Mystery-Shopping: "Kameras sind ganz schön kompliziert"
Wie berät der Handel zu Systemkameras? Was hat sich im Vergleich zur letzten Mystery-Tour zu diesem Thema vor anderthalb Jahren getan? Erika M. machte den Praxistest und besuchte den Handel.

Es schneite. Die passionierte Amateurfotografin Erika M. hatte es sich im Wohnzimmer neben dem Kamin gemütlich gemacht und beobachtete das Schneegestöber in wohlig-warmer Atmosphäre. "Das wäre ein tolles Fotomotiv", sagte sie zu sich und erkannte, dass ihr noch immer die passende Kamera für die nächsten Ferien fehlte.
Vor gut anderthalb Jahren bereits ging die Freundin von Mystery-Shopperin Astrid T. einmal in Begleitung von "CEtoday" auf Einkaufstour. Systemkameras faszinieren sie, sie sieht die Gattung als perfekte Kombination aus Kompakt- und Spiegelreflexkamera – leicht und trotzdem leistungsstark. Was ist in den letzten eineinhalb Jahren seit der letzten Shopping-Tour geschehen?
Damals nahmen sich manche Verkäufer viel Zeit und erklärten ihr technische Details, andere waren kurz angebunden oder zeigten fast keine Fachkompetenz. Auch unter den Kameras kristallisierte sich kein deutlicher Sieger heraus. Weil beim letzten Mal aber mehrere Onlinehändler zum Gang in den Laden rieten, versuchte sie es nun gar nicht erst im Web. Eine Kamera muss man vor dem Kauf testen, fand die nunmehr erfahrene Mystery-Shopperin und versuchte ihr Glück diesmal bei Interdiscount, Media Markt, Fust, Melectronics und zwei Foto-Fachhändlern.
Interdiscount
Zuerst wollte Erika zu Interdiscount, weil sie dort letztes Mal ein kompetenter Verkäufer empfing. Auch diesmal fing das Gespräch vielversprechend an. Auf Erikas Anfrage nach einer kompakten, aber guten Kamera erkundigte sich der sehr junge Verkäufer, wofür sie diese brauche. Er zeigte ihr Kompaktkameras, fing dann aber an, die Informationsschilder zu vergleichen. Erika tendierte eher zu einer Systemkamera, worauf der Verkäufer zur Nikon 1 zum Aktionspreis von 350 Franken riet. "Die ist sehr bekannt unter den Systemkameras", meinte er. Sie biete zwar weniger Megapixel als etwa die doppelt so teure Sony Alpha 6000, "falls Sie aber nicht gerade ein Poster ausdrucken, reichen 14 Megapixel völlig aus".
Erika war unschlüssig, was der Verkäufer bemerkte und anbot, ihr eine Kopie des Datenblatts mitzugeben. Viel lieber wäre ihr aber gewesen, mehr über die Kamera zu erfahren und diese auch in die Hand einmal gedrückt zu bekommen.
Media Markt
Etwas enttäuscht ging Erika weiter zu Media Markt, wo sie einige Zeit warten musste, da alle Verkäufer besetzt waren. Deshalb inspizierte sie das Systemkamera-Sortiment erst einmal auf eigene Faust. Ihr Blick fiel auf ein Bundle, bestehend aus Samsung NX1, Samsung-Tablet und Photoshop Lightroom 5 für rund 430 Franken. Als sie einen freien Verkäufer antraf, wollte sie wissen, ob die Kamera im Bundle auch etwas tauge. "Für den Preis ist es ein sehr gutes Angebot", meinte dieser und wich auch nicht von seinem Standpunkt ab, als Erika Bedenken hegte, ob nicht ein anderes Gerät besser sei. "Der Preis ist unschlagbar", legte er nach und verabschiedete sich auch schon wieder. Erika war perplex, sie kannte die Samsung-Kamera nach dem "Verkaufsgespräch" kein bisschen besser. Kurioserweise hat man ihr auch letztes Mal im Media Markt zum Samsung-Bundle zum Tiefpreis geraten.
Melectronics
Mit der Hoffnung auf Besserung ging Erika zu Melectronics, wo sie von einer Verkäuferin angesprochen wurde, die sich sogleich erkundigte, welche Kameras sie denn bisher nutze. Als Erika ihr Spiegelreflex-Modell Sony Alpha 55 erwähnte, riet die Verkäuferin zur Systemkamera Sony Alpha 5000, weil sie bei dieser die alten Objektive nutzen könne. Die Brennweite des Standardobjektivs biete nun mal nicht viel Spielraum. Dafür brauche Erika aber einen Adapter. Während die Verkäuferin Details wie den aufklappbaren Blitz erwähnte, suchte sie am PC nach einem passenden Adapter. Erfolglos. "Ich finde keinen im System", entschuldigte sie sich. "Dafür müsste ich bei der Serviceabteilung nachfragen. Bei Canon gibt es so etwas aber." Erika bedankte sich und versuchte es bei der nächsten Station.
Fust
Im Ladengeschäft von Fust waren nur wenige DSLRs und kompakte Kameras ausgestellt, obwohl der zu Hilfe gerufene Verkäufer meinte, eine Systemkamera an Lager zu haben. Er durchwühlte erfolglos mehrere Verpackungen, gab die Suche fluchend auf und durchstöberte gemeinsam mit Erika den Fust-Onlineshop. Er entschuldigte sich: "Ehrlich gesagt, kenne ich mich nicht so gut aus mit Kameras. Die sind ganz schön kompliziert." Er habe aber gute Erfahrungen mit Sony und Panasonic gemacht. Gerade Panasonic habe "extrem Gas gegeben in dem Bereich". Sein Kollege nebenan meinte, er besitze ebenfalls eine Panasonic-Kamera und die sei nur zu empfehlen. "Panasonic macht viel stabilere Gehäuse als alle anderen, die gehen nicht kaputt", bemerkte der Kollege. Beide rieten ihr zur GX7 oder G6 von Panasonic, mit dem Verweis, Erika solle sich im Fust-Onlineshop weiter schlaumachen.
1. Foto-Fachhändler
Erika versuchte es aber weiter beim Fotospezialisten, wo viele Kunden anwesend waren. Einer druckte gerade Ferienbilder aus, ein anderer liess sich porträtieren. Trotzdem wartete Erika nicht lange, bis sie ein Verkäufer begrüsste. Dieser meinte, Sonys Alpha 6000 sei aufgebaut wie eine Spiegelreflexkamera und derzeit die beste Systemkamera im halbprofessionellen Segment mit Stärken in allen Bereichen. "Sozusagen der Allrounder", bemerkte er. Zudem biete sie den "schnellsten Autofokus, der momentan in einer Kamera verbaut ist." Erika erinnerte sich an den Adapter für ihre alte Sony-Spiegelreflexkamera. "Den gibt es", versicherte der Verkäufer, bemerkte aber, dass er mit integriertem Autofokus bis zu 500 Franken kosten könnte. "Dann wäre eine aktuelle Sony-Spiegelreflexkamera vielleicht die bessere Alternative", meinte er.
2. Foto-Fachhändler
Erika bedankte sich und ging zu einem weiteren Spezialisten. Auch hier waren wieder sehr viele Kunden anwesend und auch hier wurde sie trotzdem sehr schnell bedient. Eine junge Verkäuferin stellte ihr das Trio Nikon 1V2, eine weitere Systemkamera von Olympus und auch eine Kompakte von Fujifilm vor. Sie nahm sich viel Zeit, gab ihr die Kameras zum Ausprobieren in die Hand und erklärte Funktionen oder die verschiedenen Sensorvarianten anhand einer Vergleichsliste. Die Verkäuferin riet Erika, sich gut zu überlegen, ob sie wirklich eine Systemkamera wolle, die sie mit weiteren Objektiven ergänzen könne. Denn die Kompakte von Fujifilm, deren Bezeichnung Erika entfallen ist, sei sehr lichtstark. Für ähnliche Ergebnisse bräuchte Erika ein sehr gutes Objektiv, was ihr einleuchtete. Mitten ins Verkaufsgespräch platzte ein älterer Verkäufer, wahrscheinlich der Chef, und meinte, dass sie auch Occassionen hätten, falls der Preis ein Problem wäre. Diesen erwähnte die Verkäuferin aber mit keinem Wort. Vielmehr munterte sie Erika zum Ausprobieren aus und schwärmte von technischen Details. Zum Schluss empfahl sie eine Ausleihe. Dann könne sie sich vor dem Kauf von der Qualität der Kamera überzeugen, die Miete werde an den Verkaufspreis angerechnet.
Fazit
Erika verliess den Fotospezialisten hochzufrieden. Genau so sollte eine Verkaufsberatung bei Fotokameras ausfallen, dachte sie sich. Auch diesmal verlief die Mystery-Shopping-Tour mit Höhen und Tiefen, begeisternden und kurz angebundenen Verkäufern. Der Fachhandel konnte diesmal vollauf mit seiner Kompetenz überzeugen, während andere offen zugaben, wenig über das Thema zu wissen. Kaufen würde sie wohl eine Sony Alpha 6000 oder ein Modell von Panasonic, sollte es eine Systemkamera sein. Da ist sie sich aber gar nicht mehr so sicher. Sie will zuerst eine gute Kompakte beim Fachhändler ausleihen.

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