Maschine für die Tomatenernte

EPFL-Forschende lassen ChatGPT einen Roboter bauen

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von René Jaun und msc

Forschende der EPFL haben mit Hilfe von ChatGPT einen Roboter entwickelt. Dabei entwarf die künstliche Intelligenz nicht nur das Design und den Steuerungscode, sondern definierte auch sein Einsatzgebiet: die Tomatenernte.

(Source: © CREATE Lab/EPFL)
(Source: © CREATE Lab/EPFL)

ChatGPT hat schon vieles vollbracht: Programme geschrieben, Gedichte verfasst, Websites designt – und nun hat die künstliche Intelligenz (KI) auch einen Roboter entwickelt. Hinter dem Projekt stehen Forschende der ETH Lausanne (EPFL), die unlängst das Resultat ihrer Arbeit in "Nature Machine Intelligence" vorstellten: einen Roboter zur Tomatenernte.

Von der Idee bis zum Steuerungscode

Dabei definierte ChatGPT so ziemlich alles, angefangen beim Zweck der zu entwickelnden Maschine, wie der Mitteilung der EPFL zu entnehmen ist: Demnach starteten die Forschenden ihr Experiment damit, dass sie sich mit dem Large-Language-Model (LLM) über zukünftige Herausforderungen für die Menschheit unterhielten. Dabei habe man die robotergestützte Ernte als eine Lösung für die Herausforderung der globalen Nahrungsmittelversorgung identifiziert. Danach folgten konkretere Fragen wie: "welche Eigenschaften sollte ein Ernteroboter haben?"

Auf diese Weise gelangten die Forschenden und die KI zu einer grundlegenden Produktidee: einem motorgetriebenen Greifer zum Ernten reifer Tomaten. Darauf stellten sie dem LLM spezifischere Fragen zum Aussehen eines solchen Greifers sowie zu den dafür benötigten Materialien. Auch den Programmcode für die computerisierte Steuerung entwarf ChatGPT, wie es in der Mitteilung heisst.

In der zweiten Phase stand dann die Umsetzung der Vorschläge in der reellen Welt an: Dazu gehörte die Verfeinerung des vom LLM generierten Codes, die Herstellung des Geräts und die Fehlersuche in seiner Funktionsweise.

Der Roboter bei der Arbeit

Der Roboter bei der Arbeit (Source: © 2023 Adrien Buttier / EPFL)

Kreative Kontrolle bleibt beim Menschen

"Obwohl es sich bei ChatGPT um ein Sprachmodell handelt und die Codegenerierung textbasiert ist, lieferte es wichtige Erkenntnisse und Intuition für das physische Design und zeigte großes Potenzial als Resonanzboden, um die menschliche Kreativität anzuregen", lässt sich Josie Hughes, Leiter des Computational Robot Design & Fabrication Lab an der EPFL School of Engineering, zitieren.

"Während Computerberechnungen bisher vor allem dazu dienten, Ingenieure bei der technischen Umsetzung zu unterstützen, kann ein KI-System zum ersten Mal neue Systeme konzipieren und damit kognitive Aufgaben auf hoher Ebene automatisieren. Dies könnte zu einer Verlagerung menschlicher Aufgaben auf technischere Aufgaben führen", ergänzt EPFL-Doktorand Francesco Stella. Laut den Forschenden könnte KI künftig auch dabei unterstützen, Designprozesse zu verfeinern und technische Inputs liefern. Die kreative Kontrolle würde dabei beim Menschen verbleiben.

In jedem Fall müsse vorsichtig geprüft werden, wie und wann KI angewendet werde, ermahnen die Forschenden und weisen auf mögliche Probleme hin, etwa im Bereich der Plagiate oder der verzerrten Wahrnehmung. Dazu sagt Hughes: "In unserer Studie nannte ChatGPT Tomaten als die Kultur, für die es sich am meisten lohnt, einen Ernteroboter einzusetzen. Dies könnte jedoch auf Kulturen zurückzuführen sein, über die in der Literatur mehr zu lesen ist, als auf solche, für die ein echter Bedarf besteht. Wenn Entscheidungen ausserhalb des Wissensbereichs des Ingenieurs getroffen werden, kann dies zu erheblichen ethischen, technischen oder sachlichen Fehlern führen."

Der Einsatz von Diensten wie ChatGPT könnte auch im Gesundheitswesen ebenso hilfreich wie folgenschwer sein. Welche Rolle generative KI in der Medizin spielen kann und wo die entsprechenden Chancen und Risiken liegen, lesen Sie im Netzwoche-Interview mit Alex Geiger von der Klinikgruppe Hirslanden.

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