Im Gespräch mit Eric Tveter, CEO, UPC Cablecom

"Die Technologien der anderen rauben mir nicht den Schlaf"

Uhr | Aktualisiert
von Coen Kaat und Marc Landis, Chefredaktor

Seit dem 1. August 2014 haben die Schwesterunternehmen UPC Cablecom und UPC Austria mit Eric Tveter ­einen gemeinsamen CEO. Mit seiner 30-jährigen Branchenerfahrung soll er das Wachstum der beiden Unter­nehmen in der neuen Regionalorganisation der Liberty Global Gruppe vorantreiben. Im Gespräch mit CEtoday erklärt Tveter, was ihm am Status quo nicht passt, und wie er das Unternehmen verbessern will.

(Quelle: Netzmedien AG)
(Quelle: Netzmedien AG)

Sie sind seit August auch CEO der neuen Regionalorganisation Österreich und Schweiz. Haben Sie seither weniger Zeit für die Schweizer Belange? Oder anders gefragt: Wie teilen Sie Ihre Präsenz in den beiden Ländern auf?

Eric Tveter: Momentan verbringe ich jede Woche eineinhalb Tage in Österreich. Ich habe also immer noch genug Zeit für den Schweizer Markt. Schliesslich mache ich das Geschäft ja nicht allein. Ich habe in der Schweiz und auch in Österreich Management-Teams, die einen hervorragenden Job machen.

Warum war es nötig, die beiden Ländergesellschaften zusammenzulegen?

Es ist überall auf der Welt klar geworden, dass es im Medien- und Telko-Geschäft auf die Grösse ankommt. Österreich und die Schweiz sind ähnlich grosse Märkte. Es wird in beiden Ländern mehrheitlich deutsch gesprochen, und die Infrastruktur ist auf einem ähnlichen Stand. Insofern war es durchaus sinnvoll, das Unternehmen durch das Zusammenlegen unter einer Leitung zu stärken und so die Basis zu schaffen, um gemeinsam schneller zu wachsen. Und ich bin auch sehr zuversichtlich, dass wir unsere Marktposition damit weiter stärken werden. Es ist eine tolle Möglichkeit für das Unternehmen und auch für mich.

Und wo sind die Unterschiede zwischen dem Schweizer und dem österreichischen Markt?

Ich glaube, in der Schweiz sind wir etwas weiter mit der Entwicklung unserer Fernsehprodukte. In Österreich werden wir jetzt in die TV-Plattform investieren. Die Streaming-App Horizon Go etwa ist in der Schweiz bereits erhältlich – die Lancierung in Österreich sollte noch dieses Jahr erfolgen. Die Produktpaletten werden wir mit der Zeit noch aneinander angleichen, ohne dass wir dabei die Kundenwünsche aus den Augen verlieren. Unsere Vision ist es, Entertainment zu jeder Zeit und auf jedem Gerät zur Verfügung zu stellen und das auf der Basis der schnellsten und am besten ausgebauten Infrastruktur.

UPC Cablecom ist in der Schweiz weiterhin auf Wachstumskurs und hat im 2. Quartal einen Rekordumsatz erzielt. Was ist Ihr Erfolgsgeheimnis?

Wir haben erstens ein sehr starkes Führungsteam mit vielen verschiedenen Fähigkeiten. Zweitens stehen wir zu unserem Wort, wenn es ums Geld geht. Wir haben einen sehr grossen Betrag in das Netzwerk investiert. Wir sind die Nummer eins im Internet in der Schweiz. Unser Marktanteil wächst am schnellsten in unserem Abdeckungsbereich. Wir bieten zudem High-Speed-Internet in etwa 70 Prozent der Schweiz. Drittens investieren wir in unser Kundenerlebnis. Wir sind das einzige Unternehmen in der Schweiz, das auf diesem Gebiet so transparent ist. Wir publizieren die Zufriedenheit unserer Kunden auf unserer Website. Acht von zehn Feedbacks, die wir erhalten, sind positiv. Schliesslich konzen­trieren wir uns auch wirklich darauf, innovativ und bahnbrechend zu sein. Wir haben vor kurzem Myprime, eine umfassende Videothek im Abo-Modell, lanciert. Zudem verändern und verbessern wir unsere Produkte fortlaufend, um noch mehr Kundennutzen zu einem fairen Preis zu schaffen. Dazu gehört auch die Erhöhung der Datenübertragungsrate. Mehr als die Hälfte unserer Kunden nutzen High-Speed-Internet. Die Internetnutzung nimmt ebenfalls zu – jedes Jahr um etwa 30 Prozent. Wir investieren deswegen auch kontinuierlich in die Internetkapazitäten. Und wir haben dieses Jahr auch die Mobile-Dienstleistungen eingeführt. Was die Produktentwicklung betrifft, hatten wir also wirklich ein fantastisches Jahr.

Sie erwähnten vorhin den Kundendienst. Acht von zehn Feedbacks seien positiv ...

Natürlich wollen wir uns immer weiter verbessern. Und ich bin auch nicht zufrieden, dass wir gegenwärtig von unseren Kunden 8,2 von möglichen 10 Punkten erhalten. Ich strebe nach der Perfektion; ich will die 100 Prozent erreichen. Ich gebe mich nie mit dem Status quo zufrieden. Gleichzeitig sage ich aber auch, dass 8,2 von 10 Punkten einen sehr guten Wert darstellen.

Womit haben die 20 Prozent Ihrer Kunden Probleme, die negative Feedbacks geben?

Unsere Netzwerke sind sehr komplex. Und da kann schon einmal etwas schiefgehen und ein Dienst kurzfristig nicht zur Verfügung stehen. Von unseren Mitbewerbern ist übrigens auch keiner makellos. Wir arbeiten aber sehr hart und intensiv daran, dass unsere Services optimal laufen. Für mich ist im Zusammenhang mit Reklamationen vor allem die Frage wichtig, wie wir damit umgehen, wenn ein Kunde ein Problem hat. Wie gut sind wir erreichbar? Wie freundlich und sachkundig ist der Support? Ich kann nicht sagen, dass wir perfekt sind. Aber wir streben danach. Manche Erwartungen an uns sind aber auch unerfüllbar.

Kurz vor dem Eintritt von Netflix hat UPC Cablecom Myprime aus dem Hut gezaubert ...

Wir haben den Plan schon letztes Jahr gefasst, bevor wir wussten, dass Netflix kommt. Wir mussten uns aber dann doch ein wenig sputen, um Myprime noch vor ihnen auf den Markt zu bringen. So waren wir rechtzeitig für die Hauptverkaufssaison. Das dritte und vierte Quartal ist immer das stärkste.

Warum hat es so lange gedauert, Myprime zu lancieren?

Verhandlungen mit den Studios! Es braucht Zeit, diese Deals mit den Studios auszuhandeln. Nicht nur in Hollywood. Das ist aber auch einer der Vorteile von UPC Cablecom, ein Teil von Liberty Global zu sein. Wir haben sehr gute Beziehungen, unter anderem zu Disney. Den President of Distribution von Disney, Ben Pyne, kenne ich schon seit über einem Jahrzehnt. Wir haben 2005 in England schon über ein solches Projekt gesprochen. Nun, Jahre später, haben wir unser Produkt zusammengestellt. Wir haben aber auch Inhalte vom SRF und unsere selbstproduzierten Inhalte im Sortiment. Wir suchen kontinuierlich weiter nach neuen Anbietern, die wir in naher Zukunft in unseren Katalog aufnehmen können.

Wann können Kunden von UPC Cablecom in Ultra-HD fernsehen? 4K?

Das ist eine Möglichkeit, die wir uns überlegen. Es gibt momentan einfach noch nicht viele Inhalte in diesem Standard.

Wie sieht die weitere Expansionsstrategie von UPC Cablecom in der Schweiz aus?

Wir haben zwei Modelle. Einerseits wachsen wir durch Übernahmen, andererseits ist flexibles Wachstum auch durch unser Partnernetzwerk möglich. Mit der Übernahme des Kabelnetzbetreibers Komtech haben wir die grösste Übernahme abgeschlossen, seit Liberty Global in UPC Cablecom investiert hat. Wir wollen auch weiterhin Kabelnetzbetreiber kaufen, die unsere Abdeckung sinnvoll ergänzen. Dank unseres Partnernetzwerks haben wir auch eine gute Alternative zu Übernahmen. So vertreiben unsere Partner unsere Produkte auf ihren Netzwerken mit einem gemeinsamen Branding. Im Grossraum Basel haben wir etwa eine gute Beziehung zu EPL. Nun können wir eventuell auch in Österreich das Gleiche tun wie hier in der Schweiz.

Es gibt noch eine dritte Möglichkeit: Sie könnten Ihre eigenen Netzwerke ausbauen.

Das tun wir auch. Aber in der Regel pflegen wir ein sehr kooperatives Verhältnis zu anderen Kabelnetzbetreibern. Die meisten von uns haben gemeinsame Interessen und machen auch bei Swisscable mit. Unsere Partnerbeziehungen sind sehr positiv, und wir freuen uns darauf, weiterhin auf diese Weise zusammenzuarbeiten. Mit Swisscom haben wir ja auch einen gemeinsamen Konkurrenten. Wie wir effektiv gegen sie antreten, vereint uns alle.

Was wären noch gute Ergänzungen zu Ihrem Geschäft?

Wir verfügen über moderne, leistungsfähige Produkte und einen sehr guten Kundenservice. Wir sorgen für ein ausgezeichnetes Kundenerlebnis. Wir werden auch weiterhin da­ran arbeiten, dieses zu verbessern. Ich fühle mich aber schon sehr wohl auf dem Stand, den wir heute haben. Wir werden Docsis 3.1 weiterentwickeln. Wir wollen die gesamte Bandbreite erhöhen. Unser Netz hat aber schon jetzt eine Kapazität von fast 5 Gigabit. Das liegt daran, dass wir eigentlich zwei pa­rallele Netzwerke betreiben: unser Internet- und unser Kabelnetzwerk. Deswegen leidet bei unseren Kunden auch nicht die Internetgeschwindigkeit, wenn sie fernsehen. Bei unserer Konkurrenz ist das ja der Fall. Wir investieren aber weiterhin in unser Netz, damit wir mit den wachsenden Ansprüchen Schritt halten können. All diese Technologien der anderen Anbieter rauben mir ehrlich gesagt nicht den Schlaf. Wir sind die Nummer eins in der Schweiz, weil wir sehr hohe Übertragungsraten haben. Mit dieser Positionierung sind wir sehr zufrieden.

Haben Sie keine Angst, dass Ihr Netz irgendwann zu langsam sein wird im Vergleich zu Ihren Glasfaser-Konkurrenten?

Nein, da mache ich mir überhaupt keine Sorgen. Wir investieren weiterhin in die Entwicklung unserer Technologien. Unsere Methode ist zudem sehr viel kosteneffizienter. Es ist für uns sehr viel billiger, ein Megabit an Bandbreite hinzukriegen, als für unsere Mitstreiter.

Wie sehen Sie die Entwicklung Ihres Geschäfts in den nächsten 12 Monaten?

Ich gehe davon aus, dass wir in den kommenden Monaten und in das nächste Jahr hinein weiterhin wachsen werden. Wir fokussieren uns sehr stark auf die Verbesserung unserer Produkte. Dies wird uns erlauben, in naher Zukunft weiterhin erfolgreich zu bleiben.

Persönlich:

Eric Tveter kann auf eine 30-jährige Erfahrung in der Kabelbranche zurückblicken. Im Laufe seiner Karriere war er unter anderem für Time Warner Cable, Comcast und Telewest in verschiedenen Managementpositionen tätig. Die Zusammenlegung von UPC Cablecom und UPC Austria ist für ihn quasi eine kleine Heimkehr. In den 90er-Jahren wohnte er bereits für kurze Zeit mit seiner Familie in Österreich. Nun wieder mehr Zeit dort zu verbringen, ist für ihn ein Grund zur Freude. Neben der Arbeit sucht er mit Yoga den Ausgleich.

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