu expandieren oder ist eher eine Konsolidierung angezeigt? Bieten sich Möglichkeiten, ein anderes Geschäft zu übernehmen oder sich zu beteiligen? Soll eine Filiale eröffnet, der Standort optimiert oder können Partnerschaften eingegangen werden? Diese kleine Auswahl dient nur als Beispiel. Ihre persönliche Liste gilt es noch zu ergänzen mit den Voraussetzungen, die für eine Realisierung erfüllt sein müssen.

Markt

Eine gute Analyse des relevanten Marktumfelds hilft dabei, eine eigenständige erfolgversprechende Strategie zu entwickeln. Listen Sie die wichtigen Mitbewerber in Ihrem Einzugsgebiet auf. Wie beeinflussen diese Ihr Geschäft, wo unterscheiden sie sich? Was machen sie anders, besser oder weniger gut? Bleiben Sie dabei in Ihrer Beurteilung objektiv und halten Sie sich an Tatsachen. Wunschdenken und vorgefasste Meinungen helfen nicht weiter, wenn es später darum geht, mit welchen Produkten, Angeboten und Services Sie sich positionieren und von den Konkurrenten abheben wollen. Grossfläche oder Discounter heisst nicht einfach "schlechter", genauso wie Fachhandel nicht ohne weiteres mit "besser" gleichzusetzen ist. Nach dem Zusammentragen dieser Fakten und der dazugehörigen Gedankenarbeit besteht jetzt die Basis für eine solid abgestützte Planung. Komplettiert wird diese noch durch die SWOT-Analyse. Diese befasst sich unter anderem mit der Beurteilung von Stärken und Schwächen. Mehr darüber in Teil 4.

Persönlich

Ruedi Haeny ist lic. oec. HSG und begann seine berufliche Laufbahn in der Marktforschung und wechselte dann zu Marketing und Verkauf, wo er verschiedene leitende Positionen innehatte, zuletzt während 17 Jahren bei Philips Consumer Electronics. Er war aktiv im Vorstand des Swico und leitete die IG CE. Anfang 2012 gründete er die Haeny Management Consulting GmbH. Heute unterstützt er Firmen bei der Durchführung von Projekten und Schulungen und begleitet Fachhändler bei der Entwicklung und Umsetzung von Strategien.

www.haeny-consulting.ch

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