Das ist Panasonics Masterplan
Panasonic Schweiz feiert sein Fünfjähriges. Um seine Weisse Ware hierzulande bekannter zu machen, hat das Unternehmen mit der Umsetzung eines Masterplans begonnen. Geschäftsführer Urs Fischer erklärt die Idee.
Panasonic Schweiz feiert fünfjähriges Bestehen. Wie sieht Ihr Fazit als Geschäftsführer von Panasonic Schweiz aus?
Urs Fischer: Die Überführung ist uns wirklich gut gelungen. Wir haben trotz aller Widrigkeiten erfolgreich gearbeitet und gute Resultate erzielt. Der Übertritt vom Familienunternehmen zu einem Weltkonzern brachte grosse kulturelle Veränderungen mit sich. Einige waren gewöhnungsbedürftig, von anderen wiederum können wir in der täglichen Arbeit profitieren. Unsere Kunden schenkten uns sehr viel Vertrauen und sahen es uns nach, wenn zu Beginn nicht alles rundlief. Das hat uns sehr motiviert und dafür sei nochmals herzlich gedankt. Personell hatte sich beim Übertritt nicht sehr viel verändert, da die knapp 40-köpfige Mannschaft praktisch identisch blieb. Mein Dank gilt auch Panasonic Deutschland und Panasonic Europa, die uns beim Aufbau kräftig unterstützten.
Wie verläuft das Weisswaren-Geschäft für Panasonic Schweiz?
Sehr gut. Panasonic bietet ein reiches Sortiment im Haushalts- und Beauty-Bereich. Wir sind im Markt sehr gut aufgenommen und gehören etwa bei den Mikrowellen zu den Top 3, sind Marktführer bei den professionellen Trimmern und belegen im boomenden Markt der Bart- und Haartrimmer ebenfalls eine Top-Position.
Wie wollen Sie bei anderen Produktgruppen wie etwa Rasierern wachsen, wo der Markt von wenigen Marken dominiert wird?
Wir profitieren von Panasonics Bekanntheit in der Unterhaltungselektronik. Unsere Chance besteht auch darin, dass wir unseren Partnern eine grosse Auswahl in verschiedenen Segmenten bieten. Wir haben zwar nicht dieselbe Werbepower wie die zwei Giganten im Rasierermarkt, aber unsere Produkte stehen ihnen qualitativ in nichts nach. Die Anforderungen an eine gute Rasur sind nicht zu unterschätzen. Bei der Entwicklung und Produktion des Scherkopfes kann Panasonic auf die Erfahrungen in der traditionellen japanischen Messerschmiedekunst zurückgreifen, und beim Antrieb des Scherkopfes bauen wir auf das hauseigene Linearmotorkonzept. So können wir die hohen Erwartungen an ein perfektes Rasierresultat sowohl für Trocken- wie auch für Nassrasierer optimal erfüllen.
Wie wollen Sie die Weisse Ware bekannter machen?
Wir haben seit Beginn des Geschäftsjahrs Anfang April mit der Umsetzung eines neuen Masterplans begonnen. Der sieht vor, dass wir als zusätzlichen Pfeiler zur Unterhaltungselektronik einen strategischen Fokus auf das Weisswaren-Sortiment legen. Dafür nahmen wir organisatorische und kommunikative Massnahmen vor.
Wie sieht der Plan aus?
Wir wollen die Präsenz an der Front erhöhen. Um der Weissen Ware einen höheren Stellenwert zu geben, organisierten wir den Verkauf neu. Ein Teil unseres Aussendienstes kümmert sich nun dezidiert um diese Warengruppe. Speziell bei der Betreuung der Key Accounts haben wir Spezialisten für Braune und Weisse Ware.
Wieso findet die Fokuserweiterung zu diesem Zeitpunkt statt?
Angesichts der Entwicklung im Bereich Unterhaltungselektronik mussten wir uns überlegen, welche Panasonic-Sortimente wir ausbauen können. Wir entschieden uns, den Beachtungsgrad der Weissen Ware zu erhöhen, während die Braune Ware weiterhin ein wichtiger Pfeiler bleibt. Ich bin froh, dass Panasonic so breit aufgestellt ist. Die Marke wird meist auf Unterhaltungselektronik reduziert, ist aber etwa auch führend im Bereich der Infotainment-Systeme in Flugzeugen und baute mit Tesla eine der grössten Batteriefabriken. Ich staune selbst immer wieder, was alles in Panasonic steckt. Für unsere Partner ist wichtig zu wissen, dass wir nicht umfallen, wenn es in einer Produktgruppe nicht so gut läuft. Die vielseitigen Segmente bei Panasonic stehen für ein gesundes Unternehmen.
Wie verlief die Reorganisation?
Es gab keine Reorganisation, sondern eine Umorganisation. Martin Schöb führt als Verkaufsleiter sein Team, dessen Mitglieder nun teilweise mit zusätzlichen oder anderen Aufgaben betraut wurden.
Wie wollen Sie die Präsenz an der Front erhöhen?
Wir bieten individuelle Werbemittel für den POS. Ausserdem sind wir mitten in den Vertragsverhandlungen mit Promotern. Sie durchliefen ein Auswahlprozedere und werden entsprechend von uns geschult.
Sind Shop-in-Shops geplant?
Nein, die Promoter sind als Einzelpersonen vor Ort.
Wird Panasonic an der Haushaltskleingerätemesse FEA Expo in Morschach ausstellen?
Wir denken darüber nach und haben Schritte in diese Richtung eingeleitet. Es ist uns wichtig, unsere Visibilität zu erhöhen, Ausstellungen sind eine Möglichkeit dafür.
Welche kommunikativen Massnahmen sind für die Neuausrichtung geplant?
Das Storytelling steht im Vordergrund. Wir arbeiten mit Influencern und Bloggern zusammen. Vor allem im Beauty- und Kitchen-Bereich bieten sich unsere Produkte für solche kommunikativen Massnahmen an. Klassische Werbemethoden gehen oft unter. Um die Zielgruppe dennoch zu erreichen, setzen wir auf den Einsatz neuartiger Content-Marketing-Strategien. Eine für uns besonders interessante ist das Micro Influencer Marketing.
Haben Sie schon einen Starkoch verpflichtet?
Ja, Fussballgoalie Yann Sommer ist stark als Koch-Blogger unterwegs. Sonst arbeiten wir eher mit Micro-Influencern zusammen, die etwa auf Instagram sehr beliebt sind. Die Botschafter müssen sich natürlich mit unseren Produkten identifizieren, damit sie eine gewinnbringende Wirkung erzielen.
Ändert sich mit dem Masterplan etwas an Panasonics Vertriebsstrategie in der Schweiz?
Nein, grundsätzlich nicht, wir bedienen alle Verkaufskanäle mit den für sie geeigneten Produktlinien.
Welche Bedeutung hat der Onlinehandel mit Weisser Ware für Panasonic Schweiz?
Zu Beginn dominierten im Onlinemarkt die Produkte der Unterhaltungselektronik. Seit Längerem nimmt der Anteil der Weissen Ware im Onlinegeschäft zu. Glaubt man den Marktforschern, wird dieser Anteil noch weiter steigen. Wir werden die Entwicklung verfolgen und uns marktkonform engagieren.
Welche Neuheiten wird Panasonic an der IFA in Berlin im Weisswaren-Bereich vorstellen?
Da gibt es einiges an neuen Produkten. Ab Herbst 2017 führen wir professionelle Pflegeprodukte wie die neue Gesichtsreinigungsbürste und einen Enhancer ein. Der Enhancer ermöglicht ein tieferes Eindringen der Pflegeprodukte auch in die unteren Hautschichten. Nach dem Auftragen des Pflegeprodukts wird das Gerät dazu einfach sanft über das Gesicht geführt. Dabei wird leichte Wärme und Ionenstrom generiert. Die Wirkstoffe aus der Pflege können somit besonders schonend und deutlich tiefer in die Haut eindringen. Also täglich Anti-Aging-Pflege in nur wenigen Minuten.
Wozu dienen die Promoter?
Sie sollen den Kunden vor Ort ein Erlebnis mit unseren Produkten vermitteln und dadurch den Abverkauf fördern. Die Vielfältigkeit der Einsatzmöglichkeiten der Beauty-Produkte und Haushaltsgeräte springt einem auf den ersten Blick nicht sofort ins Auge. Anhand von Beispielen kann ich dies konkreter aufzeigen: Mit dem neuen Slow Juicer kann man nicht nur gesunde Säfte pressen, sondern dank eines neu entwickelten Einsatzes auch fantastische Smoothies herstellen. Ebenso ist er für Suppen, Saucen oder Sorbets gut einsetzbar. Die All-in-one Food Prozessoren verarbeiten Gemüse, Früchte oder Käse für Salat, Suppe, Ratatouille, Pommes Frites oder andere Beilagen äusserst effizient. Der Verarbeitung frischer Lebensmittel sind keine Grenzen gesetzt. Ob Kneten, Schneiden, Reiben, Raspeln oder Mahlen –die Panasonic Food Prozessoren sind auf alle Tätigkeiten ausgelegt. Die Panasonic Mikrowellen können weit mehr, als Gerichte aufwärmen. Mit ihrer Turbodampf-, Back- und Grillfunktion ist mit kleinstem Aufwand die Zubereitung köstlicher Menus möglich. Dabei bleiben die Nährstoffe und Aromen erhalten. Ich kann einen Kochversuch wirklich empfehlen. Ich war selber vom Resultat sehr angetan. Es ist offensichtlich, in den Produkten steckt weit mehr, als sich - ausgestellt in einem Regal - vermuten lässt. Dies zu vermitteln und den Kunden zu begeistern, ist die Aufgabe der Promotoren.
In den vergangenen Jahren sprach Panasonics Europa-Chef Laurent Abadie an der IFA-Pressekonferenz jeweils lange über das Smarthome. Wie spielen die Weisswaren-Neuheiten von Panasonic mit dem Smarthome zusammen?
Beim Smarthome geht es um das gesamte Zusammenspiel diverser Bereiche, von der Energieversorgung über das Energiemanagement bis zu den vernetzten Steuerelementen. Unsere Weisswarenprodukte werden ein Teil der eingebundenen Produkte sein, weil sie die geforderte Convenience bieten.
Wann wohnen wir in einem Smarthome?
Das dauert noch etwas. Bei der gesamtheitlichen Betrachtung des Zusammenlebens hat sich im Vergleich zu vor zehn Jahren schon sehr viel getan. Die demografischen Veränderungen, das Mobilitäts- wie auch das Kommunikationsverhalten aber auch die Frage nach einem Übergang zu einer nachhaltigen Energieversorgung sind Fakten, die für eine zukünftige Form des Zusammenlebens, -wohnens berücksichtigt werden müssen. In den Smart City Projekten werden Erkenntnisse gewonnen, die in Konzepte mit erprobtem praktischem Nutzen umgewandelt werden können. Denn nicht alles was technisch möglich ist, wird vom Anwender als nutzbringend eingeschätzt. Entwicklungsflops sollen so möglichst verhindert werden. Ich freue mich auf die Eröffnung unser Smart City in Berlin. Dann können wir zeigen, wie sich Panasonic in einem solch komplexen Projekt einbringen kann. Panasonic deckt viele der geforderten Kompetenzbereiche ab. Darum bin ich sehr positiv gestimmt. Erste Erfahrungen konnte Panasonic bereits in den Smart Cities in Fujisawa, Moskau und Lyon sammeln.
Wie sieht Ihr 5-Jahresplan für Panasonic Schweiz aus?
Wenn wir so erfolgreich sind wie in den ersten fünf Jahren, sind wir sehr glücklich. Die Schweiz hat für Panasonic einen besonderen Stellenwert, da die „Early Adopters“ zahlreich sind und für einen Markttrend wegweisend sein können.
Wie drückt sich das aus?
Durch die Wertschätzung, die uns entgegengebracht wird. Dank langjährigen persönlichen Beziehungen konnten wir eine von Vertrauen und Glaubwürdigkeit geprägten Zusammenarbeit aufbauen.
Panasonic feiert nächstes Jahr 100-Jahr-Jubiläum. Was ist dazu geplant?
Die Vorbereitungsarbeiten laufen. Es wird Anfang Jahr eine etwas speziellere Panasonic Convention geben. Mehr sei noch nicht verraten, wir werden zu gegebener Zeit über die Details informieren.
Was raten Sie dem Handel?
Ich möchte dem Handel Mut machen, sich vom reinen Produkteverkauf zu lösen und sein Angebot in einen grössen Zusammenhang zu stellen. Nebst den Schnäppchenjägern gibt es eine Vielzahl von Konsumenten und Konsumentinnen, die eine mehr oder weniger umfassende Dienstleistung erwarten. Die Hardware ist dabei eine einzelne Komponente, die es zum Erfüllen der gesamten Leistungserbringung benötigt. Neue technologische Ansätze wie die Cloud oder Internet of Things müssen sicher noch weiter entwickelt werden, geben aber bereits heute eine Richtung vor. So oder so wird die Einbindung einzelner Komponenten in ein Netzwerk auf die eine oder andere Art eine Standardanforderung sein. Selbstredend sind da neue Kompetenzen gefragt, die sich der auf Audio- / Video fokussierte Händler zulegen sollte. Andere Branchen haben sich dem Thema ebenfalls angenommen und fischen bereits in unserem Teich. Wir wollen unsere Partner mit Schulungen befähigen, die Komplexität der heutigen Anforderungen bewältigen zu können.