Die Aufspaltung naht

K(l)eine Veränderungen bei HP Schweiz

Uhr | Aktualisiert

HP wird sich im November in zwei Firmen aufteilen. Was bedeutet das für den Standort Schweiz? Zunächst nicht viel. Doch für die heutige PPS-Gruppe könnte die Aufspaltung den Beginn für weiteres Wachstum einläuten.

Im November ist es soweit: Dann entstehen aus dem IT-Konzern HP die beiden Unternehmen Hewlett Packard Enterprise und HP Inc. Beide Firmen bleiben Branchengrössen mit mehreren Milliarden US-Dollar Jahresumsatz. Hewlett Packard Enterprise wird rund 58 Milliarden Dollar Jahresumsatz erwirtschaften und HP Inc. 57 Milliarden Dollar.

Was bedeutet die Aufspaltung für das Schweizer PC- und Drucker-Geschäft von HP? Darüber informierte in einem Redaktionsgespräch Adrian Müller, designierte Landeschef von HP Inc. Aus der Sparte Printing and Personal Systems der bestehenden Hewlett-Packard Schweiz GmbH wird laut Müller die HP Schweiz GmbH. Ansonsten werde sich für Partner und Kunden praktisch nichts ändern. Auch das Logo bleibe bei HP Inc. Eine Marke die laut Müller über 15 Milliarden Dollar wert ist. Im letztjährigen Brandranking des Unternehmensberaters Brand Finance wurde HPs Markenwert gar auf 19,8 Milliarden Dollar taxiert.

Gleiche Adresse

Das Team der HP Schweiz GmbH wird sich den Standort mit den Kollegen der ehemaligen Enterprise-Sparte teilen. Das erleichtert auch die Kommunikation. Etwa bei der Betreuung gemeinsamer Kunden. Das Gros der Kunden aber - laut Müller derzeit rund 80 Prozent - würden weiterhin von den Partnern und Fachhandel bedient, stellte der künftige Landeschef klar.

Selbst im Geschäft mit grossen Kunden würden Partner miteinbezogen, da umfangreiche Geräte-Rollouts nur mit Hilfe von lokalen Partnern ausgeführt werden könnten.

Zukunftsgeschäft Enduser Workplaces

Angeboten werden den Kunden von HP Schweiz Produkte und Services aus den Bereichen Printing und Personal Systems. Ein grosses Thema sei das Geschäft mit sogenannten Enduser Workplaces. PC-Arbeitsplätze, die auf monatlicher Abrechnungsbasis vermietet werden. Ein Trend der sich vom Geschäft mit grossen Unternehmen allmählich auf den KMU-Markt ausdehne. "Darin sehen wir die Zukunft", betonte Müller.

Zur Zukunft des Arbeitsplatzes gehört ein glänzendes Aluminiumgehäuse mit einem berührungsempfindlichen Bildschirm. Das Spectre x360 ist ein Ultrabook mit dem HP Inc. Unternehmenskunden und Consumer gleichermassen ansprechen möchte.

Anstatt wie bisher komplett getrennte Produktlinien zu produzieren, soll es künftig eine geben. Dennoch wird es Unterschiede geben. Bei den Consumer-Varianten verzichtet HP Inc. auf Funktionen, die für Unternehmenskunden wichtig sind. Hierzu zählen etwa Core-i-Chips von Intel mit eingebauten Sicherheitsfunktionen.

Drucker weiterentwickeln

Auch im Druckergeschäft will HP weiterhin als Marktführer den Takt vorgeben. Bei den Laserdruckern arbeitet der Hersteller an effizienteren Modellen. Das Unternehmen präsentierte kürzlich in Frankfurt neue Tonerkartuschen. Deren Pigmente einen niedrigeren Schmelzpunkt als andere besitzen. Das soll Energie beim Aufwärmen des Geräts vor dem Druckvorgang sparen.

Einen weiteren Ansatz verfolgt HP mit Tintenstrahlern deren Druckköpfe die gesamte Blattbreite abdecken. Mit der Technik kann HP Hochleistungsdrucker anbieten, als Ersatz für Laserdrucker. Bei der Tintenstrahltechnik muss kein Toner aufgewärmt werden. Das spart Strom und Geld. Darüber hinaus fällt kein Tonerstaub an. HP ist in diesem Umfeld aber nicht der einzige Anbieter. Auch der japanische Hersteller Brother bietet vergleichbare Technik an. Beide Firmen adressieren Unternehmenskunden.

Surfen auf den drei Erfolgswellen

HP Inc. wird künftig von CEO Dion Weisler geleitet. Nach seiner Philosophie verfolgt HP Inc. eine Strategie der drei Wellen: Kapitalisieren, Antizipieren und Kreieren.

Die erste Welle entspricht der Produktion und der Vermarktung von PCs, Druckern und weiterer aktueller Lösungen aus dem Sortiment. In der zweiten Welle will HP Inc. neue Produkte für zukünftige Märkte lancieren. Ein Thema seien 3-D-Drucker. Diese will HP nächstes Jahr auch in die Schweiz bringen. "3-D-Drucker werden die Industrie verändern", sagte Müller. Mit Hochleistungsgeräten wie sie HP auf den Markt bringen will liessen sich Lieferketten und somit die Logistik verschiedenster Gewerbe auf den Kopf stellen. Anstatt eine Stückzahl eines Bauteils bei einem Auftragsfertiger in China zu bestellen, könnte auch eine vergleichbare Menge in der Schweiz gedruckt werden.

Ein weiteres Thema ist der Bereich Large Format Printing. HP Inc. bietet wie etwa Ricoh oder Canon Digitaldruckmaschinen an. Diese werden heute selbst von Zeitungen genutzt. So druckt der Walliser Bote seit April seine Tageszeitung auf einer Digitaldruckmaschine von HP.

Mit der Drucktechnik liessen sich künftig auch personalisierte Ausgaben erzeugen, sagte Müller. Die Zeitung einmal mit und einmal ohne den Sportteil wäre denkbar. Ein weiteres Geschäftsfeld ist Digital Packaging. Dazu gehören etwa die Beschriftungen der Cola-Flaschen mit Namen. Die Beispiele Müllers zeigen vor allem eines: Man sollte HP Inc. nicht nur als PC- und Drucker-Lieferant mit Unternehmen als Kunden betrachten. Obwohl nicht Enterprise im Namen steht, wird sich auch HP Inc. mit komplexer und industrieller Technik beschäftigen.

Aus dem Schatten herauslösen

Bei Events wie der Hausmesse Discover in Barcelona konnte man als Besucher den Eindruck erlangen, als seien die Produkte der PPS-Gruppe eher Beiwerk für die grossartigen Server, Storage und Software-Lösungen. Die ehemalige PPS-Gruppe und künftige HP Inc. kann ab November neue Wege beschreiten.

Die Abspaltung könnte HP Inc. helfen, aus dem Schatten der Enterprisesparte herauszutreten. Mit Erfolgen bei neuen technischen Ansätzen wie dem 3-D-Druck könnte das gelingen.

Dennoch wird HP Inc. besonders im hart umkämpften PC- und Druckergeschäft die Marke aktiv bewerben müssen. Besonders im Consumer-Umfeld dürfte dies wichtig sein, wo Marketing in sozialen Netzwerken eine bedeutende Rolle spielt. Dessen ist sich auch Müller bewusst und hat bereits entsprechende Pläne in der Schublade.

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