Kritische Stimmen zum Messeabschluss
Die CE Expo ist vorbei. Nach dem letzten Messetag haben einige Aussteller ihrem Ärger Luft verschafft. Novis-Geschäftsführer Andreas Tischhauser wird besonders deutlich.
Die sechste CE Expo hat am Mittwoch nach vier Messetagen ihre Tore geschlossen. In den St. Galler Messehallen präsentierten 55 Aussteller ihre Neuheiten und suchten die Nähe zum Fachhandel. Rund zehn Prozent weniger Fachbesucher kamen im Vergleich zum Vorjahr nach St. Gallen, wie die Veranstalter der CE-Messen GmbH mitteilen. In absoluten Zahlen waren es demnach über 3000. Zum Vergleich: Nach Zürich kamen letztes Jahr 3500 Fachbesucher.
Wie ist der Rückgang zu erklären? Nur am Standort St. Gallen kann es ja nicht gelegen haben. Fakt ist: Dem CE-Markt geht es auch in der Schweiz nicht gerade gut. Und vielleicht haben auch schon einige Händler resigniert, informieren sich deshalb schon gar nicht mehr über die frisch von der IFA eingeflogenen Neuheiten und verzichten auf den Konktakt zu ihren Lieferanten und zu ihren Branchenkollegen. Einige Aussteller beklagten erstaunlicherweise auch, dass viele Händler aus der deutschen Schweiz, etwa aus Zürich (!) den Weg offenbar nicht nach St. Gallen gefunden hätten.
Besucherrückgang am Dienstag
Ali Yasar, Geschäftsführer von Guntlin Elektronik, ist aber dennoch zufrieden mit dem Messeverlauf. Er habe seinen Kunden die neuen Produkte zeigen können. Diese seien sehr gut angekommen, womit das Ziel erfüllt sei. Die ersten zwei Tage seien sehr gut gewesen. Unzufrieden ist er aber über Messedienstag und –mittwoch. "Da kam es zum Zusammenbruch bei den Besucherzahlen", sagt er. Zürich wäre als Messestandort für viele besser gewesen. "St. Gallen ist zu weit weg", kritisiert Yasar.
Ein Aussteller, der anonym bleiben möchte, sagt ebenfalls: "Mir gefällt St. Gallen als Stadt sehr gut, aber geografisch nicht." Besonders am Mittwoch sei es bei ihm am Stand sehr ruhig geblieben, die Partner aus der Westschweiz hätten gefehlt.
Vorfreude auf Zürich
Ähnlich sieht es David Sieber, Geschäftsführer von Hama Schweiz. Er sei trotz seiner Vorliebe für Bratwürste froh, dass die CE Expo im nächsten Jahr wieder in Zürich stattfinde. St. Gallen sei schlicht zu dezentral. "In den vergangenen Jahren hatten wir viele Partner aus der Westschweiz hier, diese blieben dieses Jahr aus", sagt Sieber. Damit habe er aber bereits im Voraus gerechnet.
Trotzdem ist Sieber froh, hier gewesen zu sein. Er sagt: "Wir wollten uns auch unter diesen Umständen unseren Partnern präsentieren, insbesondere auch anlässlich unseres 90-jährigen Jubiläums in diesem Jahr."
Desinteresse trotz Neuheiten
Am deutlichsten wird Andreas Tischhauser, Geschäftsführer von Novis Electronics mit seinem Urteil über die Messe: "Ich kann es nicht anders sagen: Ich bin enttäuscht. Wir haben so viele geniale Produkte und trotzdem herrscht ein Desinteresse im Handel." Nach der Autoindustrie biete wohl keine Branche solch innovative neue Produkte, aber diese Emotionalität werde nicht aufgenommen. "Es geht nur um den Preis und die daraus resultierende Marge."
Dabei sei die CE Expo doch dazu da, den Besuchern Lösungen vorzuführen, zu demonstrieren und dem Handel Ideen zu liefern. Zwar seien einige junge Händler hier, die sich begeistern liessen und nicht zuerst nach dem Preis eines Gerätes fragten, aber das seien zu wenige gewesen. Dass viele Besucher der Messe wegen des dezentralen Standortes ferngeblieben seien, lässt er nicht gelten: "Ich gehe morgen an die Futura nach Salzburg. Dort werden wie jedes Jahr Händler aus ganz Österreich anwesend sein."
Hausaufgaben nicht gemacht
Die Schuld bei den Händlern zu suchen, wäre aber zu einfach. "Wir in der Industrie haben unsere Hausaufgaben nicht gemacht. Wir müssen ehrlich sein und auch mal sagen, dass es uns nicht gut geht." Er ruft dazu auf, dass Industrie und Handel gemeinsam nach Lösungen suchen, wie es weitergehen könnte. "Wir könnten uns gegenseitig hinaufschaukeln. Dafür braucht es zwar Bereitschaft, aber wenn nicht jetzt, wann dann? Wir sind keine Händler, sondern Unternehmer, die in Krisenzeiten erst recht etwas unternehmen müssen." Tischhauser ruft die Branche auch auf, offener und direkter zu kommunizieren: "Wir müssen wissen, wo genau der Schuh drückt."
Tischhauser sieht aber auch einen Lichtblick: "Wenn ich sehe, welche neuen Produkte es gibt, bin ich dennoch sehr optimistisch." Die junge Internetgeneration zeige sich begeistert von den neuen Produkten. "Denen geht es nicht um den Preis, die wissen ihn schon übers Internet", bemerkt er.
Die nächste CE Expo wird nächstes Jahr wieder in Zürich stattfinden und zwar vom 14. bis 17. September. Vorher geht aber noch die Expo CE 14 in Montreux vom 30. März bis 1. April über die Bühne.