Hands-on

Die etwas stockende "Nespressofizierung" des Tees

Uhr
von Coen Kaat

Mit dem Maker One will Bru den Teeautomaten erfunden haben – analog zum Kaffeeautomaten. Die optisch hübsche Maschine macht die Teezubereitung zu einer Bequemlichkeit. Wie der ­Hands-on-Test zeigt, muss man jedoch auch ein paar Abstriche in Kauf nehmen.

Der Maker One von Bru verspricht Tee auf Knopfdruck. (Source: Netzmedien)
Der Maker One von Bru verspricht Tee auf Knopfdruck. (Source: Netzmedien)

Beim Kaffee ist es schon vollkommen normal – spätestens seit George Clooney: Der Kaffee kommt per Knopfdruck aus dem Automaten. Die Welt der Teegeniesserinnen und -geniesser hinkte diesbezüglich jedoch lange Zeit hinterher. Die Schweizer Firma Bru wollte dies ändern und brachte den Bru Maker One auf den Markt. Der Name des Geräts wird in den Unterlagen und auf dem Produkt selbst zuweilen auch «BRÜ» geschrieben. 
Das im Test geprüfte Gerät in Schwarz und Gold ist in jeder Küche ein echter Hingucker. Das stylische Gerät verfügt über einen 3 Liter grossen Tank. Aus diesem fliesst das Wasser in eine Brühkammer mit Teesieb. Hier kann man entweder Teebeutel oder auch lose Teeblätter einfüllen. Hat der Tee genug gebrüht, fliesst der fertige Tee aus dem Automaten. Temperatur, Brühzeit und Füllmenge kann man über die Knöpfe und das Display auf der Vorderseite einstellen. Will man seinen Tee sofort geniessen, kann man auch gleich noch Kaltwasser aus dem Tank dazugeben, um den Tee etwas abzukühlen. 

Eine Tasse bleibt immer im Tank

Die Maschine richtet sich aber wohl eher an Einzelpersonen. Denn auch wenn der Tank 3 Liter fasst, gibt die Maschine nur eine Tasse Tee aufs Mal heraus. Die einstellbare Füllmenge reicht von 50 bis 350 Milliliter. Wer gerade mehrere Gäste zu Besuch hat und einen Krug Tee bereiten will, kann zwar beliebig viel heisses Wasser aus der Maschine beziehen, degradiert damit den Bru aber zu einem gewöhnlichen – wenn auch etwas unpraktischeren – Wasserkocher. Denn das Wasser benötigt eine gewisse Zeit (und ein paar Deziliter), um die ausgewählte Temperatur zu erreichen. Im Test hatte die Maschine schon einen halben Liter ausgegeben, bevor über 90 Grad heisses Wasser aus dem Bru floss - entsprechend war das Wasser im Krug zwar heiss genug, um weissen oder grünen Tee zu brühen. Wer aber lieber Rooibos- oder schwarzen Tee möchte, muss diesen aufgrund der höheren Brühtemperatur dieser Teesorten wohl besser in der Brühkammer des Teekochers zubereiten. Und folglich muss man sich auch wieder auf eine einzelne Tasse beschränken. 

Apropos Füllmenge. Wenn sich die Maschine darüber beschwert, zu wenig Wasser zu haben, und aufhört, Tee zu produzieren, sind noch mehr als 350 Milliliter im Tank. Anders gesagt: noch mehr als die maximale Füllmenge, die der Teekocher pro Tasse herausgibt. 

Bru vs. Wasserkocher

Die grösste Konkurrenz für den Maker One ist wohl kein Produkt eines Mitbewerbers, sondern der normale Wasserkocher. Viele aktuelle Modelle können das Wasser ebenfalls auf eine gewünschte Temperatur erhitzen. Mit einem Wasserkocher kann man zudem entscheiden, ob man nur eine Tasse oder gleich einen ganzen Krug zubereiten will. Der Vorteil des Bru ist die eingebaute Brühkammer; die Maschine hat die Brühzeit im Blick und gibt den Tee aus, sobald die eingestellte Zeit vorbei ist. In der Zwischenzeit kann man sich anderen Dingen zuwenden. Wer einen Wasserkocher nutzt, muss selbst daran denken, Teebeutel oder -kräuter zur richtigen Zeit herauszunehmen. Beim Maker One hat man aber auch mehr zu reinigen. Statt nur einen Wasserkocher und einer Tasse, muss man nach jeder Verwendung auch noch die Brühkammer reinigen. 

Wer vorausplant, kann sich einen Timer setzen, damit der gewünschte Tee zur gewünschten Zeit in der gewünschten Tasse bereitsteht. Wie der Hersteller auf der Website verspricht, soll demnächst eine App für den Maker One verfügbar sein. Mit dieser lässt sich der Brühvorgang aus der Ferne direkt oder mit einem Timer starten. Das Ganze hat jedoch nur einen Haken: Um die Tasse darunterzustellen und um Teekräuter oder -beutel in die Brühkammer zu geben, muss man dennoch zur Maschine pilgern. Dann kann man den Prozess doch genauso gut gleich von der Maschine aus starten. 

Vielleicht liegt es schon in der Natur von Tee selbst, dass sich dieses Getränk nicht «nespressofizieren» lässt. Kaffee muss weder brühen noch ziehen. Das heisst, man muss höchstens den Mahlvorgang der Bohnen abwarten und erhält nach akzeptabler Wartezeit ein heisses Getränk. Wer aber Tee will, muss länger warten können. 

Fazit

Das Gerät macht, was es verspricht: Es bereitet Tee zu. Die optisch hübsche Maschine ist aber wohl nicht für jeden praktischer als ein gewöhnlicher Wasserkocher – vor allem nicht für Gesellschaftsteetrinker. Wer eine Erfahrung wie bei einer Kaffeemaschine erwartet, wird enttäuscht. Statt eines heissen Getränks auf Knopfdruck erhält man mit dem Bru ein heisses Getränk auf Knopfdruck und muss eine gewisse Wartezeit in Kauf nehmen. Aber das Trinken (und vor allem auch die Zubereitung) von Tee entbehrt nicht eines gewissen Ritualverhaltens. Und vielleicht ist der Bru Maker One einfach die moderne Version eines Teerituals. So wie es sich im 21. Jahrhundert gehört: mit einem dedizierten Gadget.

 

Webcode
kw3e26p5