Was Grossgerätehersteller tun, um lieferfähig zu bleiben
Auch der Markt für Haushaltsgrossgeräte bleibt von Lieferschwierigkeiten und Komponentenmangel nicht verschont. Hinzu kommt, dass Konsumentinnen und Konsumenten von Geräten wie auch von Herstellern Nachhaltigkeit erwarten. Einen genaueren Einblick in den Markt gibt Yvonne Fischer von V-Zug.
Wie sieht der Schweizer Markt für Haushaltsgrossgeräte momentan aus?
Yvonne Fischer: Während der letzten beiden Jahre - das heisst seit Ausbruch der Coronapandemie – haben Kundinnen und Kunden stark ins Eigenheim beziehungsweise in Objekte investiert. Die Nachfrage nach Haushaltsgrossgeräten ist deshalb gross. Der Schweizer Markt ist aufgrund der Preispositionierung ausserdem sehr attraktiv für ausländische Hersteller, weshalb das Angebot hierzulande stetig wächst und neue Marken eingeführt werden.
Wie stark beeinflussen Verzögerungen in der Lieferkette und der Komponentenmangel den Markt?
Der Mangel an Elektronikkomponenten wie Chips, Kabelbäumen usw. führt zu zwei Effekten: längere Lieferzeiten und höhere Einkaufspreise. Beide Faktoren wirken sich auch auf Käufer aus und beeinflussen deren Entscheidung zunehmend. Im Ersatzgeschäft, wenn also ein Gerät dringend ausgetauscht werden muss, wie auch im Objektgeschäft bei neuen Mietern kann man auf die Verfügbarkeit oft keine Rücksicht nehmen, sondern braucht schnelle Lösungen. Um möglichst lieferfähig zu bleiben, kaufen Hersteller deshalb bei neuen Quellen und zum Vielfachen des üblichen Preises ein. Hersteller geben diese Kostenerhöhungen nicht vollumfänglich aber teilweise über höhere Preise weiter. Wer nicht bereit ist, höhere Preise zu zahlen, verschiebt Investitionen oder sucht sich günstigere Modelle und Anbieter.
Welche technischen Trends prägen den Markt?
Die technische Entwicklung schreitet in schnellem Tempo voran und dabei sind verschiedene Trends zu beobachten. Automatisierte Abläufe, um bedenkenlos perfekte Ergebnisse zu erreichen, sind einer davon. In Backöfen zum Beispiel kommen immer häufiger Kamerasysteme zur Steuerung des Garprozesses zum Einsatz. Generell bekommt das Design des Geräts, aber auch der Nutzerschnittstelle immer mehr Aufmerksamkeit, um die Bedienung und Integration in die individuelle Küche so einfach wie möglich zu machen. Ein anderer wichtiger Trend ist und bleibt Nachhaltigkeit. Für deren Bewertung reicht eine Betrachtung der CO2-Bilanz des Geräts längst nicht mehr aus. Das Thema ist viel breiter gefächert, fängt bei den Materialien an, die in den Geräten verbaut werden, geht über einen möglichst ressourceneffizienten Betrieb, und schliesslich immer mehr in Richtung Kreislaufwirtschaft. Dies beflügelt auch die Entwicklung intelligenter Software. Da auch das Umweltbewusstsein in der Gesellschaft immer stärker wird, können wir als Hersteller aber auch Themen wie Food-Waste-Vermeidung unterstützen.
Wie beeinflusst das Thema Nachhaltigkeit den Markt?
Sehr stark. Das Nachhaltigkeitsbewusstsein der Kundinnen und Kunden wächst allgemein, was das Thema weiter beflügelt. Da unsere Geräte den Alltag begleiten, sind die Erwartungen entsprechend gross.
Wie sind die Aussichten für die nächsten ein bis zwei Jahre?
Prognosen sind in der aktuellen Marktlage relativ schwierig, da wir kaum abschätzen können, wie sich etwa die Coronapandemie oder auch der Krieg in der Ukraine weiterentwickeln. Trotzdem sind wir zuversichtlich, dass die starke Nachfrage nach unseren Geräten anhalten wird. Sowohl Konjunkturprognosen wie auch die Hochbauprognose für die Schweiz bleibt vorläufig positiv. Wir rechnen mit steigender Komponentenverfügbarkeit ab 2023, was auch wieder einen positiven Effekt auf kürzere Lieferzeiten und Preise haben dürfte.
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