Dario Casari spricht über die Reorganisation von Samsung Schweiz
Samsung Schweiz hat die internen Verantwortlichkeiten neu geregelt. Sales Director Dario Casari gab die Leitung des Bereichs IT & Mobile an Fabrizio Camardella ab. Im Interview spricht Casari über die Gründe für den Schritt.
Warum hat Samsung Schweiz seine Organisation neu aufgestellt?
Dario Casari: Es handelt sich um eine Anpassung an Markt- und Produktgegebenheiten. Wir sind immer noch dynamisch, jung und hungrig und passen uns konstant an das, was draussen passiert, an.
Wie verändert sich der Markt?
Gewisse Player gibt es heute in einer anderen Form oder gar nicht mehr. Es wird zentralisiert, dezentralisiert, Einkäufe werden zusammengelegt oder auseinandergenommen. Insofern müssen wir anders dastehen, als noch vor drei Jahren.
War die Reorganisation eine Sparmassnahme?
Nein, auf keinen Fall. Gewisse Verantwortlichkeiten ändern sich, aber wir bauen kein Personal ab. Wir suchen Leute und bauen Bereiche aus. Aber wenn wir beispielsweise keine Drucker mehr herstellen, müssen wir die Leute woanders einsetzen.
In welchen Bereichen bauen Sie aus?
Samsung Pay ist ein grosses Thema, für das wir ein neues Team aufgebaut haben und weiter ausbauen, wenn das Wachstum so weitergeht. Large Format mit unseren LED-Walls ist ebenfalls ein Fokusthema, bei dem Customize zur Dienstleistung gehört wie der Pre- und After-Sales-Service. Damit wachsen wir unglaublich schnell und müssen entsprechend unsere Organisation anpassen.
Wie viel mehr Mitarbeiter haben Sie nun seit dem Start von Samsung Pay vor fast einem Jahr?
Sicher zehn Mitarbeiter mehr, und wir wachsen weiter.
Warum haben Sie die Leitung des Bereichs IT & Mobile (IM) an Fabrizio Camardella abgegeben?
Das war schon vor drei Jahren so geplant, als ich die Funktion ad interim übernahm. Es ist eine natürliche Nachfolge und ich freue mich, dass wir jemand "Junges" in einer so wichtigen Position nachziehen können.
Wie alt ist denn Fabrizio Camardella?
Er ist wie ich ein 1971er-Jahrgang. Der IM-Head bei Samsung verantwortet in erster Linie den Bereich Tablets und Mobile Phones. Das ist eine unglaublich wichtige Position, vom Volumen wohl vergleichbar mit einem Geschäftsführer wahrscheinlich jedes unserer Konkurrenten. Deshalb bin ich stolz, dass wir jemanden aufbauen und nachziehen konnten, der bald zehn Jahre bei uns ist. Wir wollen Talente fördern. Das soll anspornen, einen guten Job zu machen.
Was bedeutet das für Ihre Position?
Dass ich mehr Zeit habe, die anderen Bereiche zu unterstützen, noch intensiver mit den Leuten zusammenzuarbeiten und neue Möglichkeiten zu suchen. Ich kann mich auf die Leitung des operativen Geschäfts in der Schweiz konzentrieren. Mein Job ist der Auftritt als One Samsung. Das ist wichtig, weil die Produkte und Produktkategorien immer mehr zusammenwachsen.
Was könnten das für neue Möglichkeiten sein?
Wir wollen den Dienstleistungsbereich etwa mit Payment fördern. Ausserdem werden wir das erste LED-Kino Europas in der Schweiz lancieren. Das ist ein spannendes Business, in dem wir weiter Gas geben. Das sind alles Projekte, man kann nichts aus dem Regal ziehen.
Wer integriert solche LED-Walls?
Das machen wir mit auf Signage und je nach Branche passend spezialisierten Partnern. Wir arbeiten mit alten und neuen Partnern zusammen, daran sieht man, wie schnell sich der Markt entwickelt. Schraubte man früher den Fernseher an die Wand, sind es heute Kinos, bei denen Pitch-Abstände, Wärme- und Klimathemen zum Tragen kommen.
Entwickelt Samsung Schweiz auch dezidiert mit Fachhändlern, denen das traditionelle Consumer-Electronics-Geschäft wegbricht?
Absolut, gewisse machen das schon, haben sich weiterentwickelt vom Box-Moving zu Customized-Lösungen, im Consumer- wie im Geschäftsumfeld. Wir unterstützen den Handel dabei, wo wir können. In erster Linie mit innovativen Produkten, aber auch mit Trainings, mit Support in den Projekten, mit Pre-, During- und After-Sales. Wir sind im ganzen Verkaufszyklus dabei.
Nach welchen Kriterien wählt Samsung Schweiz Handelspartner für solche Projektgeschäfte aus?
Bei solchen klassischen B2B-Geschäften waren wir schon immer am Markt präsent. Wir arbeiten regional wie überregional mit dem Handel entsprechend seinem Know-how und seinen Kapazitäten zusammen. Wir betreuen den Handel mit unserem Aussendienst wie vor zehn Jahren. Wir haben kein bisschen abgebaut oder uns diesbezüglich anders aufgestellt. Wir zeigen die Produkte, laden an Schulungen ein und sind an Messen. Wir sind auf den Handel angewiesen, machen auch keine Direktgeschäfte, sondern generieren Leads und geben sie weiter.
In welchem Bereich von Samsung Schweiz sind solche Projektgeschäfte angesiedelt?
Das ist produktabhängig. Für Displays ist Daniel Périsset zuständig, für Tablet und Mobile Daniele Casella. Meine Aufgabe ist es, den richtigen Ansprechpartner zu finden, um gewisse Projekte anzugehen. Auch bei Tablets und Smartphones wird Customize immer wichtiger. Es gibt Knox Solutions, Sicherheitszertifikate, Applikationen und Lösungen, die je nach Vertical extrem wichtig sind.
Welche Auswirkungen erwarten Sie, wenn Thomas Brunner zur Leitung der Geschäftseinheit Consumer Electronics auch die Verantwortung für den Kundendienst übernimmt?
Weil Thomas Brunner zusätzlich den After-Sales-Bereich leitet, haben wir ein viel grösseres und besseres Verständnis davon, was die Erwartungen an uns sind. Das garantiert einen nahtlosen Übergang vom Verkauf zum Service. Er leitete schon früher bei Sony die Serviceabteilung, und weil er täglich an der Front ist, kennt er die Bedürfnisse von Partnern und Endkonsumenten bezüglich Service und After-Sales.
Wird Samsung Schweiz weiterhin an der CE-Trend-Show und Auto Zürich teilnehmen?
Ja, definitiv. Die CE-Trend-Show erlaubt uns, die Produkte dem Handel vorzustellen und die Kontakte mit ihm zu pflegen. Das ist uns extrem wichtig. An der Auto Zürich können wir mit dem Endkonsumenten kommunizieren und verstehen, was er gerne hat. Wir wollen die Kundenwünsche in der Produktion berücksichtigen. Es waren 35 000 Besucher an der Auto Zürich und wir hatten über 5500 Kontakte. Die Leute standen Schlange bei uns.
Wollen Sie an noch mehr Messen teilnehmen?
Wir möchten jede Möglichkeit nutzen, um mit unseren Partnern und den Endkonsumenten ins Gespräch zu kommen. Messen sind eine der wenigen Möglichkeiten dafür. Welche Messen die richtigen sind, werten wir gerade aus.
Gibt es genug Messen für den Handel?
Das muss der Handel beantworten. Wir suchen den Kontakt zum Handel über sämtliche Kanäle und besuchen sämtliche Messen im CE-Bereich. Wir treffen unsere Kunden auch ausserhalb unseres Landes etwa in Berlin an der IFA oder in Amsterdam an der ISE.
Samsung hat Samsung Pay im April 2017 in der Schweiz lanciert. Wie sieht Ihr Fazit aus?
Samsung Pay übertrifft unsere Erwartungen bei Weitem, wir wachsen sehr steil und haben wichtige Banken- und Merchand-Partner auf unserer Seite. Es ist eine vollumfängliche Lösung, weil sie am Terminal über Magnetstreifen und NFC funktioniert. Gleichzeitig funktioniert sie auch für jegliche andere Merchand-Karte.
Was sind Ihre Fokuskategorien in diesem Jahr?
Weiterhin Mobile und natürlich auch TV. Ausserdem alles, was den LED-Bereich betrifft und Weisswaren. Wir hatten eine erfolgreiche Swissbau, an der wir unser Built-in-Line-up zeigten. Das Feedback an der Messe war sehr gut, sowohl von Küchenbauern wie auch im Immobilienbereich.
Wie verlief das vergangene Jahr für Samsung Schweiz?
Gut, wir konnten unsere Position trotz rückläufigem Markt festigen und gewannen Marktanteile. Wir haben unsere Leaderrolle gefestigt und wollen den Trend auch 2018 weiterführen. Es ist ein WM-Jahr. Ich bin zuversichtlich, dass sich nicht nur die Saisonalitäten verschieben, sondern dass es einen leichten Boost im Markt gibt, den er bitter nötig hat. Der Markt hat sich in fünf Jahren halbiert.
Wie wollen Sie die Position von Samsung Schweiz ausbauen?
Mit unseren innovativen Produkten, die wir bald vorstellen werden. Ausserdem werden wir einen noch besseren Job als ohnehin schon machen. Wir sind motiviert und wollen noch enger mit dem Handel zusammenarbeiten, noch mehr Lösungen und Individualisierungen bieten. Wir brachten letztes Jahr mit "The Frame" ein einzigartiges Produkt auf den Markt, das sich stark individualisieren lässt.
Wie wollen Sie noch enger mit dem Handel zusammenarbeiten?
Indem wir jede Möglichkeit nutzen, mit dem Handel zu kommunizieren, intensiv auf ihn hören und seine Bedürfnisse beachten. Indem wir ihn trainieren, die nötigen Produktinformationen geben und mögliche Lösungen aufzeigen. Darum haben wir eine Verkaufsmannschaft, die sehr aktiv, schnell und mit viel Know-how ausgestattet ist.
Wie lautet Ihre Message an den Handel?
Ich will ihm keine Message geben. Der Handel weiss seit Jahren sehr gut, was er macht. Das sind alles Profis und wir spüren ihr Interesse an neuen Technologien, das schätzen wir sehr.
Sind Sie zufrieden mit der Performance des Handels?
Ja, definitiv, vor allem was die Qualität der Zusammenarbeit betrifft. Es ist kein Geheimnis, dass der Markt rückläufig ist, das betrifft sämtliche Kanäle. Aber wir wollen weiter eng mit dem Handel zusammenarbeiten.
Was sind die Bedürfnisse des Handels?
Seine Bedürfnisse haben sich nicht verändert. Der Handel will betreut, informiert und trainiert werden. Wir unterstützen ihn so gut wir können, etwa durch Trainings am POS. Wir kreierten letztes Jahr über 100 neue POS, verdoppelten nahezu die Anzahl Trainings und erhöhten massiv unsere Besuchsraten. Auch unsere Messepräsenz bauten wir aus, und in die Richtung wird es weitergehen.
Wie viele Nutzer hat Samsung Pay?
Wir nennen keine Zahlen.
Ist es mehr als Twint?
Dazu können wir uns nicht äussern. Wir kennen die Twint-Zahlen nicht.
Ist 55 Zentimeter ein Thema für Samsung Schweiz?
Nein, wir arbeiten nach Euro-Norm.
Was sind die Neuheiten von Samsung im TV-Bereich?
Wir stellen die Neuheiten dem Handel demnächst in Rom vor. An der CES zeigten wir, wohin der Weg in Bezug auf Multi Device, Kommunikation zwischen den Devices, IoT-Lösungen und Automotives führt.
Wie reagiert Samsung auf den OLED-Trend bei TVs?
Mit fast 50 Prozent Marktanteil sind wir der Trend. Wir hatten übrigens den ersten OLED-TV auf den Markt gebracht. Damit hörten wir aber auf, als wir mit QLED eine neue Technologie auf den Markt brachten. Das Feedback der Medien und Endkonsumenten auf unsere QLEDs ist hervorragend.
Wie nimmt der Handel neue Themen wie "The Frame" auf?
"The Frame" ist noch ein Nischenprodukt, aber das Feedback ist sehr positiv. Der Fernseher ist fast schon ein Möbelstück, deshalb ist es wichtig, wie man ihn installiert, dass er mit dem Internet verbunden ist. Der Handel ist dafür da, den Endkonsumenten bei solchen Themen zu unterstützen.
Werden Sie mit "The Frame" in neue Kanäle wie Möbelhäuser gehen?
Man kann ihn bereits in gewissen Möbelhäusern kaufen. Das ist fliessend, man sieht auch CE-Händler die Möbel verkaufen. Heute ist ein Fernseher auch eine Photo-Wall oder ein Large Format Display. Dasselbe gilt für Tablets. Die Geräte können heute alles. Deshalb ist wichtig, dass sie miteinander kommunizieren, dass man auf jedem Gerät dasselbe machen kann. Wir haben an der CES gezeigt, wie unsere Produkte über eine App miteinander kommunizieren. Das ist eine grössere Innovation als in den vergangenen Jahren.