"Der Anfang war anspruchsvoll, es gab schlaflose Nächte"
Das junge Unternehmen Sumup hat den Master-Titel am Best of Swiss Apps Award 2014 gewonnen. Die Redaktion sprach mit CEO Daniel Klein über die Start-up-Phase, die Ansprüche von Schweizer Kunden und die Zusammenarbeit mit UBS.
Herr Klein, Sumup hat den Best of Swiss Apps Award 2014 gewonnen. Was bedeutet Ihnen dieser Titel?
Wir sind stolz auf diese Auszeichnung. Unter anderem auch darum, weil die Kunden in der Schweiz sehr hohe Ansprüche haben. Mit Sumup bieten wir ihnen eine Lösung, die ihre Bedürfnisse offensichtlich befriedigt. Das macht uns glücklich. Best of Swiss Apps ist zudem ein renommierter Award, dessen Bedeutung über die Landesgrenzen hinaus strahlt. Auch darum ist es für uns wichtig, in der Schweiz diesen Preis gewonnen zu haben.
Sie haben Sumup 2011 mitgegründet. Wie war es eigentlich damals als kleines Jungunternehmen ohne Investoren im Rücken?
Eine Unternehmensgründung ist nie einfach. In einem Start-up braucht es gerade zu Beginn besonders viel Herzblut und Engagement, um Erfolg zu haben. Zuvor konnte ich auch beim Online-Payment-System Skrill Erfahrungen mit Jungunternehmen sammeln. Diese halfen mir beim Start von Sumup. Der Anfang war herausfordernd und anspruchsvoll. Es gab viele schlaflose Nächte. Es war aber eine tolle Zeit, die auch viel Spass gemacht hat.
Sind heute noch alle Gründer mit dabei?
Ich gründete Sumup gemeinsam mit Stefan Jeschonnek, Jan Deepen, Petter Made und Marc-Alexander Christ. Made zog sich Ende 2013 aus dem ope-rativen Geschäft zurück, Deepen und Jeschonnek im Sommer 2014. Alle sind aber noch Anteilseigner. Diese Entscheidung wurde gemeinsam mit dem Gründerteam gefällt. Für ein Start-up wie Sumup sind solche Veränderungen normal. Erst ist man eigenfinanziert, dann sucht man Investoren als Part-ner, und das bringt Veränderungen. In jedem Jungunternehmen gibt es früher oder später Wechsel in der Geschäftsleitung.
Investoren wie Groupon und American Express haben einen zweistelligen Millionenbetrag in Sumup investiert. Wie wird dieses Geld genutzt?
Vorerst wollen wir unsere technologische Marktführerschaft ausbauen. Das hat oberste Priorität. Und dann müssen wir profitabel werden. Ende 2015 sollte es so weit sein.
Sind weitere Finanzierungsrunden geplant?
Ja, wir planen noch mindestens eine weitere. Es wäre unsere dritte, und sie dürfte im zweiten Quartal 2015 stattfinden. Dann wird es darum gehen, Kapital für mehr Wachstum zu erhalten. Ein Mittel, um profitabel zu werden, ist Expansion. Wir arbeiten also daran, mit Sumup neue Märkte zu er-schliessen.
Wie viele Mitarbeiter beschäftigt Sumup?
Wir sind ein von der britischen Zentralbank autorisiertes Zahlungsinstitut mit über 100 Mitarbeitern. Unser Hauptsitz ist in London, wir haben aber auch Büros in Berlin, Moskau und São Paulo. Sumup gibt es in Belgien, Brasilien, Deutschland, Frankreich, Grossbritannien, Irland, Italien, den Niederlanden, in Österreich, Polen, Portugal, Russland und in Spanien. Seit August 2014 bieten wir unsere Mobile-Payment-Lösung auch in der Schweiz an.
Die Unterschiede zwischen diesen Ländern sind gross. Spüren Sie das?
Auf jeden Fall. Nicht nur rechtliche Rahmenbedingungen, sondern auch Kundenbedürfnisse und Erwartungen an bargeldlose Zahlungssysteme sind unterschiedlich. Kunden in der Schweiz sind zum Beispiel besonders anspruchsvoll, was für uns eine Herausforderung ist. Darum macht es uns umso glücklicher, dass die Feedbacks von Schweizer Kunden ausgezeichnet sind. Russland wiederum ist rechtlich kein einfacher Markt. Wir arbeiten darum mit lokalen Partnern zusammen, um jede Region anders zu bearbeiten.
In der Schweiz kooperiert Sumup mit der UBS, gemeinsam wurde ein Kartenterminal entwickelt. Warum setzte man nicht auf eine Lösung, die es bereits auf dem Markt gab?
Wir haben diverse Lösungen getestet, aber keine stellte uns zufrieden. Das mag daran liegen, dass wir uns in einem Markt bewegen, der noch sehr jung ist. Wir bauten also eine eigene Lösung. Unser Kartenterminal ist eines der Alleinstellungsmerkmale von Sumup.
Das Kartenterminal, das für Sumup gebraucht wird, ist kostenpflichtig. Ist das nicht eine Hürde für den Kunden?
Ja, aber eine sehr kleine Hürde. UBS-Kunden bezahlen dafür 69 Franken, alle anderen 99 Franken. Der Preis ist niedrig, und auch KMUs können sich das leisten. Andere Lösungen würden den Händler mindestens das Fünffache in der Anschaffung kosten. Viele Anbieter vermieten daher Terminals mit einer Mindestvertragslaufzeit von zwei bis drei Jahren. Eine solche gibt es bei uns nicht, was unsere Kunden schätzen. Händler bezahlen übrigens nur, wenn das Terminal auch genutzt wird. Wir senden ihnen die Hardware zudem wenige Tage nach der Bestellung zu. Alles geht sehr schnell und effizient. Das können andere Player auf dem Markt in dieser Form nicht bieten.
Wie läuft eigentlich die Zusammenarbeit mit der UBS?
Hervorragend. Wir können uns keinen besseren Partner für die Schweiz vorstellen. Die UBS hat erkannt, dass ihre Kunden an einer Lösung im Bereich mPOS (Mobile Point of Sale, Red.) interessiert sind. Mit Sumup tritt sie als First Mover in einem noch jungen Markt auf. Wir haben in Gesprächen schnell gemerkt, dass wir eine gemeinsame Vision haben. Die UBS ist für uns ein wichtiger Partner, um Sumup auch in der Schweiz zu etablieren. Wir nehmen uns darum auch Zeit, UBS-Mitarbeiter zu schulen. Die Bank selbst hilft wiederum ihren Kunden, ihre eigenen Geschäfte voranzutreiben. So profitieren beide voneinander – eine klassische Win-win-Situation.
Wie viele Kunden nutzen Sumup?
Global nutzen einige zehntausend Händler Sumup aktiv. In der Schweiz wurden seit dem Marktstart über 3000 Geräte verkauft.
Ist Sumup auch für Grosskunden geeignet?
KMUs sind unsere primäre Zielgruppe, aber Sumup funktioniert auch für Grosskunden. Vor allem, wenn sie viel mobil unterwegs sind. Neben tausen-den kleinen Boutiquen, Cafés und Läden gibt es bereits auch grössere Firmen, die Sumup nutzen. Zum Beispiel Versicherungen, Transport- und Logis-tikunternehmen. Auch eine Integration in bestehende ERP-Systeme ist problemlos möglich.
Pro Transaktion fällt bei Sumup eine Gebühr von 1,5 Prozent für Debitkarten und 2,5 Prozent für Kreditkarten an. Sind diese Gebühren mit den Kartenterminals der Konkurrenz vergleichbar?
Nein, die Konditionen, die wir anbieten, sind unschlagbar günstig: Bei uns gibt es keine Leasingraten, keine Pro-Transaktionsgebühr, keine versteckten Kosten. Wir haben eine tiefere Marge als andere Anbieter. Davon profitieren vor allem unsere Kunden.
Was unterscheidet Sumup eigentlich von Konkurrenzangeboten wie iZettle oder Payleven von Rocket Internet?
Ich bin der festen Überzeugung, dass unser Produkt besser ist. Das liegt wohl vor allem daran, dass wir unser Kartenterminal von Grund auf neu entwi-ckelt haben. Wir bieten dem Kunden ein Nutzererlebnis, das ähnlich ist, wie wenn er ein iPhone auspackt. Die Benutzerfreundlichkeit von Sumup ist hoch, und das Branding spricht eine klare Sprache. Über unsere Konkurrenz kann ich nicht viel sagen.
Der Mobile-Payment-Markt ist hart umkämpft. Wie stehen Sie zu Angeboten wie Apple Pay, Google Wallet und Paypal?
Sie sind für uns keine Konkurrenz, sondern einfach weitere Zahlungsmethoden. Wir bei Sumup können von Apple Pay eigentlich nur profitieren. Wir wollen mit unseren Kartenterminals jegliche Zahlungsarten unterstützen und planen, auch Apple Pay zu integrieren. Lösungen wie Apple Pay bringen Anbieter von Produkten und Dienstleistungen dazu, über die Anschaffung neuer Kartenterminals nachzudenken. Davon werden auch wir profitieren.
Wie lange dauerte es eigentlich, um die Apps für Sumup zu entwickeln?
Wir bieten kostenlose Apps für die Betriebssysteme Android und iOS an. Diese entwickeln wir seit drei Jahren kontinuierlich weiter. Es gibt regelmässig Updates. Unser Terminal kann nicht nur via Bluetooth Low Energy, sondern auch per Audiokabel mit Smartphones und Tablets kommunizieren. Händ-ler haben so in jedem Umfeld eine zuverlässige Verbindung. Mindestens so aufwändig wie die Apps war aber auch die Entwicklung des Kartentermi-nals. Sie dauerte rund 18 Monate, wobei die Hardware weniger das Problem war. Wirklich aufwändig war es, sie für alle möglichen Einsatzbereiche zu zertifizieren.
Zum Beispiel?
Sumup ist von der britischen Financial Conduct Authority als Zahlungsinstitut autorisiert und für Europay, Mastercard und Visa sowie PCI-DSS zertifi-ziert. Unser Kartenterminal unterstützt zudem Zertifizierungen von der Payment Card Industry, die EMV Level 1 und Level 2, das PCI-PTS-Zertifikat und den Verschlüsselungsstandard TDES. Sumup erfüllt so die allerhöchsten Sicherheitsstandards für Kartenzahlungen, die es momentan gibt.
Was braucht Sumup im Backend?
Wir lagern alle Daten in eigenen Rechenzentren und lassen sie nicht bei Amazon oder Google hosten. Cloud Computing ist für uns aufgrund regulatori-scher Vorgaben keine Option. Auch hier erfüllen wir die höchsten Sicherheitsstandards. Sumup ist der einzige Hersteller, der proprietäre und zertifi-zierte Hardware, ein Anti-Betrugs- und Steuerungssystem sowie ein proprietäres und zertifiziertes Payment Gateway selbst entwickelt hat. Es ist un-möglich, in unser Terminal einzudringen. Wird das Gerät geöffnet, aktiviert es sofort einen Selbstzerstörungsmechanismus.
Haben Sie auch über den drahtlosen Funkstandard NFC nachgedacht?
Unsere Lösung unterstützt kein NFC, aber wir denken darüber nach. NFC ist noch wenig verbreitet und erst auf dem Vormarsch. Auch die Akzeptanz der Kunden ist noch nicht hoch. Mit NFC lassen sich zudem nur kleinere Beträge komfortabel bezahlen. Wir glauben aber, dass Apple Pay der allge-meinen Verbreitung einen Schub geben wird. Wir arbeiten daher gerade an einer Weiterentwicklung.
Planen Sie eine Unterstützung von Windows Phone oder Blackberry?
Wir wollen prinzipiell alle relevanten Plattformen unterstützen, haben aber bisher weder Windows Phone noch Blackberry in unsere Pläne mit aufge-nommen.
Sumup funktioniert seit November auch mit Bitcoin. Warum Bitcoin?
Einige unserer Kunden haben uns darum gebeten, unsere Lösung um die Unterstützung von Bitcoin zu ergänzen. Das haben wir nun gemacht, und es war nicht besonders schwierig: Der Code dafür wurde an nur einem Wochenende an einem Hackathon geschrieben. Nun lässt sich unser Kartentermi-nal auch mit Bitcoin nutzen, wenn das gewünscht wird.
Welche Zukunftspläne hat Sumup?
Wir wollen die weltweit erste Kreditkartenakzeptanzmarke werden, am Ball bleiben und alle möglichen Zahlungsarten unterstützen. Und natürlich wollen wir weiterhin eine flexible, schnelle und unkomplizierte Lösung anbieten, die unsere Kunden zufriedenstellt und für sie einen grossen Mehrwert garantiert.
Zur Person: Daniel KleinDaniel Klein ist Co-Founder und CEO des Mobile-Payment-Unternehmens Sumup und verantwortet dessen Vision, Strategie und Wachstum. Seit der Gründung von Sumup im Jahre 2012 hat Klein zwei Finanzierungsrunden erfolgreich abgeschlossen. Partner wie American Express, Groupon, B-To-V und BBVA haben zweistellige Millioneninvestitionen in Sumup getätigt. Nächstes Jahr könnte bereits eine weitere Finanzierungsrunde stattfinden.
Mit rund zehn Jahren Erfahrung in der Zahlungsindustrie ist Daniel Klein Experte auf seinem Gebiet. Vor der Gründung von Sumup gründete und leitete er erfolgreich mehrere Unternehmen, einschliesslich Skrill (ehemals Moneybookers), ein weltweit tätiger Anbieter digitaler Zahlungslösungen.
Stichworte
Das kann ich jederzeit empfehlen:
Snowboarden an Neujahr.
Darüber habe ich zuletzt gelacht:
Mit meiner kleinen Tochter über alles und nichts.
Heute in zehn Jahren:
Wird Bargeld absoluten Seltenheitswert haben.
Zur Firma
Sumup ist ein Mobile-Point-of-Sale-Anbieter mit Hauptsitz in London. Das Unternehmen wurde 2011 gegründet und ist seit Mai 2014 auf dem Schweizer Markt präsent. Mit der Lösung können Händler Kartenzahlungen mit Smartphones oder Tablets akzeptieren. Sumup bietet dafür einen Kartenleser und Apps für Android und iOS an. Das Produkt wird auch in Belgien, Brasilien, Deutschland, Frankreich, Grossbritannien, Irland, Italien, den Niederlande, in Österreich, Polen, Portugal, Russland und Spanien angeboten. Sumup hat seine grössten Standorte in Berlin, London, Sofia, Moskau und São Paulo und beschäftigt weltweit über 100 Mitarbeiter.