Die Definition des Smarthome
Die Branche tut sich schwer mit der Definition des Smarthome. Während es früher noch klar war, dass Smarthomes Zukunftsvisionen oder Musterhäuser sind, sind sie heute so allgegenwärtig, dass es Zeit wird, einen neuen Definitionsversuch zu wagen.
Das Smarthome: Was für eine tolle Projektionsfläche. Jeder ist mittlerweile Experte zum Thema, und sogar die IT-Distributoren in der Schweiz vertreiben Komponenten dafür. Das sind alles Zeichen, dass sich das Engagement der GNI nun auszahlt, die den Trend zum Smarthome in den letzten 18 Jahren in der Schweiz konsequent gefördert hat.
Am ersten Smarthome-Kongress 2000 in Zürich, der noch "Home Electronic Kongress" hiess, hielt ich ein Referat über die Steuerung und Vernetzung der Häuser über das Internet. Die Produkte, welche die Basis für den Vortrag bildeten, stammten von der Firma JNet Systems aus Ruswil. Diese Firma gibt es heute leider nicht mehr, die Vernetzung des Smarthomes aber immer alltäglicher.
Doch was genau macht ein Smarthome aus?
Fragen wir jemanden aus dem Bereich Heizung, ist ein Smarthome natürlich dann eines, wenn sich die Heizung über das Smartphone steuern lässt. Er betrachtet die Sache also rein technisch. Gleiches gilt, wenn wir mit jemanden aus der Telekombranche sprechen. Für ihn ist ein Smarthome ein Haus, das über einen Glasfaseranschluss verfügt und in dem über dasselbe Gerät TV geschaut, Musik gehört und auch telefoniert, beziehungsweise über das Smartphone und das Tablet gesurft werden kann. Jeder liefert jeweils nur Segmentbetrachtungen und orientiert sich stets an der Technik und weniger am Nutzen der Kunden, die im Smarthome ihr Leben verbringen.
Qualität und Sicherheit als wichtige Kriterien
Es gibt auch viele Smarthome-Lösungen, die per Plug und Play in die bestehende Elektroinstallation eingestöpselt werden können. Solche adapterbasierten Systeme sind für mich nicht unbedingt Smarthome-Lösungen, weil sie baulich und softwarebedingt keine nachhaltige, längerfristige Investition darstellen. Die Lebensdauer und die Qualität sind zumindest bei einigen dieser Lösungen nicht so ausgelegt, dass sie auch nach 15 Jahren noch funktionieren.
Zudem gilt es zunehmend, das Thema Security zu betrachten. Denn sind die Geräte mit dem Web vernetzt, bieten sie auch immer eine Angriffsfläche für kriminelle Handlungen. Viele cloudbasierte Lösungen müssen ständig mit dem Internet verbunden sein und liefern unsere, auch intimen Daten von den Raumtemperaturen bis zu den CO2-Werten frischfröhlich an die Plattformen der Betreiber. Diese können daraus jederzeit Schlüsse über die Nutzung der Räume ziehen. Und damit nicht genug … Amazon hört mit, Google auch, und neuerdings will auch Apple wissen, was wir im Alltag so sagen. Dafür bieten sie mir den Vorteil, dass ich mein Smarthome per Sprache steuern und meine Puppenstube online bestellen kann.
Das Smarthome ist ein "Gesamtkunstwerk"
Das Smarthome sollte etwas sein, das individuell geplant wurde und das der Installateur für sich beanspruchen kann. Die Definition des Smarthome muss deshalb das Element der professionellen Installation beinhalten. Und diese basiert auf den realen Bedürfnissen der jeweiligen Bauherrschaft. Daraus ergibt sich, welche technische Ausstattung erforderlich ist und wie sie vernetzt werden muss. So können die Heizung oder der Glasfaseranschluss durchaus ein Bestandteil der geforderten Lösung sein, zu einem Smarthome machen sie das Haus aber erst, wenn sie nicht als Einzellösung, sondern als System zusammen funktionieren.
Ein Smarthome lässt sich folgendermassen definieren:
"Ein Smarthome erfüllt die individuellen, durch einen Fachmann evaluierten Bedürfnisse der Bauherrschaft an die Gebäudesystemtechnik. Die Anlage ist professionell geplant und installiert. Sie umfasst mindestens drei Gewerke wie etwa Heizung, Jalousie, Licht, Sicherheit, Multimedia, Kommunikation, die basierend auf einem einheitlichen Grundsystem umgesetzt werden. Wird das Smarthome mit dem Internet verbunden, sind entsprechende Sicherheitsmassnahmen nach Stand der Technik zu ergreifen."
Diese Definition grenzt die Dienstleistungen der professionellen Smarthome-Integratoren deutlich von den Plug-and-Play-Lösungen ab. Sie zeigt klar, dass eine erfolgreiche Smarthome-Lösung professionell geplant und installiert werden muss. Dass solche Lösungen auf beiden Seiten etwas mehr Investitionen erfordern, als Nullachtfünfzehn-Lösungen aus dem Warenhaus, versteht sich von selbst. Vor allem im Neubau sind sie zu bevorzugen, denn dadurch ist auch der Service nach der Installation gewährleistet.
Das zweite zentrale Element der Definition ist, dass der Installateur die Bedürfnisse der Bauherrschaft erkennt, evaluiert und darauf eingeht. Um den Kunden fachgerechte, adäquate Lösungen anbieten zu können, muss sich die Branche konsequent weiterbilden. Hier ist immer noch Potenzial vorhanden. Das ist doch Motivation genug, sich professionell auf den Weg zu machen.